Brasilien

Gericht verbietet Holocaust-Wagen beim Karneval in Rio

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In Rio sorgt ein Kunstwagen mit Modellen von Judenopfern für extremen Wirbel. Ein Gericht hat nun den Karnevalswagen verboten.

In Rio de Janeiro hat eine Richterin einer Sambaschule den Einsatz eines Karnevalswagens mit übereinander gestapelten Holocaust-Opfern sowie eines Tänzers im Hitlerkostüm beim Umzug am Wochenende untersagt. Die Richterin Juliana Kalichszteim entschied am Donnerstag, dass der weltberühmte Karneval in der brasilianischen Metropole nicht zur "Aufstachelung zum Hasskult, zu irgendeiner anderen Form von Rassismus oder zur Banalisierung von barbarischen Taten" missbraucht werden dürfe. Sie gab damit einem Einspruch der Israelitischen Föderation von Rio statt.

Deren Sprecher sagte, der Wagen mit den toten Juden nachempfundenen Puppen sei "lästig, aber legal" gewesen. Die Entscheidung, einen als Hitler verkleideten Mann auf dem Leichenberg tanzen zu lassen habe das Projekt jedoch illegal werden lassen.

Der Regisseur der Sambaschule Unidos da Viradoura, Paulo Barros, verteidigte den für Sonntag geplanten Auftritt im Sambodrom der Stadt. Er gehöre zum diesjährigen Thema der Schule, das sich unter anderem mit Ereignissen auseinandersetze, die einem die Haare zu Berge stehen ließen. Der Wagen sei als eine Art Warnung zu verstehen, damit sich der Holocaust nie wiederhole.

Der Wagen von Viradouro sollte eine Ansammlung Schaufensterpuppen zeigen als Beispiel für etwas, "das Gänsehaut erregt". Unter diesem Motto stehen auch die anderen sieben Motivwagen der Gruppe für den 80-minütigen Umzug. Dargestellt werden unter anderem Kälte, Angst und Geburt. Auf dem Holocaust-Wagen sollten aus Respekt vor den Opfern des Nazi-Terrors keine Samba-Tänzer auftreten.

In der Vergangenheit haben andere Karnevalsgruppen ihre Motivwagen als Reaktion auf Widerstand der katholischen Kirche geändert. Diese widersetzt sich Darstellungen von Maria oder Christus. Die zweitägigen Karnevalsumzüge in Rio werden von Millionen Brasilianern im Sambadrom und im Fernsehen verfolgt.

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