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Wirtschaftsexperte zu Inflation: "Es braucht mehr Wettbewerb"

Die Wirtschaftslage in Österreich liegt weiterhin flach: Die Teuerung liegt deutlich über dem Schnitt der EU. Gastronomie und Energie sind besonders hohe Preistreiber. Wirtschaftsexperte Holger Bonin vom IHS ist dazu im ZIB2-Studio.

Die Verbraucherpreise sind heuer im Juli mit 3,6 Prozent auf Jahressicht stärker gestiegen, als in der Schnellschätzung der Statistik Austria angenommen: Ursprünglich ging man von 3,5 Prozent aus, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Zu den größten Preistreibern zählten weiterhin die Gastronomie sowie Energie.

Diese Güter sind betroffen

Die Kosten für Restaurants und Hotels stiegen im Schnitt um 5,8 Prozent, wobei die Preise für Bewirtungen und Beherbergungen gleichermaßen anzogen. Während die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher hier sparen können, haben sie bei Wohnen, Wasser und Energie kaum eine andere Wahl. Wobei hier der Preisanstieg um 5,7 Prozent vor allem auf den Strompreis zurückzuführen ist, der innerhalb von 12 Monaten um 35,3 Prozent in die Höhe schnellte. Die Mieten stiegen um 4,2 Prozent und für die Instandhaltung der Wohnungen musste man 3 Prozent mehr einkalkulieren als ein Jahr zuvor. Bei der Position "Verschiedene Waren und Dienstleistungen" stiegen die Preise um 4,7 Prozent. Für Versicherungen musste man nur um 4,4 Prozent mehr einkalkulieren, Verwaltungsgebühren stiegen hingegen um satte 47,6 Prozent.

Warum ist die Inflation wieder so stark gestiegen?

Die Inflation ist in Österreich fast doppelt so stark wie im EU-Schnitt. Laut IHS-Experten Holger Bonin sei das Problem dennoch „ein bisschen kleiner, als es scheint“. Er führte den starken Teuerungsanstieg unter anderem auf verschiedene Maßnahmen der Regierung zurück – beispielsweise das Abschaffen der Strompreisbremse, die zu einem preislichen Anstieg bei Endverbrauchern geführt hat. „Irgendwann muss man solche Preisgrenzen ausbremsen“, so Bonin. Hätte man die Strompreisbremse später erst abgeschafft, hätte sich der Teuerungsschub zu einem späteren Zeitpunkt ähnlich ausgewirkt.

Was machen andere EU-Länder besser?

Auf die häufig gestellte Frage, was denn die anderen EU-Mitglieder besser machen würden, führte der Wirtschaftsexperte verschiedene länderspezifische und wirtschaftspolitische Faktoren als Gründe an – in Österreich steige die Inflation aber unter anderem wegen der Lohnsteigerungen. Insbesondere der österreichische Kaffee kostet immer mehr: Laut Bonin, weil immer mehr Menschen konsumieren. Dies gelte auch für die Gastronomie im Generellen, weil die Nachfrage steige – steigen die Preise. Gebe es aber mehr Angebot – also mehr Wettbewerb, dann würde sich die Inflation auch hier einpendeln, erklärte Bonin.

Lebensmittelpreis-Eingriffe nicht zielführend

Preiseingriffe in Lebensmittel und Co. seitens der Regierung sind politisch umstritten. Der Wirtschaftsexperte erklärte, wenn man hier bei der Mehrwertsteuer eingreife und sie senke, würde das die Regierung eine halbe Milliarde Euro jährlich kosten – bei dem Budgetloch keine günstige Maßnahme für die Regierung. Zudem würde dieser Eingriff auch einkommensstarke Konsumenten treffen und damit nicht zielgruppenspezifisch sein.

Es braucht mehr Wettbewerb

Man müsse über den Wettbewerb im Handel nachdenken und sich auf EU-Ebene gegen den "Österreich-Aufschlag" einsetzen. Eine Wettbewerbsintensivierung bei Supermärkten könnte die Inflation fallen lassen, so Bonin, "das heißt aber auch, dass die Wege zum Supermarkt für den einzelnen Kunden weiter werden".

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