Coronavirus

Experten: Maßnahmen für Osten kommen "erstaunlich spät"

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Experte Bergthaler warnt: Die nächsten Wochen werden nicht einfach werden.

Die Überlegungen bezüglich neuer Maßnahmen vor allem im von der britischen SARS-CoV-2-Variante stark betroffenen Osten des Landes kommen für den Virologe Andreas Bergthaler erstaunlich spät: "Die Faktenlage ist seit ein paar Wochen klar", auch wenn auf Bundesländerebene Überraschung signalisiert würde. Die Prognosen seien zumeist "erstaunlich treffsicher" gewesen, dementsprechend sei auch klar, "wie sich das weiterentwickelt, wenn man jetzt nicht schnell Maßnahmen ergreift".

Aus der Warte vieler Experten sei es "doch überraschend, wie in den letzten Wochen mit dieser Datenlage umgegangen wurde", sagte der Wissenschafter vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Mittwoch zur APA. Die schwierigen Entscheidungsprozesse auf den verschiedenen politischen Ebenen zwischen Bund und Ländern erleichtern dies offenbar nicht.

Vergleich mit Dänemark

Dass es anders geht, zeige sich etwa in Dänemark, wo mittlerweile das Erbgut jeder positiven Covid-19-Probe durchsequenziert wird. Tue sich hier eine bedenkliche Entwicklung auf, werde auch rasch reagiert. "Dänemark ist bei einem Zwei-Prozent-Anteil der britischen Variante in den Lockdown gegangen. Wir sind jetzt bei 80 bis 90 Prozent und einer (Sieben-Tages-, Anm.)Inzidenz von um die 300 und es wird weiter diskutiert." Das Land im Norden Europas dagegen stehe aktuell mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von 85 deutlich besser da als Österreich und setzt nun kontinuierlich Öffnungsschritte.

Egal, welche Maßnahmen nun im Osten Österreichs getroffen werden - Details soll es gegen Mittwochabend geben, "die Verzögerung, bis das dann auch in den Krankenhäusern ankommt, ist wahrscheinlich drei bis vier Wochen lang. Das heißt, es wird keine einfache Zeit werden", sagte Bergthaler.

Nicht zuletzt seien die Gesamtzahlen abhängig davon, wie viel Erleichterung der viel zitierte und schwer fassbare saisonale Effekt durch wärmere Temperaturen bringe. "Wir haben jetzt zumindest um den Faktor zehn höhere Zahlen als letztes Jahr." Wenn Berechnungen, die die saisonale Dämpfung auf zehn bis 20 Prozent schätzen, zuträfen, "wird das Virus nicht unbedingt zu Sommerbeginn von der Oberfläche verschwinden", so der Wissenschafter.

Ost-West-Gefälle

Der systematische Blick, den Bergthaler und Kollegen zuletzt deutlich verstärkt auf die Ausbreitung der Varianten in Österreich richten, zeige weiter ein Ost-West-Gefälle. Allerdings ziehe der Westen beim Variantenanteil zeitversetzt nach. So liege er in Vorarlberg in der Kalenderwoche elf auch bereits bei 58 Prozent, nach im Variantenbericht der AGES ausgewiesenen 33 Prozent in der Kalenderwoche zehn. Dahinter verbirgt sich zum Großteil die britische Variante, so Bergthaler, der "nicht überrascht" wäre, wenn B.1.1.7 auch im Westen bald dominiert. Der Zeitverzug gegenüber dem nun heiß diskutierten Osten betrage könnte in etwa zwei bis vier Wochen betragen. Darauf würden auch Daten aus Kläranlagenproben aus dem Westen hindeuten.

Insgesamt wird das Mutations-Bild weiter heterogener: "In diese B.1.1.7-Variante wachsen auch weitere Mutationen hinein und entstehen." Dazu kämen weitere Varianten, die einer genaueren Betrachtung unterzogen werden und auch international beobachtet werden. Das sei alles insgesamt nicht überraschend, betonte Bergthaler: "Wir sehen einen bunten Strauß", in dem der "Wildtyp" einen immer kleineren Anteil einnimmt. Gemeinsame Anstrengungen, um die Zahl an Neuinfektionen in Richtung einer Sieben-Tages-Inzidenz von zumindest 50 zu reduzieren, wären sinnvoll. 

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