Buch der Woche

Suchtgift-Ärzte enthüllen: Manches Essen wirkt wie harte Drogen

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Raus aus der Suchtfalle Lebensmittel: So gelingt der Start in ein gesundes, fittes Leben

Sind es Kohlenhydrate, Fett oder gar der Zeitpunkt des Essens, der uns zunehmen lässt? Nein, es soll der Verarbeitungsgrad unserer Lebensmittel sein, der uns dick, träge und süchtig macht. Diesen recht neuen und im Buch Raus aus der Suchtfalle Lebensmittel fundiert erklärten Ansatz verteten die beiden Suchtmediziner Iris Zachenhofer und Shird Schindler.

Zachenhofer sah im Hawaii-Urlaub am eigenen Leib, was passiert, wenn sie sich den Snacks aus good old America hingibt: Sie nahm zu und wurde unzufrieden. Warum? Weil es sich um sehr stark verarbeitete Lebensmittel mit künstlichen Zusatzstoffen handelte, die ihren Körper nicht mit Nährstoffen versorgen konnten. Diese Lebensmittel wie Chips, Burger oder Tiefkühlpizza werden allesamt so hergestellt und vermarktet, dass möglich viele Menschen sie möglichst oft kaufen wollen.

Lieber wieder simple Speisen essen

Schmaus. Was passiert, wenn wir uns oft von sogenanntem Convenience-Food ernähren? Dann werden wir süchtig, aber so richtig!

Zachenhofer erklärt im Gespräch: „Man kann hochverarbeitete Lebensmittel auf jeden Fall mit Drogen vergleichen.“ Im Tierversuch wählten Ratten immer Schokokekse statt Kokain! Darum sollten Politik wie Pharma­industrie dringend in die Pflicht genommen werden. Was gegen das Übermaß von industriell hergestellten Lebensmitteln hilft? Spoiler: Schmausen von guten, simplen Zutaten. Judith Leopold

"Wichtig ist, sich aktiv zu fragen: Was esse ich eigentlich da?"

ÖSTERREICH: Warum sind stark verarbeitete Lebensmittel nicht längst verboten?

Zachenhofer: Die Lebensmittelindustrie ist eine sehr mächtige Industrie. Gerade bei hochverarbeiteten Lebensmitteln handelt es sich in den meisten Fällen um minderwertigste, billigste Substanzen, die zusätzlich auch noch lange haltbar sind. Das bedeutet, die Gewinnspannen sind enorm und von Seiten der Lebensmittelindustrie besteht natürlich kein Interesse, plötzlich weniger Gewinne zu machen. Vielmehr wurde jahrzehntelang verschleiert, wie schädlich hochverarbeitete Lebensmittel in Wirklichkeit sind, wie sehr sie uns dick und süchtig machen. Statt­dessen wurden andere „Schuldige“ gesucht, die für das weltweite Über­gewicht verantwortlich sind, wie zuerst Fette, dann Kohlehydrate, unsere Essenszeiten oder überhaupt wir selbst, indem uns suggeriert wurde, wir seien gierig und würden zu wenig Sport machen.

ÖSTERREICH: Was ist das ­Besondere an Ihrem Ernährungskonzept?

Zachenhofer: Wir sind die Ersten, die mit unserem Buch diese Informationen einem wirklich breiten Publikum zukommen lassen und es ist uns wirklich wichtig, diese Informationen zu verbreiten, um die Lügen der Industrie zu stoppen, Menschen zu helfen und dem Übergewicht den Kampf anzusagen.

ÖSTERREICH: Fällt Ihnen ein Satz zur Motivation für unsere Leserinnen ein?

Zachenhofer: Wir haben im Buch die neue Einteilung von Lebensmitteln, die NOVA-Klassifikation, übersichtlich erklärt, sodass für jeden zu schaffen ist, sich damit auseinanderzusetzen. Wichtig ist auch, das nicht mehr zu glauben, was uns vorgesagt wurde, sondern sich aktiv zu fragen: Was esse ich da eigentlich? Was ist da drin?

Schindler/Zachenhofer: "Raus aus der Suchtfalle"

Suchtfalle Lebensmittel
© edition a
× Suchtfalle Lebensmittel

Essen kann süchtig machen. Das belegen aktuelle Studien. Konzerne sorgen dafür, dass wir immer mehr hochverarbeitete Lebensmittel wollen. Am besten, wir könnten gar nicht mehr zu essen aufhören.

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