Mit dem Taxi durch die Nacht: Daniela Golpashin findet sich in dem neuen ORF-Film „Zwei gegen die Bank“ als Taxlerin Maggy auf einer abenteuerlichen Fahrt durch das nächtliche Wien wieder. Der Talk.
Wenn Maggy, gespielt von Daniela Golpashin (39), von etwas genug hat, sind es Probleme: Ihr Sohn ist krank, wie sie seine Behandlung bezahlen soll, weiß sie nicht. Woher das Geld für die Reparatur ihres Taxis kommen soll, ist ihr auch ein Rätsel. Obendrein ist sie schwanger und der Kindsvater mittlerweile ihr Ex. Da landet Finanzexpertin Juliette Koons (Caroline Peters) in ihrem Wagen – und mit ihr ein Koffer voller Geld. Die Bank, bei der Juliette die Millionen veruntreut hat, will sie zurück und schickt ihnen den korrupten Ex-Polizist Ari Brunner (Murathan Muslu) hinterher. Es beginnt eine wilde Jagd durchs nächtliche Wien, in der die beiden Frauen Freundinnen werden.

ORF-Premiere
Das flotte Roadmovie von Regisseurin Clara Stern feierte im August beim Filmfestival Kitzbühel Premiere. Jetzt hat „Zwei gegen die Bank“ sein ORF-Debüt (Montag, 20. Jänner, 20.15 Uhr, ORF 1). Im MADONNA-Interview spricht Schauspielerin Daniela Golpashin über die Dreharbeiten im Auto und erzählt, warum sie diese Rolle so gerne gespielt hat.
Was hat Sie an der Rolle der Maggy gereizt?
Daniela Golpashin: Der große Reiz war, dass es eine ungewöhnliche Geschichte ist und wahnsinnig komödiantisch ist. Ich hatte eine Traumrolle, die urkomisch ist: Hochschwanger, alleinerziehend und direkt. Eine Figur, die in Not ist, Geld braucht und sich auf ein Abenteuer begibt. Das Ganze verpackt in ein Roadmovie, gemeinsam mit Caroline Peters. Das war ein Traum.
Es macht großen Spaß, Ihnen zuzusehen. Haben Sie diese Stimmung auch am Set gespürt?
Golpashin: Zu 100 Prozent. Regisseurin Clara Stern, Caroline und ich sind immer noch in Kontakt. Wir wollen unbedingt weitermachen. Es war so außergewöhnlich, weil es von der ersten Sekunde an gematcht hat. Wir waren vor der Kamera, hinter der Kamera, nur am Lachen, am Weitererfinden, am Improvisieren, am Frei sein. Es war auch so schön, weil Clara das durch ihren Regiestil so lustvoll gefördert hat. Das ist etwas ganz Besonderes und das haben auch alle Beteiligten gesagt.
Was zeichnet für Sie diese Geschichte aus?
Golpashin: Es geht nicht um Mord und Totschlag und es geht nicht um eine Liebesbeziehung. Es sind nicht diese zwei Themen, die ja sehr, sehr gerne produziert werden. Es geht um eine Frauenfreundschaft, um Solidarität und darum zu sagen: Wie unterschiedlich können wir als Personen, als Menschen sein und uns trotzdem zusammenraufen? Wie kommen diese zwei Frauen in einer Nacht zusammen? Das ist irgendwie total schräg, weil sie aus komplett unterschiedlichen Welten kommen, sich am Anfang überhaupt nicht mögen und gegenseitig bespitzeln. Beide sind in einer unglaublichen Not und raufen sich dann doch zusammen.
Wie war es, so viel im Auto, in einer beengten Situation, zu agieren?
Golpashin: Dieses Drehbuch ist aus einer Coronasituation heraus entstanden, weil man gesagt hat, wie kann man auf kleinstem Raum und so sicher wie möglich produzieren: Es hat sich zu einer größeren Produktion entwickelt. Tatsächlich war das aber der Ursprung der Idee. Das war natürlich schauspielerisch eine Herausforderung, aber auch eine große Freude. Für mich war das eine neue Erfahrung, nicht jeden Drehtag auf einem anderen Motiv zu sein. Mein Zuhause ist dieser Autositz, mit diesem Lenkrad, mein Arm am Fenster und genau und das versuche ich die nächsten Wochen zu beleben.
Maggys Motiv, sich auf diese Geschichte einzulassen, ist das Geld, das sie für die Krankenhausrechnungen ihres Sohnes braucht. Können Sie das nachvollziehen?
Golpashin: Natürlich! Das sind urmenschliche Konflikte. Ich bin selber Mutter einer Tochter und unabhängig davon, auch wenn ich es nicht wäre, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Es war auch befreiend, Maggy zu spielen, weil ich das Gefühl habe, es wird sehr schonungslos mit dieser Figur umgegangen.
Der Film zeigt auch eine Zweiklassengesellschaft in der medizinischen Versorgung. Hat Sie das beschäftigt?
Golpashin: Ich glaube gar nicht nur medizinisch. Ich glaube, es ist ein Film, der diese Zweiklassengesellschaft darstellt. Diese Figuren finde ich nicht wahnsinnig unrealistisch. Die beiden könnten, so wie sie sind, existieren. Das finde ich auch so schön. Es ist natürlich eine Form von Märchen, die wir erzählen, zu sagen, diese Frauen, raufen sich in dieser Nacht zusammen. Es ist ein schönes Symbol für die Welt. Die Süddeutsche hat geschrieben, es ist eine Kapitalismuskomödie, was ich ganz treffend fand. Es ist eine gesellschaftskritische Kapitalismuskomödie, ohne dass es belehrend ist und mit dem Zeigefinger daherkommt. Das hat mich auch gereizt, weil es vielleicht Themen sind oder Welten, die man sonst nicht so erlebt.
Ist es schön, den Menschen solche Themen so näherzubringen?
Golpashin: Auf jeden Fall. Über etwas zu lachen, was ganz ernst ist, befreit die Zuseher:innen vielleicht für 90 Minuten. Dafür sind wir Schauspieler:innen auch da. Finde ich.