Urlaubsanbieter wollen aus Krisen lernen

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Ob Aschewolke, Ölpest, Wirtschafts- und Euro-Krise, Streiks oder politische Demonstrationen - den heimischen Reiseveranstaltern dienen diese weltweit oder regional relevanten Ereignisse als Lernobjekte.

"Es gibt immer irgendwo eine Krise, wir haben nur gelernt, damit umzugehen", sagte Margit Ebner, Produktverantwortliche des Reiseveranstalters TUI. Man müsse die "Krise als Chance sehen, viele Dinge, die falsch gelaufen sind, zu ändern", bestätigte auch Fanny Nunner-Grammatikou (Griechische Zentrale für Fremdenverkehr) Montagabend bei einer vom Club Travel Media gemeinsam mit der Europäischen Reiseversicherung (ERV) initiierten Diskussionsveranstaltung zum Thema "Urlaub in Krisenzeiten".

Nach solchen Erfahrungen müssten die "Kapazitäten" anderer Gebiete, Länder und Urlaubsregionen gestärkt, neue Zonen erschlossen und die Nachfrage "in bestimmte Bahnen" gelenkt werden, so Ebner. Zwar unterscheiden sich hier großräumige Probleme, wie Finanz- und Wirtschaftskrise oder die Aschewolke von lokalen Schwierigkeiten, wie dem Ölteppich im Golf von Mexiko oder den politischen Unruhen in Thailand, doch sei "es mehr oder weniger der Branche selbst überlassen, wie sie drauf reagiert", erklärte Peter Kolba vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Die Beschwerdeflut an die Reiseanbieter nach der Vulkanaschewolke habe sich in Grenzen gehalten, nur 150 von 20.000 Kunden, die in dieser Zeit auf Flughäfen gestrandet waren, haben laut Kolba Beschwerde eingelegt.

Die Reisebranche ist laut Rewe-Austria-Touristik-Geschäftsführer Martin Fast "immer als erste betroffen" und die Vorstellung diverser Zukunftsszenarien ein "Ding der Unmöglichkeit". Eine Aschewolke, die den Flugverkehr lahmlegt habe es noch nie gegeben und sei von niemandem erwartet worden. Auch die plötzlichen Finanzprobleme Griechenlands mit den darauffolgenden Ausschreitungen seien unerwartet gewesen und hätten vermehrt zu Besorgnis bei den Kunden geführt.

Griechenland als das beliebteste Reiseziel der Österreicher sei aber nach wie vor eines der sichersten Urlaubsländer Europas, betonte Nunner-Grammatikou. Vor allem Pauschalreisende, für die der Reiseanbieter von der An- bis zur Abreise komplett verantwortlich ist, könnten sich in Krisenfällen auf eine "verbesserte Rechtssituation" verlassen - im Gegensatz zu Buchungen via Internet, wo es keine "Pakete" gebe und die Pauschalreiserichtlinie nicht zum Tragen komme. Für den Vorstandschef der Europäischen Reiseversicherung (ERV), Martin Sturzlbaum gebe es zwar "Grenzen der Versicherbarkeit", diese würden sich aber immer weiter ausdehnen.

Konkret für Griechenland würden zwar Katalogpreise für Pauschalreisen nicht mehr verändert, allerdings seien im Kurzfristbereich durchaus Preisänderungen möglich. Teilweise werden kostenlose Storno- und Umbuchungsgarantien bis eine Woche vor Abflug angeboten.

Dennoch ermögliche ein "sehr kurzfristig verändertes Urlaubsverhalten" der Reisenden auch dem Urlaubsland Österreich "die Chance, sich nun zu positionieren", wie Walter Krahl, Vertriebsleiter der Verkehrsbüro Gruppe, ausführte. Abseits des klassischen Griechenlandurlaubs nehmen seiner Aussage nach "Selbstfahrerurlaube" ins Obere-Adria-Gebiet zu. Ebenfalls Wachstum sieht er künftig in den Segmenten Kreuzfahrten, Individualreisen und Aktivurlaube. Für Griechenland hofft er, dass am Saisonende das Minus "leicht" ausfällt - "5 Prozent wären schön".

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