Gründerinnen im Talk

House of Auster: Wiens erstes ''Shoppable Apartment''

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Im ersten Stock eines Wiener Gründerzeithauses am Neubaugürtel haben sich Influencerin Carola Pojer und Innenarchitektin Andreea Cebuc ihren Traum verwirklicht und „House of Auster“ gegründet - Wiens erstes „Shoppable Apartment“.

Das junge Gründer-Duo hat sich bewusst dazu entschieden, ihr innovatives Retailkonzept abseits der Innenstadt-Shoppingpfade zum Leben zu erwecken. Nimmt man die Treppen des Gründerzeithauses in den ersten Stock, findet man eine von außen unscheinbare Wiener Altbauwohnung. Doch am anderen Ende der Flügeltüre finden sich ab dem Opening am 23. Juni die wunderbarsten Schätze. Eine Wohnung in der alles, was man ansehen, angreifen und erleben kann, auch direkt in die eigenen vier Wände mitgenommen werden kann.

Von der Idee bis zur Eröffnung vergingen beinahe zwei Jahre. Nach dem Unterschreiben des Mietvertrages im April dieses Jahres stellten Pojer und Cebuc innerhalb von 8 Wochen ihre Wohnung auf den Kopf – Umbau, Einrichtung und Feinschliff inklusive. Zwischen bohrenden Handwerkern, aufgestellten Leitern und halb geöffneten Paketen erzählen die Gründerinnen wenige Tage vor der großen Eröffnung über ihr neuestes Projekt:

House of Auster: Wiens erstes ''Shoppable Apartment''
© Ana Barros
× House of Auster: Wiens erstes ''Shoppable Apartment''

Euer neues Shopping-Konzept macht vor, wie der Einzelhandel der Zukunft aussehen könnte. Wie kam es zu dieser Idee?
Andreea Cebuc: Wir haben uns in New York inspirieren lassen. Ein Jahr lang haben wir unser Konzept visualisiert und besser ausarbeitet, in welche Richtung wir damit genau gehen wollen. Als wir kurz nach Pandemie-Beginn anfingen unseren Traum in die Realität umzusetzen, haben Freunde und Familie an uns gezweifelt, und uns gewarnt - nach Corona in die Handelsbranche einzusteigen wäre zu riskant. Doch für uns fühlte sich der Zeitpunkt genau richtig an. Nach unzähligen Lockdowns schätzten Menschen ihr Zuhause viel mehr. Diese Chance wollten wir nutzen.
Carola Pojer: Die Pandemie hat ein ganz anderes Einkaufsverhalten hervorgerufen. Viele haben keine Lust mehr auf Onlineshoppen, aber sich durch volle Geschäfte durchzusehen ist auch nicht das Wahre. Wir wollen Dinge angreifen, sehen und live erleben, aber in einer intimen Atmosphäre.

Den Einzelhandel neu zu definieren ist in Zeiten wie diesen komplexer denn je. Was waren eure Hürden?
Pojer: Die Suche nach der perfekten Location haben wir uns tatsächlich leichter vorgestellt, als es war. Bereits zu Beginn haben wir uns bewusst gegen die Innenstadt entschieden und wollten auch hier die Grenzen des Handels testen. Ein innovatives Konzept wie unseres fanden wir in den Wiener Einkaufsstraßen Fehl am Platz und haben uns stattdessen für eine unerwartete Location entschieden. Wir haben ein ganzes Jahr lang nach der perfekten Immobilie gesucht.
Cebuc: Den Handel in den ersten Stock zu bringen war eine große Herausforderung. Ein Büro oder eine Arztpraxis kennt man auch im ersten, zweiten oder dritten Stock - doch Makler, Vermieter und Eigentümer sind Shops bisher nur im Erdgeschoss an der Straße gewöhnt. Es war nicht einfach mit unserer Idee zu überzeugen - aber wir haben dafür gekämpft und es hat sich gelohnt.

House of Auster: Wiens erstes ''Shoppable Apartment''
© Ana Barros
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Ihr seid beide schon lange im Lifestyle-Kosmos daheim. Carola ist eine der bekanntesten österreichischen Mode-Influencerinnen, Andrea ist erfolgreiche Interiordesignerin. Wie ergänzt ihr euch bei euren neuen Aufgaben?
Pojer: Wir haben jeweils unsere key Departments, schauen aber trotzdem immer gegenseitig über alles drüber. Ich bin zu Beginn primär für die Mode und die Dekoration zuständig. Andreea kennt als Innenarchitektin viele talentierte Designer und bringt ihr Interior-Know-How in unser Business.
Cebuc: Wir inspirieren uns gegenseitig. Obwohl wir einen sehr anderen Geschmack haben, finden wir dieselben Labels cool. Carola hat einen minimalistischen Stil, ich nehme die bunten Sachen und Muster mit rein. Im Endeffekt fügen sich unsere Stile sehr gut zusammen und wir finden gemeinsame Wege, wie unsere Zielgruppen zueinander finden. Wir wollen eine Inspirationsquelle bieten und andere Wege gehen. Für unsere Kunden ist es von großem Vorteil, dass wir so viel Expertise unserer beiden Seiten in das Projekt bringen.

In eurem 190-m2-großen-Apartment kann man von der Couch bis zum Lichtschalter alles, was man sieht, auch kaufen. Ein Teil ist Vintage, ein Teil neu, ein Teil sogar selbst gemacht… Woher bezieht ihr eure speziellen Pieces?
Cebuc: Die Vintage-Stücke sind von unseren Secret-Quellen kuratiert, diese verraten wir nicht (lacht). Bei unserer neuen Ware arbeiten wir mit großartigen Händlern und Partnern zusammen, aber auch direkt mit jungen, up-and-coming Talenten. Wir führen beispielsweise exklusiv in Österreich die dänische Brand Louise Roe. Auch von der schwedischen Marke Wästberg haben wir ganz besondere, moderne Lampen.

House of Auster: Wiens erstes ''Shoppable Apartment''
© Ana Barros
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Wo befindet sich euer Sortiment preislich?
Pojer: Quer durch die Bank. Bei den großen Möbelstücken, etwa Couch, Bett oder Esstisch bewegen wir uns im High-End Segment, da wir viele Jung-Designer vorstellen, die Einzelstücke in sehr hoher Qualität produzieren. Aber wir wollen natürlich, dass sich jeder bei „House of Auster“ willkommen fühlt. Wir haben auch preiswerte Second-Hand Stücke, manche Vintage-Stühle sind beispielsweise schon ab 70 Euro erhältlich, die Mode fängt sogar schon bei 20 Euro an. Hier haben wir auch Statement-Pieces von großen Vintage-Designern wie Saint Laurent oder Chanel – diese besonderen Stücke kosten dementsprechend auch mehr.
Cebuc: Uns war wichtig, dass wir etwas für jeden anbieten. Unsere Kunden sollen keinesfalls das Gefühl haben, „Hier passe ich nicht rein, weil hier finde ich nichts unter 500 Euro“. Dafür gibt es bei uns Dinge, die es in Wien nirgendwo anders gibt. Vieles ist handgemacht und alles ist von höchster Qualität.

Ihr habt von Mittwoch bis Samstag geöffnet. Kann jeder in der Zeit einfach in die Wohnung spazieren, sich umsehen und gegeben falls alles kaufen, was man möchte?
Pojer: Genau – man muss nur läuten und den Weg in den ersten Stock finden, aber wir sind da (lacht). Im Grunde ist unser Konzept jedoch nicht anders als jeder andere Shop. Der einzige Unterschied ist, dass wir vorwiegend Einzelstücke anbieten und eben nicht direkt von der Straße aus sichtbar sind.

House of Auster: Wiens erstes ''Shoppable Apartment''
© Ana Barros
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House of Auster ist nicht nur ein Shop, sondern soll auch ein Ort des Zusammenkommens sein. Ihr vermietet die Räumlichkeiten unter anderem…
Pojer: Wir wollen nicht nur verkaufen, sondern auch einen Ort der Kommunikation und Inspiration schaffen. Es gibt in Wien viele tolle Menschen und es fehlt ein Ort, indem man sich vernetzten kann, ganz ohne steife Atmosphäre. Wir wollen unsere Räume auch für Community Events, Workshops und Talks nutzen. Oder auch mal ein Wohnzimmer-Theater oder einen Poetry Slam veranstalten.
Cebuc: Unsere Räume bieten sich auch für Meetings super an, oder auch für einen Geburtstag, falls man bisschen spezieller feiern will.

 

 

Wie oft sollte man als Kunde also vorbeischauen, um nichts zu verpassen?
Pojer: Nach dem Sommer nehmen wir uns vor regelmäßig Räume zu wechseln, daher sollte man immer wieder zu uns kommen. Wenn an einem Tag eine Vase verkauft wird, steht morgen eine andere da. Unsere Schätze gibt es oft nur einmal oder sehr limitiert, also sollte man immer gleich zugreifen, sobald man etwas sieht, was einem gefällt.
Cebuc: Der große Wechsel wird saisonal sein, aber die Vintage-Pieces kommen immer neu dazu. Für Second-Hand-Lover und Treasure-Hunter lohnt es sich auch unsere Social-Media-Kanäle im Auge zu behalten, um Schätze nicht zu verpassen.

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