Grazer Oper

"Lohengrin": Märchen mit düsterem Ende

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Regisseur Johannes Erath spielt mit Zeiten und Figuren zum Saisonauftakt.

Ein romantisches Märchen in schönen Bildern und verschiedenen Zeiten erzählt Regisseur Johannes Erath mit seinem "Lohengrin" in Graz. Bei der Premiere am 28. September begeisterten auch die prachtvollen Kostüme von Christian Lacroix. Herbert Lippert in der Titelrolle überzeugte erst im Laufe des Abends, während Sara Jakubiak eine großartige Elsa unter dem wirkungsvollen Dirigat von Julien Salemkour war.

Aus finsteren Orchestergraben steigen zarte Töne  

Aus dem komplett finsteren Orchestergraben steigen zarte Töne, es wird ganz behutsam heller, auf der Bühne werden Gestalten mit Augenbinden und als Hintergrund ein Gemälde von Caspar David Friedrich sichtbar. So ganz und gar märchenhaft lässt Johannes Erath seine Version von Richard Wagners Oper beginnen, und es geht auch mit diesen ungemein ästhetischen Bildern weiter. Elsa tritt als helle Lichtgestalt auf, der König wirkt mit Mantel und Krone wie aus einem Märchenbuch, und Ortrud verweist mit ihrer dunkelgrünen Robe mit gewaltiger Tournüre auf muffige Sittenstrenge im 19. Jahrhundert. Dann erscheint Lohengrin - aus dem Schnee, aus einer weißen, leeren Welt, aus einem Schwanenreich? - und bildet mit Elsa ein Märchenpaar. "Ein Wunder, ein Wunder", singt der Chor, und dazu fallen weiße Federn von der Decke in den Zuschauerraum.

Streifzug quer durch die Geschichte

Es gibt keine Zeit, in die sich diese Geschichte einordnen lässt, auch die Gegenwart ist in den Kostümen sichtbar, der blaue Samtmantel des Königs ist zuletzt nur noch Zitat. Erzählt wird eine traumverlorenes Märchen, das mit dem dritten Akt eher abrupt endet. Dort sitzen Elsa und Lohengrin auf einer kleinen, erhöhten Plattform, umgeben von einigen kahlen Bäumen aus dem Friedrich-Bild, beim Frühstück. Kein Brautgemach, nur ein gewöhnlicher Ehestreit, der mit Elsas Frage endet. Und damit endet auch das Märchen, denn die Kulissen verschwinden, die Bühnenarbeiter kommen und räumen alles um. Zuletzt geht Lohengrin eher unspannend einfach weg, und Ortrud macht Gottfried zum König, um offenbar durch den willenlosen Knaben endlich selbst zu regieren. Weder eine originelle noch eine zwingende Lösung, aber immerhin eine mögliche, und sie schmälert den positiven Eindruck der Inszenierung kaum.

Musikalisch nicht ganz auf der Höhe

Musikalisch war es ein nicht ganz überzeugender Abend, da Herbert Lippert mit der Titelpartie in den ersten beiden Akten einige Probleme hatte und erst im dritten Akt auftrumpfen konnte. Dirigent Julien Salemkour formte ein ausgewogenes, transparentes Klangbild und setzte auf durchwegs raschen Tempi, was den Sängern entgegen kam. Eine Elsa mit sicherer Stimme und strahlendem Spiel war Sara Jakubiak, während der König von Derrick Ballard eine solide, aber eher mittelmäßige Leistung bot. Voller Durchschlagskraft in Ausdruck und Gesang dagegen Michaela Martens als Ortrud, ebenfalls ausgezeichnet Anton Keremidtchiev als düsterer Telramund, und Andre Schuen begeisterte als wortdeutlicher Heerrufer. Ein großes Lob gebührt diesmal dem Chor (Einstudierung: Bernhard Schneider), der selten so harmonisch klang, auch das Grazer Philharmonische Orchester agierte präzise und ausgewogen.

Info
"Lohengrin" von Richard Wagner in der Grazer Oper. Regie: Johannes Erath. Dirigent: Julien Salemkour. Mit Derrick Ballard (Heinrich der Vogler), Herbert Lippert (Lohengrin), Sara Jakubiak (Elsa von Brabant), Anton Keremidtchiev (Friedrich von Telramund), Michaela Martens (Ortrud) und Andre Schuen (Heerrufer). Nächste Vorstellungen: 2., 5., 11., 20., 24. und 30. Oktober und 10. November. Karten: Tel. 0316/8000 oder oper-graz.com


 

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