Dr. Friedrich A. Weiser im Talk
Inwiefern ist es möglich, dass Darmbakterien unser Gewicht beeinflussen?
Dr. Friedrich A. Weiser: Im Darm werden 1.000 verschiedene Darmbakterienarten vermutet – davon sind allerdings erst 400 bekannt. Fest steht, dass diese Einfluss auf die Bildung von Hormonen haben. So kommt es, dass beispielsweise Serotonin das Sättigungsgefühl und die Zufriedenheit steigert und Inkretine die Magenentleerung hemmen – sie nehmen Einfluss auf unser Gewicht und helfen uns, nachweislich belegt, dieses zu halten.
Lässt sich in „gute“ und „böse“ Bakterien unterscheiden?
Dr. Weiser: Prinzipiell ja, wenn man davon ausgeht, dass so manche Bakterien die Verdauung und den Stoffwechsel unterstützen, während andere eher eine dämpfende Wirkung haben und so zu einer Gewichtszunahme führen. Lactobazillen und Bifidobakterien sind als gut einzustufen, da sie das Überwuchern von pathogenen Keimen, den bösen Bakterien, verhindern können.
Welche Nährstoffe brauchen Bakterien, um uns beim Abnehmen zu unterstützen?
Dr. Weiser: Dem heutigen Wissensstand zufolge weiß man, dass Darmbakterien genau darauf Appetit machen, was sie selbst für ihren Stoffwechsel brauchen – beim Übergewichtigen sind das vor allem Fett und Zucker. Die bewusste Zufuhr von Ballaststoffen wie Pektin, Inulin oder Lactulose sowie Pro- und Präbiotika sorgt dafür, dass die guten Darmbakterien wachsen, gedeihen und sich vermehren.
Welchen Personen könnte mit der sogenannten „Darm-Diät“ besonders gut geholfen werden?
Dr. Weiser: Das langfristige Ziel ist die Heilung der Adipositas durch Gabe von Probiotika. Dadurch könnte das Risiko von Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen Begleiterkrankungen der Adipositas wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes drastisch gesenkt werden.