Unser Musikexport Nummer 1 über Megahype & durchzechte Nächte.
Drei Wochen auf Platz eins der Charts, die Radiohymnen Bologna und Bussi Baby, eine ausverkaufte Österreich-Tournee, Mega-Hype in Deutschland – und Aufregung um ihre VIP-Beschimpfung bei der Stadthallen-Präsentation („Verklemmte Oaschlöcher“). Wanda, fünf Wiener Strizzi-Rocker, sind aktuell die größte Nummer des Austropop. Am 22. April rocken sie die Stadthalle. ÖSTERREICH am SONNTAG traf die Draufgänger zum Interview.
Marco Michael Wanda im Talk
ÖSTERREICH: Sie waren drei Wochen auf Platz 1 – das hat 2015 nicht mal Helene Fischer geschafft.
Marco Michael Wanda: Bist du deppat. Das ist oag. Vor allem waren da ja die großen Neuveröffentlichungen auch dabei: Semino Rossi, David Garrett. Die fragen sich jetzt alle und recherchieren im Internet, wer diese tuntenhafte Schlagersängerin „Wanda“ ist. Nein, realisieren tut man das nicht. Hin und wieder mal, aber dann dröhnt man sich wieder zua.
ÖSTERREICH: Deutschland ist bereits im Wanda-Fieber. Was kommt jetzt? Gibt es einen Masterplan?
Wanda: Der hat sich ja schon selbst übertroffen. Am Anfang war der Plan, dass man 30 Leute ins Wiener Kellerlokal Einbaumöbel schafft. Dann war der Plan, dass diese 30 Leute das Konzert auch noch glücklich verlassen und etwas mitnehmen. Und mittlerweile reden wir von Zigtausenden oder Hunderttausenden. Also ich bin zufrieden. Vielleicht widmet man uns irgendwann mal eine Gasse in Graz, wo die Teenager kotzen und pissen können. Das wäre nett.
ÖSTERREICH: Apropos Graz, was halten Sie von Andreas Gabalier?
Wanda: Ich kenne nicht viel Musik von ihm und die Medienfigur Gabalier möchte ich nicht beurteilen. Ich finde ein Lied sehr schön, das hat er für seine verstorbene Schwester geschrieben. Dass wir politisch ganz woanders stehen als der Herr Gabalier, ist ihm bewusst, uns und allen anderen.
ÖSTERREICH: Wie hat sich Ihr Leben mit dem Hype verändert?
Wanda: Ich muss beim Billa manchmal Kassenzettel signieren. Fotos sowieso. Es hat ja heutzutage jeder ein Handy. Was sich wirklich verändert hat, ist, dass das Privatleben wie ein bodenloser Schlund anmutet. Von diesem schillernden Treiben auf Tour mit all der Euphorie, Ekstase und Hemmungslosigkeit zurück. Das finde ich hart. Ich lebe in zwei Welten.
ÖSTERREICH: Wie Falco?
Wanda: Falco war ein Quartalssäufer. Der war sechs Monate voll drauf und dann ist er sechs Monate milchtrinkend joggen gegangen. Ich saufe zwölf Monate durch, gehe nicht joggen. Mit genug Yoga und veganer Ernährung kann man das schon noch zwei Jahre schaffen.
ÖSTERREICH: Wie sieht es mit der Liebe aus? Gibt es eine Frau Wanda?
Wanda: Wenn es eine gäbe, würde ich sie natürlich gezielt vor der Öffentlichkeit verstecken. Wir haben von Anfang an ein großes Rätsel um uns gemacht. Das funktioniert.
ÖSTERREICH: Ist Erfolg eine Art Droge?
Wanda: Nicht so sehr der Erfolg, sondern das Leben, wie es sich gerade selbst entwirft für uns. Ich bin ein alter Punk. Ich war 14, einer, der an diesen Gedanken geglaubt hat: Keine Grenze und wir sind alle eins, Brüder und Schwestern. Und dieser alte Gedanke realisiert sich jetzt: Ich sehe wirklich keine Grenzen zwischen mir und dem Publikum. In der Stadthalle werde ich jeden Einzelnen berühren. Wenn die Musik läuft, sind alle ein lebender Organismus. Und danach kann man süchtig werden.
Thomas Zeidler