Sorgen und Ängste um sich selbst sowie die Mitmenschen können die Seele und damit den Körper gravierend belasten. Erfahrene Krisen- und Notfallpsychologen der Uni Innsbruck erarbeiteten einen Leitfaden zur Selbsthilfe in der Quarantäne-Zeit.
Angst hat zwei Seiten. Sie kann uns zum einen lähmen und schwer belasten. Sie kann jedoch auch dabei unterstützen, uns auf veränderte Situationen rascher und besser einzustellen. „Angst“, so erklärt Notfallpsychologin assoz. Prof. Dr. Pia Andreatta von der Uni Innsbruck, „ist als Emotion ein Alarmzeichen und hat natürlich auch positive Aspekte.“ Sie veranlasst die Menschen, sich mehr an Vorsorge-Richtlinien zu halten sowie Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Ungünstig wäre jedoch, wenn sich Hilflosigkeits- oder Ohnmachtsgefühle breitmachen würden. Konkrete Empfehlungen und Maßnahmen können beim Angstabbau bzw. Stressmanagement und somit bei der Erhaltung der Gesundheit in Krisenzeiten unterstützen.
Gemeinsam mit Kolleginnen (Anm.: Barbara Juen vom Institut für Psychologie Uni Innsbruck und Karin Unterluggauer, Expertin für Psychosoziale Betreuung vom Landesrettungskommando Salzburg des Ö. Roten Kreuzes) erstellte die Expertin einen Leitfaden speziell für Menschen, die sich derzeit in Quarantäne befinden.
Sicherheit herstellen
Die Expertinnen raten: Sich regelmäßig aus offiziellen Quellen über die aktuellen Fakten informieren, damit sich Gedanken nicht verselbstständigen können. Somit würde man Sicherheit in einer Situation herstellen, wo Ängste und Sorgen „vollkommen normal und nachvollziehbar“ sind.
Gezielt informieren
Nicht planlos im Netz suchen, sondern gezielt zu bestimmten Zeiten und begrenzt mittels seriöser Medien.
Gefühle akzeptieren
Rasch wechselnde Emotionen sind normal in Krisensituationen, so die Expertinnen: „Von Hilflosigkeit & Angst bis zur Wut, Ärger oder Gefühlen von Sinnlosigkeit und Leere können viele Emotionen in Erscheinung treten und rasch wechseln.“ In solch gefühlsbestimmten Zeiten solle man keine gravierenden Entscheidungen treffen.
Ziele setzen
Dies gäbe einem ein Gefühl der Kontrolle zurück. „Die Ziele müssen realistisch sein und den Umständen angemessen, das kann sein: ein Tagebuch schreiben, neue Fertigkeiten lernen, aufräumen, Arbeiten erledigen die sonst immer liegengeblieben sind“, erklären sie.
Sozialer Kontakt
Wenn man in Quarantäne ist oder auch wenn man seine Sozialkontakte einschränken muss: Kontakt suchen zu nahestehenden Personen via Telefon oder Internet dort aber nicht nur über das Virus sprechen, sondern auch angenehme Dinge tun. Beispiel einer Kollegin aus Italien: Sektparty per Skype.
Auf Stressregulation setzen
Bewegung, Ablenkung und kreativer Ausdruck: Je nachdem, was einen normalerweise „runterbringt“, können auch jetzt Tätigkeiten (Anm.: Musik hören, Sport etc.), Orte (besondere Plätze in der die eigenen Wohnung) oder Beziehungen (siehe sozialer Kontakt) und auch kreative Tätigkeiten helfen: aufschreiben oder malen, was einen bewegt.
Klare Strukturen erhalten
Den Alltag beibehalten (z. B. Aufstehen zu bestimmten Zeiten). Planen Sie regelmäßige körperliche Aktivität ein – hilft Stress abzubauen.
Humor ist erlaubt!
Denn er kann ein starkes Mittel gegen Hoffnungslosigkeit sein. Lächeln und Lachen kann Erleichterung bringen.
Assoz. Prof. Dr. Pia Andreatta von der Universität Innsbruck ist Krisen-und Notfallpsychologin; www.uibk.ac.at.
Das raten die Krisen- und Notfallpsychologen Eltern:
l Sich von ihren Fragen leiten lassen und dann kindgerechte und ehrliche Antworten geben |