Filmdebut

Eine Liebe wie im Roman

Teilen

Rock-Urgestein Reinhold Bilgeri verfilmt seinen Roman-Bestseller. Seine Ehefrau Beatrix spielt nicht nur im Film die Hauptrolle.

In meinem Herzen war ich immer Schriftsteller. Die Gitarre hab‘ ich als junger Bua nur in die Hand genommen, um Mädels kennenzulernen.“ Mit doppeltem Erfolg – zählt Reinhold Bilgeri (58; u. a. „Video Life“) in der Austropop-Szene doch noch immer zu den Großen. Auch wenn man – nach Erscheinen seines Buchs Der Atem des Himmels 2005 – vom Vorarlberger „Rock-Professor“ (Bilgeri ist ausgebildeter Mittelschullehrer) länger nichts gehört hat. Jetzt ist er wieder da. Und beweist mit der Verfilmung seines Epos, dass er auch den Filmemacher drauf hat.

Verliebt
Dass die Hauptrolle seine Ehefrau, Schauspielerin und Ex-Miss Austria Beatrix Bilgeri (49), spielt, ist kein Zufall. Das „Liebespaar“, wie sich die beiden nach 27 Jahren noch immer bezeichnen, ist ein wahres Power-Duo...

Das große Madonna-Interview:

Sie befinden sich mitten in den Vordreharbeiten der Verfilmung Ihres Bestsellers „Der Atem des Himmels“. Was macht den Roman so besonders?

Reinhold bilgeri: Dass er eine würzige Mischung aus Authentischem und Fiktion ist. Es ist eigentlich die Geschichte meiner Mutter, die aus einem Kleinadelsgeschlecht in Südtirol stammt und sich schließlich – nach dem Tod ihres Vaters, aus den Klauen ihrer sehr dominanten Mama befreit – ein neues Leben als Lehrerin in einem kleinen Bergdorf in Vorarlberg anfängt und dort die Liebe ihres Lebens findet. Ich habe diese Liebesgeschichte mit der Lawinenkatastrophe in Blons von 1954 verknüpft...

Die Hauptrolle der Erna von Gaderthurn spielen Sie, Frau Bilgeri. Wie kam es dazu?

R.B.: Ach, ich habe zu Hause eine Besetzungscouch (lacht). Nein, ich habe die Figur der Erna aus den zwei Frauen, die ich am besten kenne – also aus meiner Mutter und meiner Frau – „destilliert“. Der konservative Part in ihr ist meine Mutter. Der laszive, frivole, freche, der emanzipatorische, wirksame Part ist meine Frau. Deshalb ist Beatrix die perfekte Besetzung, denn die Erna ist ein Teil ihrer Seele. Und es hat hervorragend funktioniert!

Beatrix Bilgeri: Für mich war es keine Überraschung, dass ich sie spielen werde, da das schon klar war, als mein Mann das Drehbuch schrieb.

R.B.: „Der Atem des Himmels“ war ja von vornherein als Film konzipiert – ich habe zuerst das Drehbuch geschrieben, der Roman entstand erst danach, weil es zunächst keine Geldgeber gab.

Wie schwer hat man es in Österreich als Filmproduzent?

R.B.: Sehr schwer! Leider haben die meisten Politiker in diesem „Un-Film-Land“ Österreich noch immer nicht begriffen, dass das Genre ein kulturelles und wirtschafts-politisches Vehikel sein kann. Obwohl es hier so viele begabte Menschen gibt, und auch schon so viele Erfolge eingefahren wurden, werden Filmemacher noch immer zu wenig gefördert. Das Ganze solo zu machen, ist ein Ding der Unmöglichkeit! Hätten wir nicht potente Investoren gefunden, um den Vordreh umzusetzen, könnten wir nun nicht in wichtigen Verhandlungen mit Förderern und dem ORF stehen. Aber es steht noch immer alles auf Messers Schneide...

Frau Bilgeri, ist Ihr Mann ein strenger Regisseur?

B.B.: Er weiß ganz genau, was er will. Wir haben schon im Vorfeld durchgesprochen, was er verlangt von mir. Bisher haben wir noch kein einziges Mal gestritten. Im Gegenteil: es ist eine unheimlich tolle Erfahrung, mit dem eigenen Mann zusammenzuarbeiten. Wir kennen uns ja so gut, dass ich ihn nur anzusehen brauche, um zu wissen, was er möchte.

R.B.: Ja, am Set habe ausnahmsweise ich das Sagen. Zu Hause hat ja sie die Hosen an (lacht). In dem Film kommen auch heiße Sex-Szenen zwischen Erna und Eugenio vor. Wie war das für Sie, Ihre Frau in den Armen eines anderen zu sehen?

R.B.: Das muss man ganz professionell und mit Abstand sehen. Aber ich bin ehrlich: als dieser fesche Mann – dagegen bin ich ja ein alter Knacker (lacht) – das erste Mal meine Frau küsste, ist mir schon anders geworden.

B.B.: Mir aber auch! Das ist eine ganz komische Situation. Andererseits hatte ich bei der Sex-Szene im Heu noch vielmehr mit meinem Heuschnupfen zu kämpfen (lacht). Aber ich glaube, am schlimmsten war es für meinen Filmpartner: es ist sicher nicht leicht, vor den Augen des Regisseurs dessen Frau küssen zu müssen.

R.B.: Ich habe ihm dann auch diese Angst genommen und gesagt: „Pack richtig an!“

Ihre 15-jährige Tochter spielt auch im Film mit...

R.B.: Ja, und auch sie macht das ganz, ganz toll. Sie ist ein riesen Talent.

Herr Bilgeri, Sie waren vor Ihrer Musik-Karriere Lehrer – kommt der Professor bei der Erziehung manchmal durch?

B.B.: Also, manchmal bin ich schon streng und finde das auch wichtig. Ich halte nichts von Laissez-faire. Ein Kind muss Grenzen spüren. Aber Laura weiß auch, dass wir gewisse Dinge nur tun, weil wir sie lieben. Du kannst ein Kind nicht in diese Scheiß-Welt hinaus lassen, ohne sie für den Kampf zu wappnen. Jetzt, mit 15, denke ich, ist sie schon gut gewappnet, sie ist ein unheimlich starkes Mädel.

Frau Bilgeri, Sie haben für Ihre Tochter Ihre Schauspiel-Karriere aufgegeben. Wäre es für Sie keine Option gewesen, eine Working Mum zu sein?

B.B.: Niemals! Ich weiß, dass das konservativ klingt, aber ich finde, dass eine Mutter zu ihrem Kind gehört.

Sie beide wirken nach so vielen Jahren noch immer sehr glücklich – was ist Ihr Liebesgeheimnis?

R.B.: Ich glaube, da gibt es kein großes Geheimnis. Dass wir uns vor 27 Jahren getroffen haben, war ein Zufall des Glücks. Es war ein Blick, ein Moment, in dem die Chemie zwischen uns gearbeitet hat – ich habe sofort gewusst: die ist es. Und nach all den Jahren sind wir noch immer ein Liebespaar. Da gibt es keinen Alltag – im Gegenteil, die Sinnlichkeit zwischen uns ist heute noch intensiver als früher.

B.B.: Es ist unbeschreiblich, aber man könnte sagen: wir sind Eins. Egal, ob als Eltern, als Liebespaar oder jetzt bei der Arbeit für den Film. Das zwischen uns ist einzigartig, auch wenn es kitschig klingt.

Haben Sie schon darüber gesprochen, was wäre, wenn einer von Ihnen früher „geht“?

B.B.: Ja, und wir wissen beide, dass das in einer Katastrophe enden würde, weil wir wohl ohne den anderen gar nicht leben könnten. Aber noch haben wir ja hoffentlich viele, viele Jahre zusammen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.