In der U-Bahn, am Arbeitsplatz oder sogar im eigenen Zuhause – gefährliche Krankheitserreger lauern fast überall und können sich oft mühelos verbreiten. Wie Sie sich am besten vor den Viren schützen und Ihre Abwehr verbessern, erfahren Sie hier.
In Zeiten von Influenza (momentan werden 11.600 Grippe-Neuerkrankungen pro Woche gezählt), Coronavirus (COVID-19, 21 bestätigte Fälle in Österreich – Stand: 3.3.2020) und anderen viralen Krankheiten ist es das Um und Auf, sich adäquat vor Viren zu schützen.
Welche effizienten Schutz-Maßnahmen Sie zur Prävention in der Öffentlichkeit sowie Zuhause ergreifen können und was Coronavirus-Experte Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) zur derzeitigen Coronavirus-Situation rät, haben wir auf diesen Seiten zusammengefasst.
Viren im Winter und Keimfallen
Eines fällt vorweg auf: Virale Infektionen treten vor allem in der Winterzeit häufig auf. Grund dafür ist die kühle Luft, in der Viren viel länger überleben können. Bei geringer Luftfeuchtigkeit sind sie zudem übertragungsfreudiger. Da Kälte sowie das ständige Heizen in Innenräumen die Luft stark austrocknet, herrschen ideale Bedingungen für die infektiösen Partikel.
Die Übertragung von Krankheitserregern wie jenen des Coronavirus, der echten Grippe oder auch eines grippalen Infekts (Anm.: die banale Erkältung) erfolgt mittels Tröpfchen- oder Schmier- bzw. Kontaktinfektion. Kleinste Sekretpartikel, die über Sprechen, Husten oder Niesen in die Atemluft abgegeben werden, können bereits zu einer Ansteckung führen. Es braucht mindestens 15 Minuten engen Kontakt bzw. weniger als zwei Meter Abstand von Angesicht zu Angesicht mit einer infizierten Person, um sich mit dem Coronavirus anzustecken.
Benutzte Taschentücher, Türklinken, Schalter, Tasten, Handläufe auf Rolltreppen oder das Smartphone sind Virenherde, da sie besonders oft mit Krankheitserregern in Berührung kommen. Gerade am Handy konnten zahlreiche Studien eine erschreckend hohe Zahl an Keimen und Viren nachweisen. Durch das Telefonieren gelangt dieser Keimcocktail schließlich ins Gesicht und der Weg an unsere Schleimhäute – die „Pförtner“ des Immunsystems – ist nicht mehr weit. Ähnlich stark verunreinigt sind übrigens auch viel genutzte Arbeitsgeräte wie Telefon, Computertastatur oder die Schreibtisch- bzw. Küchenoberfläche – sie sollten häufig desinfiziert werden.
Prävention als sicherste Maßnahme
Egal, ob man sich vor der Influenza oder dem SARS-CoV-2-Virus schützen möchte – die wichtigste Maßnahme ist und bleibt die Prävention. Gegen die Influenza existiert mit der Grippe-Impfung bereits eine wirksame Schutzmaßnahme. An einem präventiv wirkenden Wirkstoff gegen das Coronavirus wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet. Um gegen SARS-CoV-2 einen Impfstoff zu finden, wurde das Virus von australischen Wissenschaftlern in einem Labor nachgezüchtet. Wie lange man noch auf ein Gegenmittel warten muss, ist noch nicht bekannt. An oberster Stelle stehen daher derzeit umfassende Hygiene-Maßnahmen, wie das regelmäßige, mehrmalige Händewaschen am Tag. Die WHO empfiehlt, die Hände mit Seife mindestens 30 Sekunden lang zu waschen oder mit Desinfektionsmittel zu reinigen. In Zeiten von erhöhtem Krankheitsaufkommen wird außerdem empfohlen, den unnötigen Kontakt mit Keimen zu vermeiden. Dazu zählt das Angreifen von fremden Gegenständen in der Öffentlichkeit (z. B.: im öffentlichen Verkehr), aber auch innige Begrüßungen oder größere Menschenansammlungen. Außerdem hilft die Reinigung von Viren-Hotspots wie Türgriffen, Armaturen, Lichtschaltern, PC-Tastatur oder eben Smartphone, um die Viren so gut es geht einzudämmen und ihnen keine Überlebenschance zu lassen. Bei Husten oder Niesen sollte man außerdem Mund und Nase mit einem Taschentuch (nicht mit den Händen!) bedecken. Apropos bedecken: Einmal-Mundschutzmasken sind kein wirksamer Schutz gegen Viren oder Bakterien, die in der Luft übertragen werden. Aber sie können dazu beitragen, das Risiko der Verbreitung durch Niesen oder Husten zu verringern.
Grippe und Coronavirus im Fokus
Hat es einen „erwischt“, sollte man vor allem den Symptomen Beachtung schenken. Jedoch sind die Symptome der Influenza und des Coronavirus nicht einfach zu unterscheiden. Wie auch bei der saisonalen Grippe ist eines der Anzeichen der COVID-19-Erkrankung Fieber jenseits der 37,5 Grad. Man fühlt sich niedergeschlagen und schwach. Auch Husten, Atemnot und eine laufende Nase sind Anzeichen beider Erkrankungen. In schweren Fällen kann das Coronavirus eine Lungenentzündung, ein schweres akutes Atemwegssyndrom sowie Nierenversagen verursachen, was schließlich zum Tode führen kann. Bakterielle Sekundärinfektionen können auch beim von der Influenza geschwächten Organismus letal enden. Experten gehen davon aus, dass die Sterblichkeitsrate bei der Grippe bei ca. unter einem Prozent liegt. Beim Coronavirus geht man derzeit von ein bis drei Prozent aus. Gefährdet sind – bei beiden Erkrankungen – vor allem ältere Menschen und immungeschwächte Personen. Unterschiedlich sind die Inkubationszeiten: Bei der Grippe beträgt diese ein paar Stunden bis drei Tage, bei COVID-19 bis zu 14 Tage (im Mittel jedoch 5,2 Tage). Sollten Krankheitssymptome auftreten, die einer Grippe bzw. dem COVID-19 ähneln, wird geraten, nicht selbstständig zum Arzt zu gehen, sondern zuerst die Telefonhotline 1450 zu kontaktieren.
Im Falle einer Erkrankung erfolgt die Behandlung von Grippe und Coronavirus symptomatisch – sprich durch die Linderung von Krankheitsbeschwerden wie beispielsweise fiebersenkende Mittel.
Händewaschen „um & auf“
Wie gefährlich ist das neue Coronavirus?
Univ. Prof. Dr. Franz Allerberger: Die Gefährlichkeit des Virus wird man wahrscheinlich erst in einigen Monaten beurteilen können. Die Daten, die derzeit vorliegen, weisen darauf hin, dass es deutlich weniger gefährlich ist als andere Coronaviren, die wir in den letzten Jahren neu entdeckt haben. MERS etwa hat eine Sterblichkeit, die ein Vielfaches höher ist. Auch SARS, ein Erreger, der mittlerweile wieder verschwunden ist, hatte eine Sterblichkeit von zehn Prozent – nicht zu vergleichen mit der geringen Sterblichkeit des neuen Coronavirus.
Wie äußert sich die Krankheit?
Prof. Allerberger: Die Symptome unterscheiden sich nicht wesentlich von anderen Erkrankungen des Atemwegsystems – Fieber, Atemnot. Das sind die klassischen Zeichen, und nur, wenn eine Labor-Diagnostik gemacht wird, kann man auch die korrekte Diagnose stellen.
Wie wird die Krankheit behandelt?
Prof. Allerberger: Wie bei vielen anderen viralen Erkrankungen haben wir hier keine gezielte therapeutische Möglichkeit. Aber wir können, was wir als symptomatische Behandlung bezeichnen, unterstützend tätig werden. Der Schweregrad ist sehr unterschiedlich – in den meisten Fällen heilt diese Infektion so wie eine normale Grippe von selber aus. Wenn der Patient wirklich schwer erkrankt und beatmungspflichtig im Krankenhaus aufgenommen wird, dann ist diese unterstützende Hilfe jedoch sehr wesentlich für den Verlauf der Erkrankung.
Wie kann man sich schützen?
Prof. Allerberger: Die Möglichkeiten, dieser Infektion vorzubeugen, unterscheiden sich nicht von den generellen Empfehlungen, die wir bei anderen viralen Infektionen aussprechen. Wenn es um Infektionen des Atemwegsystems geht, wie bei der Grippe, empfehlen wir als Prävention regelmäßiges und häufiges Händewaschen – das ist das „Um und Auf“. Zudem raten wir, beim Niesen und Husten darauf zu achten, dies nur in ein Taschentuch, oder den Ellbogen zu tun.
© AGES
Univ. Prof. Dr. Franz Allerberger Bereichsleiter Humanmedizin der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES); ages.at
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Hand-Hygiene
Regelmäßiges Händewaschen ist der einfachste Weg, um Infektionen zu vermeiden, indem Viren nicht verschleppt werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt: In jeden Fall Seife verwenden und mindestens 30 Sekunden reinigen, um wirklich alle Erreger abzutöten. Auch Desinfektionsmittel töten Viren ab, dazu müssen sie jedoch zumindest „begrenzt viruzid“ sein. Das bedeutet, dass sie gegen behüllte (oder lipophile) Viren wirksam sind. Das muss auf den Produkten gekennzeichnet sein. „Für die hygienische Händedesinfektion werden ca. drei ml Desinfektionsmittel benötigt. Das entspricht etwa dem Volumen, das in eine Hand passt, wenn man eine Schale formt. Die Hände und einzelnen Finger dann 30 Sekunden lang vollständig einreiben – den Daumen dabei nicht vergessen (Anm.: s. Grafik links)“, erklärt Dr. Christoph Klaus, gewerberechtlicher Geschäftsführer des Arzneimittelunternehmens und Desinfektionsmittelherstellers Schülke & Mayr GmbH.
Kontakt reduzieren:
Unnötigen Kontakt mit Keimen vermeiden: Tragen Sie in öffentlichen Bereichen Handschuhe und greifen Sie „fremde“ Gegenstände nicht unnötig an (z. B. beim Shoppen oder im öffentlichen Verkehr). Sehr wirkungsvoll: Fassen Sie sich wenig ins eigene Gesicht – so gelangen Keime nicht an die Schleimhäute. Auch das Meiden großer Menschenmassen hilft, ebenso wie der Verzicht auf Händeschütteln oder innige Begrüßungen.
Allgemeine Sauberkeit:
Reinigen und desinfizieren Sie Viren-Hotspots wie Türgriffe, Armaturen, Lichtschalter, Computertastatur etc. häufig.
Maßnahmen in öffentlichen Verkehrsmitteln:
Die Haltegriffe in U-Bahn und Straßenbahn können ebenso gefährliche Viren beherbergen wie die Griffe von Einkaufswägen. Dabei gilt: Metalloberflächen sind besser als Plastik, weil sie Ionen abgeben, die Viren abtöten. Tipp: Am besten in den kalten Monaten Handschuhe anziehen!
Elektronische Geräte richtig reinigen:
Der ständige Griff zu Handy und anderen elektronischen Geräten wie Tablett oder Computer bleibt nicht folgenlos: Viel benutzte Geräte sind mit Keimen und oft mit Erregern belastet. Der beste Schutz ist auch hier die Desinfektion der Geräte.
© Schülke
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