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Der Spaß am Spiel

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Jedes Kind spielt täglich. Und auch wenn Erwachsene es anders nennen – Hobby, Leidenschaft oder Freizeitvergnügen – setzt sich ihr Spieltrieb doch bis ins hohe Lebensalter fort.

Warum besitzen wir Menschen die natürliche Lust zu spielen und welche Bedeutung hat sie für unsere Existenz?

Was ist der Spieltrieb?

Als Spiel bezeichnet man ein Tun, das keinem Zweck dient, sondern allein wegen der damit verbundenen Freude geschieht. Eigentliche stellt das vermeintlich „sinnlose Treiben“ Psychologen und Evolutionsforscher vor ein Rätsel. Mittlerweile existieren jedoch mehrere Modelle, die erklären, wie der Spieltrieb des Menschen zustande kommt:

  1. In die Haut eines anderen schlüpfen

    Psychoanalytiker wie Sigmund Freud vertraten die Ansicht, Spiele würden uns Wege eröffnen, die in unserem eigenen Leben unmöglich sind. Auf diese Weise können Spieler still gehegte Wünsche real werden lassen, Tabus überwinden oder auch Aggressionen abbauen. Im Spiel können die Akteure sogar Persönlichkeitszüge für sich ausprobieren, die sie im sozialen Miteinander eher unterdrücken.

  2. Sieg in der Konkurrenz

    Einige Menschen haben ein gesteigertes Interesse daran, andere im Wettbewerb zu übertrumpfen und ihren eigenen Vorteil zu sichern. Der charakterliche Unterschied ist Gegenstand vieler wirtschaftswissenschaftlicher Versuche: Hier wird zwei Spielern Geld geboten, wenn sie sich beide darauf einlassen, einen geringen Betrag zu erhalten. Einige stimmen dem Deal gerne zu, während überzeugte „Gewinnertypen“ jedes Arrangement ablehnen, das ihnen nicht den maximalen Gewinn und das Ausstechen ihres Gegenübers verspricht.

  3. Hormonelle Reize

    Eine unverhoffte Belohnung wie der Gewinn eines Geldbetrags löst im menschlichen Gehirn die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin aus. Damit kennzeichnet unser Organismus Erlebnisse, die für unsere Existenzsicherung hilfreich sind. Neben Erfolg im Spiel erzeugen auch Sex und kalorienreiches Essen diese Reaktion. Unser Gehirn setzt hier auf den schnellen Lerneffekt: Der Mensch merkt sich den Positiv-Reiz des Dopamins und strebt nach Wiederholung. Auf diese Weise wird unsere Spiellust ein Leben lang aufrechterhalten.

  4. Der "Flow"

    Der bekannte Spielwissenschaftler Mihály Csíkszentmihályi definierte diesen Begriff bereits in den 1980er Jahren. Unter Flow versteht man eine Phase, in der sich jemand völlig im Einklang mit seiner Tätigkeit fühlt und damit im Hier und Jetzt aufgeht. Viele beschreiben den Zustand auch als eine Art Trance.

Wie wichtig ist spielen für jüngere und ältere Menschen?

Der Spaß am Spiel zieht sich durch alle Lebensalter – dabei erfüllt das Spiel jedoch stets altersgemäße Zwecke. Bei Kindern und Erwachsenen unterscheiden sie sich vor allem in den folgenden Aspekten:

  • Kinder lernen beim Spiel: Bis sie ein Alter von 6 Jahren erreichen, sollten Kinder laut der Meinung von Fachleuten zwischen 7 und 8 Stunden am Tag spielen. Hauptzweck des Spiels in dieser Lebensphase ist die Entwicklung der kindlichen Fähigkeiten: Kinder verbessern durch das Spielen ihre Motorik und lernen beim Beobachten, wie die grundlegenden Naturgesetze funktionieren. Doch auch psychologisch erfüllt das Spielen wichtige Funktionen für junge Menschen. Indem sie kleine Herausforderungen meistern, stärken sie ihr Selbstbewusstsein und vertrauen zunehmend ihren individuellen Fähigkeiten. Wer hier gute Erfahrungen macht, traut sich auch im späteren Leben mehr zu.

  • Kinder üben im Spiel das Miteinander: Spielen fördert die Eigenschaften, mit denen Kinder in ihrem sozialen Umfeld adäquat agieren können. Sie lernen, aggressive Impulse zu zügeln und beginnen, sich in die Gefühle ihres Gegenübers hineinzuversetzen. Damit werden spielerisch spätere Konfliktsituationen vorbereitet. Andererseits ist das Spiel auch eine Gelegenheit, seine eigenen Interessen durchzusetzen und gegen Widerstände zu verteidigen.

  • Erwachsene entfalten ihre Potenziale im Spiel: Längst den Kinderschuhen entwachsen, regt das Spiel im Erwachsenenalter vor allem eine kreative Denkweise an. Dabei werden bestehende Nervenzellen im Gehirn neu vernetzt und die Merkfähigkeit gesteigert. Auch die Motorik lässt sich durch Spiele auch in höherem Lebensalter noch positiv beeinflussen. Forscher wiesen nach, dass insbesondere Computerspiele jene Hirnbereiche wachsen lassen, die für die Koordination des Körpers verantwortlich sind.

  • Erwachsene entspannen im Spiel: Abseits des Alltagsgeschehens reduziert spielen den Stress, baut Gefühle von Frust und Aggression ab und verhindert Phasen der Langeweile. Die Anforderungen des normalen Lebens verlieren einen Moment lang an Schwere und Bedeutung, sodass belastende Denkschleifen unterbrochen werden können. Auch mit Familie und Freunden ermöglicht ein gemeinsames Spiel einen entspannteren Umgang. Die Mitspieler entdecken neue, positive Eigenschaften an ihrem Gegenüber und müssen sich zuweilen in das Gefühlsleben des anderen versetzen. Auf diese Weise erhöht die Aktivität das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Sozialkompetenz.

Welche Motivation haben wir zum Spielen?

Spiele locken Menschen täglich in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen. In der Arena, am Küchentisch oder im Casino bietet die moderne Welt vielfältige Arten des spielerischen Vergnügens. Die meisten davon existieren bereits seit Jahrtausenden:

  1. Glücksspiele

    Lotterien entwickelten sich in der Renaissance ursprünglich als Losverfahren zur Bestimmung von Beamten. Bis heute teilen Millionen von Spielern die Faszination der Hoffnung auf einen zufälligen Gewinn. Darüber hinaus gibt es auch viele Casinos in Österreich, in denen interessierte Spieler ihr Glück versuchen und dabei die Atmosphäre genießen.

  2. Brettspiele

    Seit vor 5000 Jahren das altägyptische Schlangenspiel Senet erfunden wurde, begeistern Brettspiele die Menschheit. Obgleich sie neben Computerspielen antiquiert wirken, laden Klassiker wie Mensch-ärgere-dich-nicht und Monopoly noch immer zu einem gemütlichen Spieleabend mit Freunden und Familie ein. Doch auch kreative Neuentwicklungen finden ihr Publikum.

  3. Sport- und Ballspiele

    Auch wenn es nicht auf den ersten Blick klar wird: Die drei beliebtesten Sportarten in Österreich – Schwimmen, Mountainbiking und Bergsteigen – sind Spiele. Immerhin unternehmen wir die genannten Anstrengungen nicht deshalb, weil wir von A nach B gelangen müssen. Vielmehr ist das Bergsteigen ein spielerisches Kräftemessen mit der Natur. Auf Platz 10 der österreichischen Beliebtheitsskala liegt mit Fußball eines der populärsten Spiele in Europa. Selbst wenn Millionentransfers und TV-Diskussionen hier suggerieren, es handele sich um Staatsangelegenheiten, ist die Fußball-WM doch nur eine avancierte Form unseres archaischen Spieltriebes.

Fazit

Das Spiel liegt Menschen in den Genen. Dabei erfüllt es individualpsychologische Zwecke, verbessert das Sozialleben und fördert die Gesundheit von Körper und Geist. Aus diesem Grund sollten auch Erwachsene sich nicht vollständig von spielerischen Tätigkeiten fernhalten – nur so lässt sich das eigene Leben auch dauerhaft lebenswert gestalten.
 

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