Babys einkommensschwacher und gering gebildeter Eltern sind nach Erkenntnissen niederländischer Forscher häufiger "unbequem" als der Nachwuchs gut situierter Familien mit höherer Bildung. Die Unterschiede seien bereits im Alter von sechs Monaten nachweisbar, heißt es in einer Studie, die das Medizinische Zentrum der Erasmus-Universität in Rotterdam veröffentlichte.
Danach weisen "Arme-Leute-Babys" im Durchschnitt mehr Stresserscheinungen und ein "schwierigeres Temperament" auf als andere: "Sie weinen zum Beispiel lauter und länger beim Waschen, Ankleiden oder Windelwechseln", erklärte die Forscherin Pauline Jansen. "Zudem schlafen diese Kinder schlechter ein, sind schneller durch etwas abgelenkt und reagieren stärker auf Veränderungen." Für ihre Doktorarbeit glich Jansen Daten über 5.000 Babys mit Angaben zur Situation der Eltern ab. Sie waren bei einer umfangreichen Studie zum Aufwachsen, zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Gesundheit von 10.000 Kindern in Rotterdam erhoben worden.
Die Gründe für die beschriebenen Verhaltensprobleme seien vielfältig. Auffallend sei aber, dass die Eltern oder Versorger von Kindern in armen Verhältnissen öfter selbst mit Stresssituationen konfrontiert seien. In der untersuchten Gruppe der gering gebildeten Eltern seien 22 Prozent aller Mütter alleinerziehend - gegenüber nur drei Prozent bei den höher gebildeten und besserverdienenden Eltern.
Die Studie empfiehlt weitergehende Forschungen zum Zusammenhang zwischen einem "schwierigen Temperament" bei Babys und späteren Verhaltensstörungen. Es gebe Hinweise darauf, dass die betreffenden Babys später unter Aufmerksamkeitsdefiziten, Hyperaktivitäts- oder Angststörungen leiden und dadurch Probleme in der Schule und bei der Eingliederung in das gesellschaftliche Leben bekommen. Daher sollte versucht werden, entsprechende Verhaltensprobleme bereits bei Babys zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken, empfiehlt die Autorin.