Bei der Privatisierung der 6 Werften in Kroatien gibt es nur für 2 der zum Verkauf ausgeschriebenen Unternehmen Angebote.
Vizepremier und Wirtschaftsminister Damir Polancec (HDZ - Kroatische Demokratische Gemeinschaft) hat am 1.10. im kroatischen Fernsehen "HTV" einen neuen Privatisierungsanlauf mit gelockerten Bedingungen in 2-3 Wochen in Aussicht gestellt.
Obwohl er unzufrieden sei, dass nur für 2 Werften Angebote gelegt wurden, sei er nicht überrascht, so Polancec laut der kroatischen Nachrichtenagentur Hina. Der Ausgang des Ausschreibung zeige deutlich, in welcher schlechten Lage sich die kroatischen Werften befinden, sagte der Minister. Die Werften seien mit insgesamt 12 Mrd. Kuna (1,66 Mrd. Euro) verschuldet, davon seien 8 Mrd. Kuna durch staatliche Garantien besichert.
Auf die Kritik der Gewerkschaften, der Verkaufsprozess sei mitten in der Krise gestartet worden, entgegnete Polancec, dass der kroatische Staat gerade wegen der Wirtschaftskrise nicht jährlich 1,5 Mrd. Kuna für die Werften ausgeben könne. "Über 400 Mio. Kuna kommen vom Staat als Subventionen. Die Werften machen jährlich rund 1 Mrd. Kuna Verlust, die aus dem Budget abgedeckt werden", erklärte Polancec.
"Käufer müssen viel Geld haben"
Er rechnet in einem zweiten Privatisierungsverfahren mit mehr Bietern und mit einem erfolgreichen Verkauf, auch wenn es sich um Unternehmen mit großen Problemen handle. Die Käufer müssen "tapfer sein, eine Vision und viel, viel Geld haben", so Polancec. Auch die neue Ministerpräsidentin Jadranka Kosor (HDZ) bestätigte, dass die Regierung über ein Modell für die Fortsetzung der Privatisierung verhandle.
"Die EU-Kommission ist nicht offiziell von der kroatischen Regierung über das Ergebnis des Privatisierungsprozesses informiert worden. Wir warten jetzt, welche weiteren Schritte gesetzt werden", hieß es aus dem Büro von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes gegenüber kroatischen Medien.
Kroatiens Staatspräsident Stipe Mesic sieht Ungereimheiten bei der Geschäftstätigkeit der Werften. "Es gibt Gründe daran zu zweifeln, dass die Geschäftstätigkeit der Werften in Ordnung ist." Es sei nicht logisch, dass die Zulieferer der Werften gut wirtschaften und die Auftraggeber schlecht, kommentierte Mesic. Unterdessen steigt auch der politische Druck auf die Regierung. Der Abgeordnete Damir Kajin, Chef der IDS (Istrische Demokratische Versammlung), fordert, dass die Regierung wegen des Privatisierungsdesasters "ihre Koffer" packt.
Zwei Angebote für die Werften
Am 30.9. wurden zwei Angebote für die Werften gelegt: Das in Split ansässige kroatische Unternehmen More Trogir hat ein Angebot für die Werft Brodotrogir gelegt und das Unternehmen Adria Mar aus Zagreb für die Brodosplit - Brodogradiliste Specijalnih objekata (BSO). Kurz zuvor hatte der zuständige Privatisierungsfonds (HFP) noch von "großem Interesse" gesprochen. Für die restlichen vier Werften wurden keine Angebote gelegt.
Verkauft werden sollten die staatlichen Anteile (zwischen 83,32 und 99,53 %) an den verschuldeten Werften Brodosplit, Brodotrogir, 3. Maj und Kraljevica um 1 Kuna (knapp 14 Cent). Diese vier Werften haben bisher rote Zahlen geschrieben. Im Gegenzug für den symbolischen Kaufpreis sollten die Käufer durch Kapitalerhöhungen die notwendigen Investitionen vornehmen müssen.
Der staatliche Anteil in der Höhe von 59,25 % an der Werft Uljanik wurde zum Rufpreis von 397,49 Mio. Kuna (54,6 Mio. Euro) angeboten. Auch die Werft BSO wurde zum Mindestpreis von 18,16 Mio. Kuna angeboten, der dem Nominalwert entspricht. In den kroatischen Werften sind derzeit mehr als 11.000 Arbeitnehmer beschäftigt.