Filmregisseur Franz Antel ist in der Nacht auf Sonntag im 95. Lebensjahr im Pflegeheim "Haus an der Türkenschanze" in Wien-Währing gestorben.
Bis ins hohe Alter war Franz Antel aktiv. Noch im Vorjahr hatte er sein letztes, im Molden Verlag erschienenes Buch "Servus Franz, grüß Dich!", in seinem Stammcafe Bellaria vorgestellt. Die Präsentation des Bandes, der sein Leben in Fotos und Anekdoten nachzeichnete, wurde, wie meist, wenn die österreichische Filmlegende persönlich auftrat, zu Society Event und Labestation: Unter Freunden war sein Szegediner Krautfleisch ebenso legendär wie sein Filmschaffen.
Nach Sturz in Pfegebetreuung
Nach einem Sturz blieb dem bis
dahin hoch agilen Regie-Altmeister nichts anderes mehr übrig, als sich in
Pflegebetreuung zu begeben. "Es ist das schönste Seniorenheim in
Österreich", rühmte er das "Haus an der Türkenschanze". Seinen 94.
Geburtstag feierte die österreichische Filmlegende, die 2005 vom Fachverband
der Kinos Österreichs zum Jubiläum "75 Jahre hinter der Kamera" geehrt wurde
und 2006 den Udine-Preis für das Lebenswerk eines Nachwuchsförderers
erhielt, vor wenigen Wochen ohne rauschende Feiern.
"Hallo Dienstmann" und "Der Bockerer" bleiben
Antel,
geboren am 28. Juni 1913 in Wien und seit 1930 in der Filmwirtschaft tätig,
arbeitete zuerst als Regie- und Kameraassistent, dann als Produktionsleiter.
Nach der Rückkehr aus der russischen Gefangenschaft drehte er ab 1948 als
Regisseur Unterhaltungsfilme, deren Spektrum von Sexfilmchen bis zu
anerkannten Streifen wie "Hallo Dienstmann" oder "Der Bockerer" (dem er drei
Fortsetzungen folgen ließ) reichte. 2001 gab Antel seine Memoiren "Verdreht,
verliebt, mein Leben" heraus, und fasste seinen Umgang mit der öffentlichen
Meinung über ihn so zusammen: "Auch ein schlechter Ruf verpflichtet."
Bundeskanzler Gusenbauer: "Eine österreichische Legende"
"Franz
Antel war eine österreichische Legende. Durch seine Liebe zum Film
unterschied er nie, ob er nun seichte oder gehobene Unterhaltung
produzierte. Für ihn war lediglich die Zustimmung des Kinopublikums wichtig.
Ohne Zweifel hat er diese in seinen Werken erfahren." So lautete Sonntag
Vormittag die erste Reaktion von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) zum Tod
Antels.
"Dass Filme mehr sein können als bloße Unterhaltung, hat er in seinen Verfilmungen des Bockerers bewiesen. Sie wurden gleichsam zum komisch tragischen Spiegelbild der österreichischen Seele", so Gusenbauer in einer Aussendung, "Franz Antel war ein geselliger und politischer Mensch, ein streitsamer und liebenswerter Mensch. Er hat über Jahrzehnte hindurch die österreichische Filmszene dominiert und nie aufgehört, stets neue Pläne zu schmieden. Wir werden seinen Humor, sein Streben nach Professionalität und seinen bedingungslosen Einsatz für den Film vermissen. Österreich hat mit seinem Tod einen großen Künstler verloren."