Nach einem deftigen Essen wird gerne ein Stamperl Schnaps empfohlen. Hilft es wirklich?
Bald sind sie da, die lang ersehnten Feiertage. Sie dienen nicht nur der Erholung, sondern sind auch willkommene Gelegenheit, um sich wieder mit der Verwandtschaft zu vereinen. Beim großen Familienessen kommen alle zusammen und die Kochkünste werden dabei nur allzu gerne unter Beweis gestellt. Was jedoch köstlich schmeckt, kann allzu schnell auf den Magen schlagen. Fett ist leider nicht nur ein Geschmacksträger, sondern auch schwer verdaulich. Aus diesem Grund wird zu deftigem Essen oft gerne ein Stamperl Schnaps gereicht, da dieses beim Verdauungsprozess helfen soll. Stimmt dies aber wirklich?
Schnaps hemmt den Verdauungsprozess
Durch den Alkohol wird die Magenmuskulatur entspannt. Diese Wirkung sorgt dafür, dass wir nach dem Trinken von Schnaps tatsächlich eine Reduktion des Völlegefühls spüren können. Dadurch wird jedoch nicht nur die Muskulatur entspannt, sondern auch der gesamte Verdauungsprozess gehemmt.
Schnaps im Test
Eine im British Medical Journal veröffentlichte Studie im Jahr 2010 konnte die hemmende Wirkung von Alkohol auf die Verdauung bestätigen. Dafür wurden 20 Personen zu Tisch gebeten, die Käsefondue und Wein oder Tee serviert bekamen. Nur ein Teil der Probanden erhielt nach der Mahlzeit einen Schnaps, andere jedoch ein Wasser. Das Ergebnis zeigte, dass Wein dazu führte, dass sich der Magen langsamer entleerte. Der Schnaps verzögerte den Verdauungsprozess zusätzlich.
Auch beim Kräuterschnaps fehlt bislang ein wissenschaftlicher Beweis, dass dieser hilft. Ernährungsexperten gehen daher davon aus, dass Schnaps zu einer Art "Placebo-Effekt" führt. Kurzfristig entspannt sich der Magen, aber muss später umso stärker arbeiten. Schnaps bedeutet zudem zusätzliche Kalorien, die verdaut werden müssen. Wer also wirklich den Verdauungsprozess beschleunigen will, sollte lieber den klassischen Verdauungsspaziergang wählen.
Das sind die größten Trink - Mythen
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Das Verdauungsschnapserl
Wenn wir zu viel und zu üppig gegessen haben, greifen wir zu einem Verdauungsschnapserl. Viele meinen, dass sie sich danach wohler fühlen. Wissenschaftlich belegt ist die Behauptung, dass Schnaps bei der Verdauung hilft, aber nicht. Im Gegenteil - Alkohol hemmt die Fettverbrennung, das Essen liegt uns dann noch schwerer im Magen. Nur kurzzeitig hat der Schnaps für uns auch einen angenehmen Effekt, weil er die Magenmuskulatur entspannt.
Bier auf Wein, das lass sein. Wein auf Bier, das rat ich dir!
Auch diese Behauptung ist falsch. Wie gut Alkohol vertragen wird, hängt nicht von der Reihenfolge ab, in welcher dieser konsumiert wird. Eine größere Rolle spielt vielmehr die Menge und die Art oder Qualität der Getränke. Dieser Trinkspruch stammt vermutlich aus dem Mittelalter und spielt auf die verschiedenen sozialen Schichten, beziehungsweise den Aufstieg in die Oberschicht an. Bier galt damals nämlich als typisches Getränk der Arbeiterklasse, Wein als Getränk des Adels.
Der Bierbauch
Ein Bierbauch entsteht nicht durch das Trinken von zu viel Bier, zumindest nicht ausschließlich. Zwar führt Alkoholkonsum zu einer größeren Kalorienaufnahme, aber ein Zusammenhang zwischen dem Bierkonsum und dem Entstehen eines Bierbauchs konnte in mehreren Studien widerlegt werden. Als Ursache für einen Bierbauch kommen vielmehr die genetische Veranlagung und das Ausmaß des Alkoholkonsums an sich in Frage.
Das Reparaturseidl
Ein Reparaturseidl könnte tatsächlich helfen, den Kater zu verzögern. Durch dieses wird der Abbau von Methanol für kurze Zeit verhindert. Aber auf Dauer gilt auch hier: Alkohol ist keine Lösung.
Durcheinander Trinken verstärkt den Kater
Ein weiterer Mythos. Durch das Durcheinander Trinken steig lediglich die Lust am Alkohol, weil mehr Abwechslung geboten wird. Dadurch wird mehr getrunken - mit größeren Folgen.
Kräftige Menschen vertragen mehr Alkohol
Hier ist ein Funken Wahrheit dran. Allerdings geht es hier nicht um das Körpergewicht an sich, sondern vielmehr um die Blutmenge. Bei mehr Blut verteilt sich der Alkohol besser und macht sich weniger starkt bemerkbar.
Alkohol macht aggressiv
Ein weiterer Trugschluss. Nur bei Menschen, die bereits von Natur aus aufbrausend sind, wird dieser Charakterzug auch im Rausch verstärkt. Die eigenen Charaktereigenschaften werden enthemmt und verstärken sich.
Alkohol wärmt
Wenn wir Alkohol trinken, empfinden wir ein subjektives Wärmegefühl. Durch Alkohol werden die Gefäße erweitert. Wenn unser Körper zu viel Wärme verliert, dann verengen sich die Gefäße normaler Weise. Durch Alkohol wird dieser Schutzmechanismus verhindert - ein gefährlicher Effekt.