Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass fordert die Streichung eines Satzes in seiner Biografie. Autor und Verlag wehren sich dagegen.
Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass streitet sich mit seinem Biografen Michael Jürgs über die Darstellung seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS. Wie der Goldmann Verlag am Donnerstag mitteilte, fordert der deutsche Literaturnobelpreisträger die Streichung eines Satzes in der aktualisierten Ausgabe der Biografie "Günter Grass", der von einer freiwilligen Meldung zur Waffen-SS ausgeht. "Grass legt Wert auf die Feststellung, sich nicht freiwillig zur Waffen-SS gemeldet zu haben", teilte Goldmann mit.
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Panzerdivision der Waffen-SS
Der Verlag stütze jedoch die
Formulierung von Jürgs, der sich auf Zitate des Grass-Buchs "Vom Häuten der
Zwiebel" berufe. "Daraus ergibt sich, dass Günter Grass sich keineswegs nur
zur U-Boot-Waffe freiwillig meldete, sondern sich nach Ablehnung der Meldung
zur Marine ohne Bedenken bereiterklärte, 'zu den Panzern' zu gehen -
genauer: zu einer neu aufzustellenden Einheit, die mit Tiger-Panzern
ausgerüstet werden sollte", erklärte der Verlag. Grass habe dabei in Kauf
genommen, dass es sich bei dieser Einheit auch um eine Panzerdivision der
Waffen-SS handeln könnte.
Freiwilligenmeldung
"Günter Grass hätte bei der freiwilligen
Meldung wissen können und müssen, dass 1944 insbesondere die Panzerdivision
der Waffen-SS mit den neuesten Tiger-Panzern ausgerüstet wird", meint der
Verlag. "Er hätte seine Freiwilligenmeldung auf die U-Boot-Waffe oder
zumindest Einheiten der Wehrmacht beschränken können. Dies hat er nicht
gemacht, also billigend in Kauf genommen, dass ihn seine Freiwilligenmeldung
zur Waffen-SS bringt."
Verlag: Grass hat Jürgs nichts erzählt
Die
Originalausgabe der Grass-Biografie von Jürgs aus dem Jahr 2001 enthielt
nichts über dieses Thema: "Grass erzählte Jürgs seinerzeit nichts von seiner
Waffen-SS-Vergangenheit", erklärte der Goldmann-Verlag. Im August 2006 hatte
Grass' Enthüllung in seiner Autobiografie viel Wirbel gemacht.