Umfrage sieht Potenzial für mehr Beratungsangebote
Fast zwei Drittel der Österreicher fühlen sich über das Thema Demenz nicht ausreichend aufgeklärt. 63 Prozent gaben bei einer SORA-Umfrage für die Volkshilfe an, eher nicht genug Informationen über die Krankheit zu haben. 84 Prozent der Befragten sprachen sich für mehr Beratungsangebote für Angehörige und Betroffene aus, berichtete Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger am Montag in Wien.
Zahl der Erkrankten soll sich bis 2050 verdoppeln
"Alle zwölf Sekunden erkrankt in Europa ein Mensch an Demenz, weltweit sogar alle drei Sekunden", betonte Fenninger bei der Pressekonferenz anlässlich des Welt-Alzheimertags am 21. September. Alzheimer sei dabei nur eine von mehreren Möglichkeiten, die das Krankheitsbild Demenz ausmachen. Die Zahl von rund 130.000 Erkrankten in Österreich werde sich bis zum Jahr 2050 etwa verdoppeln.
Besondere Herausforderungen sah Fenninger in der Pflege von Demenzkranken. Die Volkshilfe forderte - untermauert von den Ergebnissen der Umfrage - einen Auf- und Ausbau eines flächendeckenden Angebotes an Informations- und Schulungsangeboten sowie den Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsleistungen für Angehörige. Außerdem sollte die Abdeckung mit Diagnoseinstrumenten zur Früherkennung von Demenz verbessert werden.
Viele fühlen sich einsam
Für die Betroffenen müsse die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und Selbstbestimmung gesichert werden, sagte Fenninger. Laut Zahlen der Deutschen Alzheimergesellschaft fühlen sich 40 bis 50 Prozent der Menschen über 80 Jahre einsam, bei Demenz treffe das in besonderer Weise zu. Fenninger sprach sich für eine bessere Einbindung ins Vereinsleben und gegen Diskriminierung von Demenzkranken aus.
Die Betroffenen sollten aber selbstbestimmte Menschen bleiben und beispielsweise selber kochen und einkaufen, so lange es möglich ist. "Fahren tun die, die an Demenz erkrankt sind, und wir haben ihnen nicht ins Lenkrad hineinzugreifen", hielt Fenninger fest.
Forderung: Demenz sollte als Behinderung anerkannt werden
Wichtig ist für die Volkshilfe, dass Demenz vollständig als Behinderung anerkannt wird - nicht zur Stigmatisierung, sondern zur Unterstützung, wie Fenninger betonte. Auch in der SORA-Umfrage sprachen sich mehr als 70 Prozent der Befragten für eine Anerkennung aus. Die Volkshilfe forderte die Ausstellung eines Behindertenausweises ab einem bestimmten Schweregrad der Demenz sowie finanzielle Vergünstigungen und Befreiungen für Betroffene. Außerdem sollen jüngere Erkrankte das Recht haben, eine berufliche Tätigkeit ausüben zu können.
Auch die Alzheimergesellschaft (ÖAG) und die Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) verlangten in einer gemeinsamen Aussendung "mehr Unterstützung für betreuende Angehörige". Außerdem forderten sie mehr Präventionsarbeit, bessere Schulungen von Pflegegeld-Gutachtern sowie öffentliche Finanzspritzen für die heimische Alzheimerforschung.