Parmelin gesteht ein: "Zwischen Juli und September haben wir die Lage unterschätzt".
Bern - Die Schweizer Regierung hat Fehler bei der Corona-Bekämpfung eingestanden. "Zwischen Juli und September haben wir die Lage unterschätzt", sagte der neue Bundespräsident Guy Parmelin dem "SonntagsBlick". "Wir dachten, wir könnten das Virus meistern. Gedanklich war es weit weg", führte der Politiker der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) aus.
Neben der Politik seien aber auch viele Spezialisten überrascht gewesen, als die Coronavirus-Fälle plötzlich wieder derart schnell gestiegen seien, sagte Parmelin. Zudem sei die Koordination zwischen dem Bund und den Kantonen nicht perfekt, sagte der 61-Jährige. Die Absprache mit und zwischen den Kantonen sei nicht immer optimal.
"Es war und ist nicht immer einfach. Und manchmal musste der Bundesrat (Regierung, Anm.) mit den Kantonsregierungen auch Klartext reden", so der Bundespräsident weiter. "Die Westschweizer Kantone haben mehrfach bewiesen, dass dies möglich ist." Dazu ist laut Parmelin viel Dialog nötig. "Sowohl die Koordination wie den Dialog können wir sicher noch verbessern."
In dieser Coronavirus-Krise lerne man fast jede Woche etwas Neues, sagte Parmelin weiter. "Niemand, nicht einmal die Wissenschaft, kann der Politik sagen, mit welchen Maßnahmen die Probleme innert drei, vier Wochen gelöst wären", sagte er weiter und verwies diesbezüglich auch auf die neue Virus-Mutation.
Parmelin warb zugleich auch um Verständnis für die bisherige Zurückhaltung der Regierung bei der Verhängung drakonischer Maßnahmen. Diese könnten Existenzen zerstören und kosteten viel Geld. "Darum spricht der Bundesrat stets mit den Kantonen und mit den Sozialpartnern. Die Maßnahmen, die wir getroffen haben, waren immer eine Güterabwägung zwischen Gesundheit, Wirtschaftlichkeit und der Psyche der Menschen. Es ist nicht alles schwarz-weiß", betonte der SVP-Politiker.