Wien sagt Pfuschern den Kampf an

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In Wien wird jährlich im Ausmaß von 1,7 Mrd. Euro gepfuscht, wodurch der öffentlichen Hand 1 Mrd. Euro an Abgaben entgehen.

Brigitte Jank, die Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer (WKW) hat eine Studie dazu in Auftrag gegeben. Resultat: Der Anteil der Schattenwirtschaft am Wiener Bruttoregionalprodukt liegt bei 2,6 % und damit unter dem Österreich-Durchschnitt von 3,6 %.

Ein Grund dafür sei, dass die meistbetroffenen Branchen wie das Bau- und Baunebengewerbe, Reparaturarbeiten oder Gastronomie strukturell in der Bundeshauptstadt weniger vertreten seien. Sollte hingegen der komplette Bereich der Schattenwirtschaft im legalen Sektor abgewickelt werden, könnten allein in Wien 340 Mio. Euro Umsatzsteuer, 180 Mio. Euro Lohnsteuer und 500 Mio. Euro Einnahmen für die Sozialversicherungen lukriert werden. Nicht zuletzt würden 35.800 Arbeitsplätze geschaffen.

Derzeit sehe sich aber die legale Wirtschaft mit Angebotspreisen konfrontiert, die sie aufgrund der Abgabensituation nicht konkurrenzieren könne, kritisierte Jank "ein sehr unfaires und die Wirtschaft schädigendes Verhalten". Im Konkursfall eines Pfuscherunternehmens Töpfe wie der Insolvenzausgleichsfonds oder die Bauarbeiterurlaubskassa angezapft, in welche das betroffene Unternehmen nie eingezahlt habe. Hier bedürfe es einer Reform.

Schärfere Kontrollen

Zugleich gelte es, die Kontrollen zu verschärfen. "Solange man nicht erwischt wird, wird sich in der Frage nichts ändern", pflichtete auch Gottfried Parade, Obmann der WKW-Sparte Gewerbe und Handwerk bei. Zudem müsse die Politik Aufklärungsarbeit leisten, um die Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung zu erreichen. Schließlich sähen laut Umfrage 40 % die Schattenwirtschaft als Kavaliersdelikt - aber lediglich 23 % hielten die Entnahme von Zeitungen aus dem Wochenendständer, ohne zu bezahlen, für ein solches.

Deshalb stellte sich Jank hinter die Forderung von WKÖ-Chef Christoph Leitl, wonach ein Handwerkerbonus von 20 % der Arbeitskosten bis zu einem Maximalbetrag in Höhe von 1.200 Euro von der Steuer absetzbar sein sollte. Dies würden den Staat 150 Mio. Euro kosten, den volkswirtschaftlichen Schaden jedoch um mindestens 5 % senken. Weitere Maßnahmen seien die Anhebung der Umsatzsteuergrenze von 30.000 auf 50.000 Euro und eine Reform der Auftraggeberhaftung.

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