Franz Fuchs´ Blutspur

20. Jahrestag: Im Visier des Bomben-Terrors

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Heute vor 20 Jahren begann mit den Briefbomben die schwärzeste Stunde der 2. Republik.

Es war die brutalste Terrorserie der 2. Republik: Heute vor 20 Jahren, am 3. Dezember 1993, begann die erste von fünf Briefbombenserien. 
Bis 1995 gab es vier Tote und zehn Verletzte. Einzeltäter Franz Fuchs sandte die Sprengsätze per Post unter dem Pseudonym „Bajuwarische Befreiungsarmee“. 
Die Chronologie:

  • 3. Dezember 1993: Pfarrer August Janisch, der sich für Flüchtlinge in Hartberg engagiert, ist das erste Opfer. Am selben Tag wird die ORF-Journalistin Silvana Meixner durch eine Bombe verletzt.
  • 5. Dezember 1993: Die linke Hand des Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk wird zerfetzt. Er schwebt in Lebensgefahr. Eine Sekretärin einer Anwaltskanzlei ist am 6. Dezember das 4. Opfer.
  • 24. August 1994: Der Beamte Theo Kelz (40) verliert durch die Explosion beide Unterarme, auch zwei Kollegen werden verletzt.
  • 4./5. Februar 1995: Eine Sprengfalle von Fuchs explodiert in einer Roma-Siedlung in Oberwart: 4 tote Männer.
  • 9. Juni 1995: Attentat auf die Pro 7-Mitarbeiterin Arabella Kiesbauer – statt ihr wird eine Redakteurin verletzt. Heute sagt Kiesbauer: „Es war ein Jahr lang belastend für mich.“
  • 1. Oktober 1997: Festnahme: Fuchs wird von der Gendarmerie kontrolliert, weil sich zwei Frauen verfolgt fühlen. Er zündet eine Bombe und verliert beide Hände.
  • 9. März 1999: Lebenslang: Fuchs wird in Graz zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein Jahr später, am 26. Februar 2000, nimmt er sich in seiner Zelle das Leben.

Dagmar Koller über den Terror: "Denke jeden Tag daran...!"

ÖSTERREICH: Wie präsent ist der Anschlag vor 20 Jahren noch bei Ihnen?
Dagmar Koller: Ich denke jeden Tag daran. Wenn ich in das Badezimmer gehe, das voller Blut war. Ich habe auch den Sessel, in dem es passiert ist, erst kürzlich neu überzogen. Früher saß da immer der Helmut – jetzt sitze ich da und denke an ihn.

ÖSTERREICH: Was war rückblickend das Schlimmste?
Koller: Die Zeit direkt nach dem Attentat. Die Ärzte hatten Helmuts Hand in den Bauch operiert, um die Finger zu retten – umsonst. Diese drei Wochen waren die Hölle. Die Ungewissheit. Plácido Domingo kam und brachte seinen Arzt mit, aber die Finger waren nicht mehr zu retten …

ÖSTERREICH: Dann aber gaben Sie gemeinsam diese berühmte Pressekonferenz.
Koller: Helmut wollte allen zeigen: Mich bombt ihr nicht weg. Er hat immer gesagt: Gott sei Dank habe ich den Brief geöffnet und nicht ein Mitarbeiter im Rathaus.

ÖSTERREICH: Wie waren Ihre Gefühle, als feststand, dass Franz Fuchs hinter den Anschlägen steckt?
Koller: Wir haben seinen Namen nie erwähnt, wir wollten ihm keinen Raum in unserem Leben geben. Er war das Negative – wir das Positive. Ich bin aber sehr froh, dass er sich umgebracht hat. Das war die einzige gerechte Strafe …

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