Immer mehr Menschen wissen nicht, wo sie sich angesteckt haben
Die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der MedUni Wien warnt in einem Mail an mehrere Personen der Task-Force des Gesundheitsministeriums davor, dass die Kontrolle über das Infektionsgeschehen verloren gehen könnte. Detailanalysen in Wien hätten gezeigt, dass "Infektionen bereits in unklarer Weise im Öffentlichen Raum (...) akquiriert werden", zitierte die "Kleine Zeitung" (Sonntagsausgabe) aus Puchhammer-Stöckls Mail.
Konkret schrieb die Virologin, die gegenüber der Tageszeitung die Authentizität des Mails bestätigte: "Unsere Analysen von einzelnen bis aufs Detail von uns untersuchten SARS-Infektionsfällen in Wien (genaues PCR-Screening aller irgendwie in Frage kommenden Kontaktpersonen) zeigen, dass Infektionen bereits in unklarer Weise im Öffentlichen Raum (Öffis, Geschäft als einige mögliche Quellen) akquiriert werden. Es scheint, die Kontrolle über das Infektionsgeschehen geht verloren."
Man habe bei Untersuchungen festgestellt, "dass immer mehr Menschen nicht wissen, wo sie sich angesteckt haben könnten", erläuterte die Medizinerin gegenüber der "Kleinen Zeitung". "Wir haben dann alle Kontaktpersonen in mehreren Fällen geprüft und gesehen: Es waren nicht Familie oder Arbeitskollegen, über die die Ansteckung erfolgte." Damit bleibe eben nur der öffentliche Raum, hieß es in dem Bericht. "Man ist in eine diffuse Situation gekommen. Ich glaube, das verhält sich in manchen Bundesländern genauso", sagte Puchhammer-Stöckl.