Nachhaltiges Österreich

Die unfassbare Wahrheit über die Textilindustrie

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Viele Schattenseiten der Textilindustrie sind den KonsumentInnen schon lange bekannt. Doch neben Wasserverschmutzung, Treibhausgase und Arbeitsrechtverletzungen lässt sich die Textilindustrie ein weiteres Verbrechen zu Schulden kommen: das massenweise Verbrennen von Kleidung.  

Erschreckenderweise ist das Ausmaß dieses Verfahrens kaum zu berechnen - Schätzungen vergleichen den Treibhausgas-Ausstoß der Textilbranche mit dem der Luft- und Schifffahrt. Kaum ein Unternehmen gesteht diese Umweltsünde ein, einige wenige wurden von NGOs oder Einzelpersonen entlarvt.

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Vernichtung ungetragener Kleidung

Schon 2017 dominierte der H&M Skandal die Medien, der Vorwurf lautete, dass tonnenweise ungetragene Kleidung verbrannt wurde. H&M wies alle Anschuldigungen von sich und betone ausschließlich Kleidung mit Qualitätsmangel zu verbrennen. Diese Aussage wurde durch gründliche Recherche widerlegt und es steht fest: große Markenkonzerne widersprechen ihren selbst auferlegten Umwelt- und Sozialstandards.

Verbrennung zur Ziegelproduktion

Ein Bericht der Umweltschutzorganisation Greenpeace zeigt, dass Textilreste in Kambodscha in Ziegelöfen enden. Das Verbrennen von Textilienverschnitt und Produktionsabfällen im offenen Feuer zur Ziegelproduktion widerspricht kambodschanischen Gesetzen, doch das hält Markenkonzerne wie Nike, Reebok, Clarks und viele weitere nicht auf.

Neben Umweltverschmutzung wird ihnen auch moderne Sklaverei vorgeworfen, da die Arbeitsbedingungen bei der Ziegelproduktion katastrophal sind. Von hochgiftigen Dämpfen über Schuldknechtschaften bis hin zu Kinderarbeit ist hier die Rede. Die Konzerne, die sich zu den Vorwürfen geäußert haben, weisen die Schuld von sich und klagen über die Entsorgungspolitik in Kambodscha.

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Gründe für Verbrennung

Tatsächliche gibt es mehrere Gründe für die Verbrennung von (ungetragener) Kleidung, der größte ist die Überproduktion der Fast Fashion Industrie. Da es für große Modeketten günstiger ist in Massen zu produzieren, nehmen sie diese Überproduktion gerne in Kauf.

Für Luxuslabels kommt die Zerstörung brandneuer Produkte auch infrage, um den Markenwert erhalten zu können. So beugen sie vor, dass die teuren Luxusartikel zu günstigeren Preisen an die falschen Leute gelangt und die Exklusivität der Marke gefährden.

Mit dem Boom der Online-Einkäufe wächst auch die Problematik, die mit den Retouren einhergeht. Zurückgegebene Artikel landen nicht selten im Abfall und schlussendlich im offenen Feuer, da es schlichtweg günstiger für die Unternehmen ist, als die Artikel erneut zum Verkauf anzubieten.

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Forderungen nach Systemwandel

Inwiefern die KonsumentInnen diese Produktionsarten beeinflussen können, ist fraglich. Ein Boykott der großen Marken stellt sich als besonders schwierig heraus, da man den Produkten kaum aus dem Weg gehen kann.

Slow Fashion und Second Hand sind vor allem in der Textilindustrie gute Alternativen, doch ist ein gesamter Systemwandel schon lange überfällig.
  

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