Im "Flow" ist, wer völlig in seiner Tätigkeit aufgeht und dabei mit sich und der Welt im Reinen scheint - und genau von diesem Gefühl haben Skifahrer mehr als Fallschirmspringer, Graffitisprayer und Marathonläufer. Der Kärntner Sportpsychologe Thomas Brandauer hat bei einer im Vorjahr im Skigebiet Zugspitze durchgeführten Studie die Flow-Werte von Skifahrern gemessen.
Vergleiche mit ähnlichen Untersuchungen zeigten schließlich, dass Skifahrer beim Hinunterbrausen eines Abhangs vergleichsweise stärker in ihrem Tun aufgehen. Eine Rolle spielt übrigens die Fahrtgeschwindigkeit. In den Flow kommt, wer eine Tätigkeit als interessante Anforderung empfindet und auch das Können hat, diese zu bewältigen: "Es geht um das Gleichgewicht zwischen Anforderung und Können, was letztlich eine Herausforderung ergibt", so Brandauer. Skifahren dürfte deshalb bei so vielen Menschen gut ankommen, weil hier Anforderung und Können nicht übereinstimmen müssen, sondern individuell ausgeglichen werden können: Wer es noch nicht so drauf hat, rutscht also langsam im Pflug die Piste hinunter, während ein Fortgeschrittener den gleichen Abhang hinunter rauscht und sich dann am nächstschwereren versucht.
Besser in den Flow kommt man auf Skiern übrigens mit einer höheren Fahrtgeschwindigkeit - diese darf allerdings nur soweit gehen, soweit der Sportler noch die Kontrolle hat: "Wenn Anforderung und Können passt, macht es Freude. Wird die Anforderung zu groß, schlägt das schnell in Sturzangst und Kontrollverlust um", erklärte der Psychologe. "Umgekehrt wird es langweilig, wenn die Anforderung zu gering ist." Bei welcher Geschwindigkeit der beste Flow erreicht wird, ist also individuell verschieden.
Das Hochgefühl beeinträchtigt jedenfalls eine starke Bevölkerung der Piste: "Je mehr Skiläufer am Abhang, desto eingeschränkter ist der Einzelne in seiner Freiheit", sagte Brandauer. Dies könnte mit ein Grund dafür sein, wenn Skifahrer auf Bereiche abseits gesicherter Pisten ausweichen. "Außerdem hat das Flow-Gefühl auch ein bisschen Suchtcharakter, man sucht immer neue Herausforderungen." Solange alles in Grenzen bleibt, ist das auch gut so: Denn Flow gibt Selbstbewusstsein und Vertrauen - immerhin bewältigt man für dieses Gefühl immer individuell hohe Anforderungen.