Die Welt trauert um die Grande Dame der Romantik. Sie beglückte ihre Fans mit 100 Büchern.
Dundee. Ob Kitsch oder Kunst, all ihre Bücher sind Bestseller, die Filme Quoten-Hits. Rosamunde Pilcher wird in Erinnerung bleiben für weitläufige englische und schottische Landschaften, für komplizierte Liebschaften und Happy Ends.
Ihr Sohn Robin Pilcher – selbst Autor – bestätigte am Donnerstag den Tod seiner Mutter: „Bis Weihnachten war sie in bester Form. Dann erkrankte sie im neuen Jahr an Bronchitis, wir alle dachten, sie wird wieder fit.“ Vergangenen Sonntag erlitt sie einen Schlaganfall, seitdem war sie nicht mehr bei Bewusstsein.
Das Erfolgsgeheimnis der Autorin war die heile WeltKultfigur. Barbara Wussow spielte in fünf Filmen der Star-Autorin: „Ihr Ziel war es, dass Menschen 90 Minuten lang ihre Sorgen vergessen, dann war sie glücklich.“ Vielarbeiterin Pilcher veröffentlichte über 100 Bücher, ebenso viele Verfilmungen hat es gegeben. Die britische Autorin wurde selbst zur Kultfigur.
Ihr Erfolgsgeheimnis war die von vielen kritisierte heile Welt: große Familien, großzügige Menschen, dafür kein Sex und keine Gewalt. Pilcher war es egal, was die Buchkritiker sagten, ihr ging es einzig und alleine um die Unterhaltung ihres Publikums.
Sie verkaufte 90 Millionen Bücher – rekordverdächtig
Hype. Den großen Durchbruch schaffte Pilcher mit Die Muschelsucher – es wurde 10 Millionen Mal verkauft, alleine im deutschsprachigen Raum fast 2 Millionen Mal. Insgesamt 90 Millionen Ausgaben ihrer Werke wurden erworben.
„Meine Mutter war eine wundervolle, eigentlich alternativ denkende Frau. Sie berührte und beeinflusste das Leben vieler Menschen, durch ihre Arbeit, aber auch durch unzählige persönliche Bekanntschaften“, erinnert sich Robin Pilcher.
Bewegtes Leben. Ihre eigene Biografie hätte selbst Stoff für einen Roman geboten: Nach der Schule im südenglischen Cornwall meldete sie sich 1942 zum Kriegsdienst. Sie war später auch in Indien stationiert. 1946 heiratete sie, zog mit ihrem Mann nach Schottland. In der Küstenstadt Dundee bekam das Ehepaar vier Kinder. In jeder freien Sekunde schrieb Rosamunde Pilcher am Küchentisch ihre Geschichten.
"Sie wollte, dass Menschen kurz ihre Sorgen vergessen"
Österreichische Schauspielerin Wussow spielte in fünf Pilcher-Verfilmungen mit.
ÖSTERREICH: Woran erinnern Sie sich am liebsten?
Barbara Wussow: Besonders stolz war ich, als ich hochschwanger vor etwa 20 Jahren Rosamunde Pilcher einen Bambi (Anm. deutscher TV-Preis) überreichen durfte. Und niemals werde ich das Fest anlässlich ihres 80. Geburtstages vergessen – da haben wir uns kennengelernt. Wir haben sehr oft nach Drehschluss gefeiert, da hat sie mir erzählt, wie sie in der Küche an ihren Geschichten geschrieben hat, um die Kinder durchzubringen. Wie furchtbar. Sie war so eine reizende, humorvolle Frau.
ÖSTERREICH: Was war Pilchers Zauber?
Wussow: Im Privaten war es ihr Humor. Beruflich wusste Sie, dass man ihr vorwarf, nur die heile Welt zu zeigen. Darauf meinte sie: „Nein, ich zeige eine heilende Welt.“ Ihr Ziel war es, dass Menschen 90 Minuten ihre Sorgen vergessen können, dann war sie glücklich. Ich sehe immer noch, wie gerne Menschen ihre Filme ansehen, und das macht auch mich glücklich.
ÖSTERREICH: Wie ernst nahm denn Frau Pilcher selbst ihre Romane?
Wussow: Sie hat sich jede Verfilmung angesehen. Sie war jedes Mal stolz auf das Produkt. Es tut mir furchtbar leid um Rosamunde Pilcher – die Welt braucht ihre Geschichten.