Drama am Glockner

14 Stunden Suche nach Verrücktem

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Minus 20 Grad, stockfinster und Sturmböen auf 3.800 Meter Seehöhe.

Verrückt – nicht nur sein Leben, sondern auch jenes von zwölf Bergrettern, einem Alpinpolizisten und einem Notarzt setzte der russische Geschäftsmann Roman D. (35) aufs Spiel. Der Hobby-Alpinist wollte im Alleingang den Großglockner erklimmen. „Zu dieser Jahreszeit und alleine ...“, schüttelte der erfahrene Bergretter-Chef Kurt Nairz nur noch den Kopf.

Nur leichte Erfrierungen
Donnerstagabend 18.30 Uhr ging der Notruf des Russen ein. „Es war der schwierigste Einsatz der letzten zwanzig Jahre“, schilderte Bergretter Peter Tembler. Absolute Dunkelheit, minus 20 Grad und Sturmböen – Hubschrauber-Einsatz bis zum Gipfel unmöglich. Die Retter machten sich zu Fuß auf den Weg. Neun Stunden später fanden sie den 35-Jährigen 200 Meter unterhalb des Gipfels am Stüdlgrat auf 3.600 Meter Seehöhe. „Er hatte wie durch ein Wunder nur leichte Erfrierungen“, so Tembler – aber nicht einmal eine Biwak-Ausrüstung für den Notfall.

Am Limit
„Wir waren selbst am Limit“, so der Einsatzleiter. Die Retter brachten den Russen so weit, bis ein Heli landen konnte. Er kam ins Spital, die Retter stiegen ab. Nach 14 Stunden war ihr Einsatz zu Ende. Wer die Kosten dafür zahlt ist unklar.

Bergretter: "Er wird dafür zahlen müssen"

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu der Bergtour des Russen auf den Großglockner?
Kurt Nairz: Zu dieser Jahreszeit und alleine, ist das mehr als unverantwortlich. Und wenn man schon nicht mehr weiter kann und keine Biwak-Ausrüstung hat, sollte man bei Tageslicht Hilfe rufen.
ÖSTERREICH: Muss der Gerettete für den Einsatz zahlen ?
Nairz: Sicher wird er dafür zahlen müssen. Aber wir haben leider die Erfahrung mit diesen Ostländer-Leuten gemacht, dass wir nix kriegen.
ÖSTERREICH: Das heißt, Sie bleiben auf den Kosten sitzen?
Nairz: Im Jahr sind das bis zu 50.000 Euro. Zum Glück haben wir Spender und Förderer.
ÖSTERREICH: Wie viel kostet ein Rettungseinsatz?
Nairz: Die Stunde kostet 38 Euro pro Mann. Die zwölf Mann waren 14 Stunden auf dem Weg.
Interview: fuw

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