Theaterstück am Samstag, Installation vor der Fassade und Ausstellung im Pausenfoyer
Am Samstag, fast genau 86 Jahre nach einer Rede Adolf Hitlers von einem provisorischen Balkon des Wiener Rathauses, wird Aktionskünstler Flatz im und am Burgtheater auf ironische Weise an damals erinnern. In einer Ausstellung im 2. Pausenfoyer, einer Installation an der Außenfassade und einer 80-minütigen Aufführung auf der Bühne wird Hitlers "Perlenrede" persifliert und der Lächerlichkeit preisgegeben - etwa durch Bezüge auf den Hund des Künstlers, den Flatz Hitler nannte.
Burgtheater-Boss bat um Aufschub
Er habe das Stück schon im vergangenen Jahr zum 85. Jahrestag des Anschlusses machen wollen, "Martin Kusej hat mich aber gebeten, es lieber zum Ende seiner Direktion zu machen", sagte der Künstler, der seit 2009 in seiner Geburtsstadt Dornbirn ein eigenes Museum betreibt, am Donnerstag im Gespräch mit Journalisten, und zitierte einen "wunderbaren Satz" des Burgtheaterdirektors: "'Ich gebe dich der braunen Brut in Wien als mein Abschiedsgeschenk.' Er wusste also, mit wem er es zu tun hat. Ein Jahr früher oder später ist aber egal - ich finde, man muss immer wieder daran erinnern."
Kommt es am Samstag zum Mega-Eklat?
Am Samstag (6. April) um 18 Uhr wird mit einem Zapfenstreich, bei dem zwei Bläser "Ich hatt' einen Kameraden" und "Junge, komm bald wieder" intonieren werden, eine Installation an der Fassade des Burgtheaters eröffnet. Zehn rote Flaggen, in deren weißer Mitte nicht das schwarze Hakenkreuz, sondern der Kopf seiner 1998 gestorbenen deutschen Dogge "Hitler" zu sehen ist, werden ebenso wie der nachgebaute, gespiegelte und über dem Theatereingang angebrachte Balkon auch noch Sonntag und Montag zu sehen sein. Der Balkon selbst wird nicht bespielt, doch auf einer dort angebrachten LED-Wand wird Bibiana Beglau im Loop drei Gesten Hitlers nachvollziehen.
Beglau selbst wird auf der Bühne ab 20 Uhr im Rahmen des Stücks einen Auftritt als Hitler absolvieren. Rainer Galke spielt dabei den damaligen Wiener Bürgermeister Hermann Neubacher. "Mehr als Hitlers Rede hat mich die Rede des Bürgermeisters schockiert", berichtete Flatz von seiner Lektüre der Recherchen der Burgtheater-Dramaturgie. Bei einer Probe war am Donnerstag auch eine Szene mit Soldaten und von Menschen gespielten Hunden zu sehen. "Ich wollte echte Schäferhunde, das ist aber der Bürokratie des Hauses zu Opfer gefallen", monierte der Aktionskünstler, der die Aufführung als sein Theaterdebüt sieht und auch von Widerständen bei der Durchsetzung seines Konzeptes berichtete. "Ich weiß erst seit drei Wochen, dass es klappt. Der einzige, der Eier gehabt habt, war Kusej. Wäre er nicht gewesen, wäre das Stück sicher nicht gekommen."
Von Flatz, dessen Ausstellung "Something Wrong with Physical Sculpture" noch bis 5. Mai in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen ist, wird im 2. Pausenfoyer des Burgtheaters bis Ende Mai auch die Ausstellung "Hitler, ein Hundeleben" gezeigt. Angst, dass es zu Störaktionen oder Beschädigungen der Installation kommen könnte, habe er keine, versicherte er: "Ich will ja, dass meine Arbeit die Leute bewegt und berührt."