Hepatitis A und B sind österreichweit auf dem Vormarsch. Wurden 2001 noch 133 Hepatitis A und 210 Hepatitis B Fälle gemeldet, waren es 2008 bereits 142 bzw. 783. Die geschätzten Dunkelziffern liegen jedoch weit höher.
Apotheker- und Ärztekammer haben deshalb im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien einen Appell an die Österreicher gerichtet, sich impfen zu lassen, denn mit 52 Prozent sei die Durchimpfungsrate nach wie vor viel zu gering. Eine Impf-Aktion von 1. April bis 31. Mai soll nun Abhilfe schaffen.
Verunreinigte Lebensmittel wie zum Beispiel Meeresfrüchte, Eiswürfel, Speiseeis, Tiefkühlkost, ungekochtes Gemüse und Obst sowie rohe Lebensmittel sind die Überträger von Hepatitis A, einer hochansteckenden Leberinfektion. Das Hinterhältige an der Krankheit: Infizierte Personen scheiden die Viren etwa vier Wochen lang in großen Mengen mit dem Stuhl ausgeschieden - und zwar zu einem Zeitpunkt, wo sich noch keinerlei Symptome zeigen. Eine wirksame Behandlung gibt es nicht, der Körper muss in einer bis zu acht Wochen langen "Abwehrschlacht" selbst damit fertig werden.
Auch bei Hepatitis B handelt es sich um eine durch Virusinfektion hervorgerufene Leberentzündung. Doch die Infektionsgefahr ist ungleich höher: Bereits ein einziger Tropfen von infiziertem Blut kann ausreichen, um eine randvolle Badewanne ansteckend zu machen. Außerdem hat Hepatitis B in vielen Fällen einen chronischen Verlauf. Die Krankheit liegt mit mehr als zwei Millionen verursachten Todesfällen nicht nur an zehnter Stelle der häufigsten Todesursachen, sondern ist nach Rauchen auch die zweithäufigste Ursache für Krebs.
Vorsicht in Kindergärten und Schulen geboten
Das Podium der Pressekonferenz war prominent besetzt: Michael Kunze, Vorstand des Instituts für Sozialmedizin an der MedUni Wien und Christiane Körner, Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, als auch Herwig Kollaritsch, Leiter der Unit Epidemiologie und Reisemedizin am Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin sowie Wilhelm Sedlak, Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer und Mitglied des Obersten Sanitätsrates - sie alle warnten nachdrücklich vor einem Unterschätzen der Infektionskrankheiten. Österreich weise zwar hohe Hygienestandards auf, dennoch seien etwa Kindergärten und Schulen oftmals ideale Orte für die Übertragung der Viren.
"Wenngleich Hepatitis A in Europa noch nicht als große Gefahr für die öffentliche Gesundheit gesehen wird, kommt es jedes Jahr zu Ausbrüchen, die eine beträchtliche Anzahl von Personen betreffen. Aus diesem Grund wäre das Einführen nationaler Impfprogramme gegen Hepatitis A sehr wünschenswert", bekräftigte Kollaritsch. Österreich habe daher seit 2010 erstmals auch die Empfehlung einer Impfung gegen Hepatitis A für Kleinkinder in den Österreichischen Impfplan aufgenommen. Dieser empfiehlt eine Grundimmunisierung gegen Hepatitis A im zweiten Lebensjahr.
Da nur die Impfung einen sicheren Schutz vor Hepatitis A und B bietet, starten Apotheker- und Ärztekammer eine gemeinschaftliche und österreichweite Impf-Aktion. Sie findet vom 1. April bis 31. Mai 2010 in allen 1.280 Apotheken des Landes statt. Im Aktionszeitraum werden die Impfstoffe deutlich preisreduziert abgegeben.