Trotz bester Fürsorge und liebevoller Zuwendung werden Babys und Kleinkinder ab und an krank.
Fürsorgliche Eltern merken meist ganz schnell, wenn etwas mit dem Nachwuchs nicht stimmt: Die Augen sind glasig, die Nase läuft, die Wangen sind leicht gerötet, Stirn und Nacken fühlen sich warm an. Kommen Appetitlosigkeit, vermehrtes Schlafbedürfnis und abgeschlagener oder quengeliger Allgemeinzustand hinzu, so ist rasch klar, dass ein Kind krank ist.
Vermehrte Anfälligkeit bei Kleinkindern
Da das kindliche Immunsystem erst lernen muss mit den verschiedensten Erregern umzugehen, ist eine vermehrte Infektanfälligkeit im Kindesalter nicht weiter besorgniserregend. Bis zu zwölf grippale Infekte pro Jahr gelten als völlig normal und sogar sinnvoll, da sie zur Entwicklung des Immunsystems beitragen. Doch gerade bei Babys und kleineren Kindern, die ihre Emotionen und Bedürfnisse (noch) nicht eindeutig mitteilen können, fällt es besorgten Eltern oftmals nicht leicht, eine genaue Diagnose zu stellen. Gestützt auf den Expertenrat von Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Monika Resch, Kinder- und Oberärztin an der neonatologischen Intensivstation im AKH, schaffen die folgenden Seiten Abhilfe, indem sie einen Überblick über die häufigsten Kinderkrankheiten geben.
Das ABC Der Kinderkrankheiten
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Angina tonsillaris
Gemeint ist hier eine akute Mandelentzündung. Dabei sind die Gaumenmandeln, die an sich zum Immunsystem des Körpers gehören, entzündet und vergrößert. Eine Angina wird per Tröpfcheninfektion übertragen und ist Dr. Resch zufolge die häufigste Form einer Halsentzündung bei Kleinkindern. Klagt ein Kind über Schmerzen beim Schlucken, verweigert die Nahrungsaufnahme und leidet zudem unter einem geschwollenen, hochroten und mit kleinen gelblichen Eiterflecken bedeckten Rachen, so liegen die typischen Symptome einer Mandelentzündung vor. Oftmals kommt leichtes bis starkes Fieber hinzu. Ein Alarmzeichen für eine bestehende Mandelentzündung kann neben einer Erkältung auch vermehrtes und sehr starkes Schnarchen in der Nacht sein. Sollte innerhalb von drei Tagen keine Besserung auftreten beziehungsweise sollten die Beschwerden des Kindes sehr stark sein, so ist es ratsam, einen Kinderarzt zu konsultieren. Dieser wird mittels Rachenabstrich prüfen, ob eine virale oder eine bakterielle (meist sind es Streptokokken der Gruppe A) Infektion vorliegt und die weitere – medikamentöse oder auch nicht medikamentöse – Vorgehensweise besprechen.
Bindehautentzündung
Sie wird im Fachjargon „Konjunktivitis“ genannt. Gleichermaßen wie das kindliche Immunsystem sind auch Kinderaugen sensibler und anfälliger gegenüber Umwelteinflüssen und Krankheitserregern. Abgesehen davon neigen Kleinstkinder dazu, sich häufig die Augen zu reiben – die Entstehung einer Konjunktivitis durch Bakterien und Viren wird somit begünstigt. Die Symptome einer Bindehautentzündung lassen meist eindeutig auf eine solche schließen: Die Augen des Kindes sind gerötet, brennen, jucken und/oder tränen. Durch das bestehende Fremdkörpergefühl reiben sich Kinder zudem vermehrt die Augen. Neben verklebten Augen am Morgen, durch schleimiges und eitriges Sekret, sind viele Babys und Kleinkinder lichtempfindlich. Generell sollten Eltern eine Augenentzündung ihres Kindes ärztlich abklären lassen. Denn die durch Bakterien und Viren ausgelöste Bindehautentzündung gilt als hochgradig ansteckend. Zumeist bekommt man eine Konjunktivitis jedoch durch entsprechende rezeptpflichtige Augentropfen rasch in den Griff.
Durchfallerkrankungen
Meist handelt es sich bei Magen-Darm-Erkrankungen um akute Infektionen, die innerhalb weniger Tage abheilen. Wann genau spricht man aber nun von Durchfall? Wenn mehr als drei Stuhlentleerungen täglich erfolgen und der Stuhl weich bis flüssig ist, eine andere Farbe als gewöhnlich hat und zudem übel riecht. Bauchschmerzen, Fieber und Erbrechen können ebenso hinzukommen. Häufig wird eine Diarrhoe bei Kindern durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren (z. B. Rota- oder Noroviren) ausgelöst. Da bei Säuglingen und Kleinkindern die körpereigenen Flüssigkeitsreserven eingeschränkt sind, besteht viel eher als bei Erwachsenen die Gefahr der Dehydrierung. Als Eltern sollten Sie daher unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Ist Ihr Kind apathisch und verweigert jegliche Aufnahme von Flüssigkeit oder Nahrung, sollte umgehend ein Kinderarzt aufgesucht werden.
Erkältung
Generell gibt es über 250 Viren, die per Tröpfcheninfektion eine Erkältung auslösen können. Bei jedem Kontakt mit einem bislang für das Kind unbekannten Virus ist das Immunsystem wehrlos, die Viren können sich also ungehemmt vermehren und die folgenden typischen Erkältungssymptome auslösen: Das Kind fühlt sich müde, abgeschlagen, die Nase läuft und ist verstopft. Halsschmerzen, leichtes Fieber, Kopfschmerzen sowie Husten können hinzukommen. Dr. Monika Resch zufolge sollte gerade bei Husten auf eine adäquate Raumtemperatur und -feuchtigkeit geachtet werden. „Anhaltender oder starker Husten sollte prinzipiell ärztlich abgeklärt werden, um eine Bronchitis oder Kehlkopfentzündung (beides ebenfalls häufige Erkrankungen im Kindesalter) ausschließen zu können“, so die Kinderärztin. Insbesondere für Säuglinge (und auch besorgte Eltern) ist eine ganz „banale“ Erkältung meist sehr unangenehm. Allerdings ist diese meist harmlos und heilt in etwa sieben bis zehn Tagen von alleine – natürlich nur unter liebevoller elterlicher Zuwendung – wieder aus.
Fieber
Da die kindliche Temperaturzentrale des Körpers noch nicht vollständig entwickelt ist, leiden Kinder wesentlich häufiger an Fieber als Erwachsene. Dr. Resch zufolge haben Babys zudem eine erhöhte Stoffwechselaktivität; von Fieber wird daher erst ab 38,5 ° C gesprochen. Fiebern Babys innerhalb der ersten vier Lebenswochen, ist laut Dr. Resch unbedingt ein Arzt zurate zu ziehen. Auch später ist ein Gang zum Arzt sinnvoll, da Fieber generell ein Begleitsymptom vieler Erkrankungen sein kann und die Ursachen jedenfalls abgeklärt werden sollten.
Hand-Mund-Fuß-Krankheit
Hier handelt es sich um eine meist harmlose, aber hochansteckende Viruserkrankung, deren Übertragung per Tröpfcheninfektion erfolgt. Erste Symptome sind in der Regel allgemeines Unwohlsein und Fieber über etwa zwei Tage. Weiters kommen Halsschmerzen sowie Bläschen an Händen, Füßen und im Mund hinzu. Im Normalfall heilt die Erkrankung nach etwa acht bis zwölf Tagen folgenlos ab. Bei kleineren Kindern ist aufgrund der schmerzenden Bläschen im Mund besonders gut auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zu achten.
Mittelohrentzündung
Schmerzen, Weinen und Ohrenreiben – 90 Prozent der Kinder erkranken in den ersten drei Lebensjahren einmal an einer Mittelohrentzündung, die sehr häufig im Zusammenhang mit einer Erkältung entsteht. Die Anzeichen dafür sind stechende oder pochende Schmerzen im Ohr sowie Druckgefühl. Hinzu kommen können ein schlechter Allgemeinzustand, Schüttelfrost, Schwindel, Erbrechen, Durchfall und Fieber. Babys zupfen immer wieder am Ohr, weinen häufig, trinken wenig und haben Fieber. Generell sollte bei Verdacht auf eine Mittelohrentzündung ein Kinderarzt aufgesucht werden.
Scharlach
Auch hier sind Streptokokken, also Bakterien, für die Entstehung verantwortlich. Durch Niesen, Husten oder Sprechen übertragen, treten die ersten Symptome in Form von Halsschmerzen und schnell ansteigendem Fieber auf. Wie bei einer Angina kommen ein roter Rachen, geschwollene Mandeln mit weißen Eiterpünktchen besetzt sowie übler Mundgeruch hinzu. Schnupfen und/oder Ohrenentzündung können auftreten. Die Zunge ist weißlich belegt, ab dem dritten oder vierten Krankheitstag rötet sie sich himbeerfarben („Himbeerzunge“) und die Zungenbläschen schwellen an. Zwei bis drei Tage nach den ersten Krankheitszeichen wird der typische Ausschlag sichtbar: Er beginnt mit kleinen Rötungen unter den Achseln und in der Leistenregion und breitet sich allmählich weiter aus. Bei Verdacht auf Scharlach sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden – in der Regel wird mit Antibiotika behandelt.
Windpocken
Hervorgerufen durch das Varizella-Zoster-Virus gelten Windpocken (österreichisch auch Feuchtblattern oder Schafblattern) als hochgradig ansteckend. Übertragen per Schmier- oder Tröpfcheninfektion sind erste Krankheitssymptome Unwohlsein sowie Glieder- und Kopfschmerzen. Ein bis zwei Tage später treten mit klarer Flüssigkeit gefüllte Bläschen zunächst auf Rumpf und Gesicht auf. Diese breiten sich schubweise auf den gesamten Körper und die Schleimhäute aus. Die Bläschen jucken stark, Fieber kommt hinzu. Nach drei bis fünf Tagen verkrusten die Bläschen und fallen ab. Die Ansteckungsgefahr ist mit dem Verkrusten des letzten Bläschens vorüber.