Grande Dame der österreichischen Literatur war nicht unumstritten
Die österreichische Schriftstellerin Gertrud Fussenegger ist am Donnerstag Vormittag 96-jährig im St. Anna-Heim in Linz im Kreise ihrer Familie verstorben. Das gab ihr Sohn Raimund Dietz am Nachmittag gegenüber bekannt. "Sie war bis zu Ihrem Ende geistig wach und ist bis vor wenigen Monaten in der Öffentlichkeit aufgetreten", so Dietz.
Leben
Die am 8. Mai 1912 in Pilsen (Tschechien) geborene Autorin
lebte seit 1961 in Leonding. Ihr Lebenswerk umfasst mehr als 60 Bücher. Zu
ihren Hauptwerken zählen die Romane "Das Haus der dunklen Krüge"
(1951), "Das verschüttete Antlitz" (1957) und "Die
Pulvermühle" (1968). Die vielfach ausgezeichnete Literatin war
zudem Lyrikerin, Sachbuchautorin und Feuilletonistin.
Goldenes Ehrenzeichen
Als "stets aufmerksame,
faszinierende, persönlich engagierte und zugleich kritische Beobachterin und
Chronistin" würdigte der ehemalige Bundespräsident Thomas Klestil die
verstorbene österreichische Schriftstellerin Gertrud Fussenegger anlässlich
der Überreichung des Goldenen Ehrenzeichens im Jahr 2002. Vielfach
ausgezeichnet und gefeiert, war sie wegen ihres Verhältnisses zum
Nationalsozialismus jedoch nicht immer unumstritten.
NS-Zeit
Bereits 1933 trat Fussenegger der österreichischen NSDAP
bei, ihre Werke wurden während der NS-Zeit in wichtigen Parteiorganen
verbreitet und nach Kriegsende teilweise verboten. Eines ihrer ersten
Bücher, die "Mohrenlegende" sowie manche ihrer weiteren Werke
waren allerdings auch von NS-Seite als "katholisches Machwerk" im
Widerspruch zur NS-Rassenideologie abgelehnt. Zur Aufarbeitung ihres Werkes,
das von der Literaturwissenschaft bisher weitgehend vernachlässigt wurde,
erscheint im Juni eine Dissertation von Rainer Hackel im Böhlau Verlag.
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