Meet & greet. Beim Stadthallen-Gig von Wolfgang Ambros saß Natascha Kampusch im Publikum und feierte mit ihm backstage.
Seine Lieder über Freiheit und gegen alle Zwänge gaben ihr Mut und Kraft. Acht Jahre lang konnte Natascha Kampusch (18) sie nur übers Radio hören. Doch am Dienstag, knapp zwei Monate nach ihrer erfolgreichen Flucht, erfüllte sie sich einen Herzenswunsch: Sie kam zu Wolfgang-Ambros-Konzert in die Wiener Stadthalle, um den Austro-Popper endlich live zu erleben.
Ambros (54) bestätigt den Geheimbesuch in ÖSTERREICH: „Das war von langer Hand geplant. Ich habe ihr vorgeschlagen, sie soll am zweiten Konzerttermin in die Stadthalle kommen. Dann sind keine Fotografen da und sie hat ihre Ruhe.“
Inkognito
Mit ihrer Mutter und ohne Kopftuch nahm sie inmitten von viertausend anderen im Publikum Platz – und blieb trotzdem unerkannt. Ambros: „Das ist wirklich ein Phänomen. Ich hab sie mit meiner Mutter bekannt gemacht – die hätte sie auch nicht erkannt.“
Sein Duett mit Georg Danzer, bei dem es das Publikum nicht mehr in den Sitzen hielt, soll ihr besonders gefallen haben. Nach dem Konzert gratulierte Kampusch ihrem Idol persönlich in der Garderobe. „Wir haben nett miteinander geplaudert. Es hat ihr sehr gut gefallen.“ Beschützt von der Austropop-Legende traute sie sich dann auch auf die Backstage-Party, wo sie bis spät in die Nacht mit Ambros zusammen feierte. „Sie war ganz gelockert und hat sich gut amüsiert!“
Nataschas Handynummer besitzt der Barde dennoch nicht. „Wozu sollte ich ihre Nummer brauchen? Sie nimmt mit mir über ihren Betreuer Kontakt auf, wenn sie will. Ich dränge mich da nicht auf, so wie andere.“
Geheim-Treffen
Es war nicht das erste Mal, dass sich der graue Star und das berühmte Entführungsopfer begegneten. Bereits vor drei Wochen arrangierten Kampuschs Betreuer auf ihren Wunsch hin ein geheimes Treffen (ÖSTERREICH berichtete). Ambros erinnert sich: „Natascha hat relativ bald nach ihrer Befreiung den Wunsch geäußert mich zu treffen. Ich habe mich natürlich gefreut.“
Kampusch hatte sich während ihrer Gefangenschaft mit seinen Liedern beschäftigt, sie teilweise auf ihre Situation umgetextet. „Das hat ihr unter anderem geholfen zu überleben“, so Ambros zu ÖSTERREICH. Sein neues Album „Steh Grod“ habe er ihr damals gleich mitgebracht. „Es gefällt ihr gut. Aber ich glaube, dass sie diese spezielle Art von Musik erst für sich entdecken muss.“
Beschützerinstinkt
Das Schicksal der 18-jährigen Natascha, die acht Jahre in einem Kellerverlies ihr Leben fristete, lässt ihn nicht unberührt. „Das Mädel ist arm! Sie braucht mehr Hilfe, als sie selber glauben will. Man kann nur ahnen, wie es in ihr aussieht.“ Er will warnen: „Der ganze Hype um ihre Person schadet ihr nur noch mehr! Sie ist nach wie vor eine Gefangene.“ Vor allem ihr Umfeld ist dem Liedermacher ein Dorn im Auge. „Natascha ist von Hyänen umgeben, die dank ihr berühmt werden wollen. Ich finde diesen Zirkus menschenunwürdig!“ Er habe ihr geraten, das Land zu verlassen. Wenn, dann sicher mit seinen Liedern auf ihren Lippen.