Stephen Kings Roman über einen Mitspieler in einer tödlichen TV-Show wird im Remake werkgetreuer umgesetzt als 1987 im Schwarzenegger-Vorläufer - Ab 13. November im Kino
Vor 50 Jahren dachte sich Horrormeister Stephen King die Story aus. Unter seinem Synonym Richard Bachman brachte der US-Bestsellerautor den Roman "The Running Man" schließlich 1982 heraus. Er spielt in einem dystopischen Amerika von 2025. Veralteter Stoff? Von wegen: Die neueste Verfilmung ist spektakuläre Actionunterhaltung mit einer beklemmend zeitgemäßen Botschaft. Ohne Arnold Schwarzenegger, aber ab Donnerstag im Kino.
"Running Man"
Zu verdanken ist der gelungene Wurf der Handschrift des britischen Regisseurs Edgar Wright (51, "Shaun of the Dead") und der Starbesetzung um Glen Powell, Josh Brolin, Colman Domingo oder Emilia Jones. Für Powell (37) ist es nach Filmen wie "A Killer Romance" oder "Top Gun: Maverick" die bisher größte Actionrolle, die ihn endgültig in Hollywood nach oben katapultiert.
Ein Arbeiter wird vorgeführt
Er spielt den Arbeiter Ben Richards, der sich in einer tief gespaltenen Gesellschaft von Reichen und Armen verzweifelt darum bemüht, Geld für die Versorgung seiner kranken Tochter aufzutreiben. Seine letzte Hoffnung ist ein tödlicher Spielwettbewerb mit einer hohen Geldprämie. In der Hitshow "The Running Man" müssen Teilnehmer 30 Tage lang um ihr Leben rennen, während Profikiller ihnen nachstellen. Ihr Survival-Kampf wird vor einem aufgewiegelten Publikum live übertragen. Mit jedem Tag, den sie überleben, steigt das Preisgeld.
"Running Man"
Um höchste Einschaltquoten zu erreichen, wird die Show von dem aalglatten Produzenten Dan Killian (Brolin) manipuliert. Gewöhnlich endet das brutale Spiel mit dem Tod der verfolgten Runner, doch Richards kämpft mutig und clever gegen die Jäger an und zieht die gewöhnlich blutrünstigen Zuschauer mehr und mehr auf seine Seite.
"Dies ist ein ganz gewöhnlicher Mann, der sein Bestes gibt, für seine Familie zu sorgen, aber von einem System manipuliert und unterdrückt wird", sagt Powell im dpa-Interview über seine Rolle: "Damit können wir uns leicht identifizieren. Am Ende hat er den Mut, sich dagegen aufzulehnen und für alle zu kämpfen."
"Running Man"
"The Running Man" ist ein wahrer Adrenalinkracher, Richards ist ständig auf dem Sprung. Die Stunts seien ziemlich hart gewesen, sagte Powell mit einem Augenzwinkern. Er habe einiges einstecken müssen. Ein Hingucker ist eine Szene, in der er sich nur mit einem Handtuch bekleidet an einer Hausfassade abseilen muss. Der Schauspieler flext ordentlich seine Muskeln, doch an den alten Ben Richards aus der ersten "Running Man"-Verfilmung im Jahr 1987 reicht er bei weitem nicht heran. Und das ist gut so.
Arnie machte es vor
Diese Figur wurde damals von "Terminator"-Star Arnold Schwarzenegger mit massiven Muskelpaketen verkörpert. Er mimte einen Polizisten, der durch eine Intrige unschuldig zum Verbrecher abgestempelt wird und im Gegenzug für die Teilnahme an der mörderischen Spielshow auf Freiheit hofft. Die Verfilmung unter der Regie von Paul Michael Glaser wich von der Stephen-King-Vorlage stark ab. Der einzige Schauplatz war eine Kampfarena, wo Richards seine Verfolger in nur einer Runde spielend ausschaltet.
"Running Man"
Der "Running Man" von Edgar Wright hält sich dagegen eng an das Buch. Die Jagd in der dystopischen Welt zieht sich über 30 Tage hin. Die Runner hetzen durch eine gespaltene futuristische Nation mit Slums, verlassenen Wohnvierteln und Hightech-Städten. Unterdessen bannt das mächtige TV-Network die Zuschauer mit brutalen Gameshows aller Art vor den Bildschirm und wiegelt die Menschen mit Propaganda und Lügen gegen die Kandidaten auf.
Alarmierende Vision
Als Teenager, um 1988 herum, habe er den Roman begeistert gelesen, erzählte Wright der dpa. "Die Dinge, die Stephen King schon vor 50 Jahren vorhersah, sind recht alarmierend", meint der Regisseur. Er verwies auf Deepfakes, also Videos, die echt wirken, in Wahrheit jedoch manipuliert wurden. "Es ist ein unterhaltsamer Actionstoff, der die Aufgabe erfüllt, die Realität mit einem Zerrspiegel vor Augen zu führen." Dystopische Geschichten enthielten meistens eine Warnung, betonte Wright.
Der Regisseur versteht aber auch, das düstere Szenario mit witzigen Einfällen aufzulockern. Von Arnold Schwarzenegger holte er sich das Okay, ein Foto des früheren Action-Stars auf 100-Dollar-Scheine zu drucken. "Retro-futuristisch" nennt er die Idee, Videokassetten als eine Hommage an die Buchveröffentlichung in den 1980er Jahren in die Story einzubauen. Die Runner müssen jeden Tag mit einer alten Videokamera eine Aufzeichnung machen und den Produzenten der Game-Show als Nachweis zuschicken.
"Running Man"
Josh Brolin (57, "Dune") spielt den auf den ersten Blick charmanten, perfekt gestylten Showproduzenten, hinter dem sich nach Brolins Worten eine habgierige, böse Figur - "die schlimmste Schattenseite von uns" verbirgt. Er manipuliert und kontrolliert die Massen, wie in einem autoritären System.
Glen Powell schwärmt von Stephen Kings Weitsicht, als er "The Running Man" vor mehr als 40 Jahren veröffentlichte. "Vieles, was er beschrieben hat, ist leider eingetroffen", so der Schauspieler. Die Welt von Ben Richards sei auf unheimliche Weise der Heutigen ähnlich. Sein Rat für die Zuschauer: Habt Spaß mit dem Streifen und schaut euch um. "Dieser regt wirklich zum Nachdenken an, was ich glaube, dass viele Actionfilme heutzutage nicht mehr tun."