Luc Bondys „Lear“-Inszenierung mit Gert Voss startet heute wieder an der Burg.
Theater
Schon die Voraufführungen von Shakespeares König Lear im
Dezember 2007 waren „Kult“: Regiegurus wie Patrice Chéreau gratulierten Gert
Voss und Regisseur Luc Bondy zu dem Wurf. Und sogar „Hollywood“ kam
angereist: Cate Blanchett (Babel) suchte den Titeldarsteller in der
Garderobe auf, um ihm mitzuteilen, dass sie „noch nie einen solchen
Schauspieler gesehen habe“, wie Voss stolz erzählt.
Nach der Premiere waren die Rezensenten am Wort, und auch diese priesen die Aufführung: „Kann Theater mehr?“, fragte die Neue Zürcher Zeitung rhetorisch. Und die FAZ fabulierte: „Voss genießt Lears Wahn. Er zerkaut und schmeckt ihn zwischen den raubtierhaft mahlenden Kiefern, schaut ihm groß und glühend glotzend hinterher.“
„Silberrücken“
Die Tier-Metapher ist gar nicht
so weit hergeholt. Denn als erste Quelle der Inspiration für den greisen
König, der seine Macht verliert und zu delirieren beginnt, erkor der
Burg-Star einen Menschenaffen: „Als ich hörte, dass ich den Lear spielen
sollte, besuchte ich im Schönbrunner Tiergarten den Gorillakäfig, um mir
einen Silberrücken anzuschauen. Das sind die Könige unter den Gorillas, die
ihre Frauen dirigieren und auch entscheiden, wer ihre Nachfolger werden.
Damals sagte ich mir: Dieser Gorilla mit dem Silberrücken ist mein innerer
Spirit für die Rolle des Lear.“
Die surrealen Kostüme des wahnsinnigen Königs hat Voss zum Teil selbst mitkreiert: „Ich habe mir zu Beginn der Proben aus diversem Plastikzeug, aus Dreck und aus der Erinnerung an einen alten Kurosawa-Film so einen gewissen Samurai-Habitus – mit hochgesteckter Frisur – zusammengereimt.“ Eindringliches hat man selten im Theater gesehen.