Am 1. August feiert Donizettis Oper "Maria Stuarda" bei den Salzburger Festspielen Premiere
Maria Stuart, Königin von Schottland - ihr Name wird wohl für die Ewigkeit mit einem anderen Namen verbunden sein: Elisabeth I. von England. Maria und Elisabeth: zwei Königinnen, zwei Gegenspielerinnen, zwei Frauen in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Als „sister and cousin“ sind sie einander, entgegen der literarischen Fiktion, niemals leibhaftig begegnet.
"Maria Stuarda"
Diese Komplexität ist in Donizettis Oper von 1835 nicht zu finden. Hier steht das Gefühlsleben der beiden Frauen im Zentrum, zusammengedrängt auf die letzten 24 Stunden vor der Unterzeichnung des Todesurteils und der Hinrichtung Marias. In dieser kurzen Zeitspanne erleben sie alle nur denkbaren emotionalen Extreme: das Glücksgefühl des Triumphs, den depressiven Zusammenbruch, peinigende Selbstbefragung, lockende Aussicht auf Befreiung und lähmende Todesangst.
"Maria Stuarda"
Elisabeth und Maria werden beide gleichermaßen beobachtet, beurteilt, manipuliert und kontrolliert. Als Repräsentantinnen der Staatsmacht sind sie mit den „zwei Körpern“ des Monarchen ausgestattet: ihrem „natürlichen Körper“, der sterblich und unvollkommen ist, und ihrem „politischen Körper“, der vollkommen ist und niemals stirbt. Dieser Körper ist das grell ausgeleuchtete stählerne Gehäuse des gewaltigen Machtapparats, in dem beide Frauen festgezurrt sind — hart genug, um dem Menschen das zarte Träumen endgültig auszutreiben und jedes imaginäre Glück zu zerstören. Und so sind Maria und Elisabeth — in ihrer jeweiligen Einsamkeit — ganz gleich. Sie bewegen sich umeinander, fast gänzlich ausbalanciert, einem Tanz gleich. Je länger sie tanzen, umso näher kommen die beiden Königinnen einander, um vielleicht für einen winzigen Moment jenseits der Macht zu denen zu werden, die sie sind: fragile Kreaturen, die einen Halt in der Welt suchen.