Ungarns Unternehmen begrüßen Steuerreform

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Die ungarischen Unternehmen begrüßen die jüngste Steuerreform, die auf eine Senkung der Abgabenbelastung von Arbeit abzielt, allerdings halten sie die Maßnahmen nicht für schlagkräftig genug. Dies resultiert aus einer repräsentativen Internet-Umfrage des Meinungsforschers Sonda Ipsos und der Website Lepeselony.hu, bei der 1.083 Unternehmen befragt wurden.

Zwei Drittel der Befragten glauben, dass die Abschaffung des Arbeitgeberbeitrages zur Krankenversicherung zur Sicherung von Arbeitsplätzen beiträgt, die Steuererleichterungen gehen ihnen aber nicht weit genug. Ebenfalls zwei Drittel der Befragten sagten, dass sich die Änderungen bei der Körperschaftssteuer auf ihre Tätigkeit kaum auswirken würden. Nach Meinung der Entscheidungsträger in den Unternehmen wäre in Ungarn eine 13- oder 14-prozentige Körperschaftssteuer wünschenswert - tatsächlich wird sie aber von 16 auf 19 angehoben, dafür wird die vierprozentige "Solidaritätssteuer" abgeschafft, was insgesamt eine einprozentige Verringerung der Steuerlasten der Unternehmen bedeutet.

Die Verringerung der Abgabenbelastung von Arbeit hat laut 65 Prozent der Befragten keinen Einfluss auf das Ausmaß der Schwarzarbeit. 68 Prozent meinen, dass sie auch die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen nicht beeinflussen wird. Die Hälfte der Befragten glaubt, dass die Steuerreform sich nur geringfügig auf die Konjunkturentwicklung auswirken wird, die andere Hälfte bestreitet überhaupt jeglichen Effekt.

Von der Reduktion der Abgabenbelastung erwarten 41,5 Prozent der Firmen eine Eindämmung ihrer Verluste, 24,2 Prozent erhoffen sogar einen Gewinnsteigerung, wobei 21,7 Prozent der Befragten sich davon versprechen, mehr Geld als früher geplant für Entwicklung und Investitionen aufwenden zu können. Je ein Sechstel der Unternehmen wird nach eigenen Angaben weniger Arbeitnehmer kündigen und das Plus an finanziellen Mitteln für Lohnerhöhungen bereitstellen.

Das kürzlich vom ungarischen Parlament verabschiedete Steuerpaket beinhaltet eine Verringerung des Arbeitgeberbeitrags von 32 auf 27 Prozent und die Anhebung der Umsatzsteuer von 20 auf 25 Prozent. Bei letzterer wird ein Steuersatz von 18 Prozent für Grundnahrungsmittel sowie für Fernwärme eingeführt, während der frühere Steuersatz von 5 Prozent für Medikamente, Bücher und Tageszeitungen beibehalten wird.

Besteuerung von Immobilien

Bei der Einkommensteuer wurde die der Freibetrag von 1,7 auf 1,9 Mio. Forint (6.955 Euro) angehoben. Die Grenzsteuersätze der zwei Progressionsstufen wurden bis 5 Mio. Forint von 18 auf 17 Prozent, über 5 Mio. Forint von 36 auf 32 Prozent gesenkt. Im Sinne der "Steuer für hochwertige Vermögensgegenstände" - Luxussteuer - sollen ab 2010 vor allem Immobilien besteuert werden. Steuerfrei bleiben die vom Eigentümer selbst bewohnte Wohnung im Wert von maximal 30 Mio. Forint (knapp 110.000 Euro) sowie ein zweites Grundstück bis 15 Mio. Forint, darüber hinaus werden die Immobilien progressiv mit 0,25 bis 0,5 Prozent versteuert.

Bei der Steuerreform verfolgte die Regierung vor allem das Ziel, Arbeit zu fördern - es ging weniger darum, den Konsum zu stimulieren. Dem Schutz der Arbeitsplätze gelte das Hauptaugenmerk der Regierung, betonte Regierungschef Gordon Bajnai gegenüber der Tageszeitung "Nepszabadsag". Die Arbeitskosten der Unternehmen würden jährlich insgesamt um rund 400 Mrd. Forint entlastet. Laut Bajnai wird der Konsum auch dadurch gefördert, dass durch die neue Steuerregelung bereits heuer rund 1,35 Mio. Ungarn mit einem Monatsgehalt von mindestens 166.000 Forint jährlich ein Einkommensplus von 36.000 Forint hätten. Zudem solle im nächsten Jahr die neue Steuerstruktur in sämtlichen Einkommenskategorien zu einem Anstieg der Nettolöhne führen.

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