42-jähriger Jurist soll rumänischen Tätern entscheidende Hinweise auf Goldbarren-Versteck geliefert haben.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat gegen einen ehemaligen Wiener Rechtsanwalt Anklage erhoben, der im vergangenen Herbst in den Diebstahl von 20 Kilogramm Gold im Wert von rund 700.000 Euro verwickelt gewesen sein soll. Wie sein Verteidiger Werner Tomanek am Montag mitteilte, wird sich der 42-Jährige in der Verhandlung - Prozesstermin gibt es noch keinen - schuldig bekennen und den Schaden gutmachen.
Der Jurist - er sitzt seit Februar in U-Haft und hat sich mittlerweile von der Anwaltsliste streichen lassen - hat laut Anklage rumänischen Tätern die entscheidenden Hinweise geliefert, dass diese einer 78 Jahre alten Frau 20 Goldbarren stehlen konnten. Die allein stehende Dame und der Ex-Anwalt waren freundschaftlich verbunden - die gemeinsame Leidenschaft für die Oper hatte sie einander näher gebracht. Sie verbrachten regelmäßig Abende in der Staatsoper und flogen zu Opern-Aufführungen ins Ausland. Eines Tages vertraute die 78-Jährige ihrem jüngeren Freund an, dass sie ihr gesamtes Vermögen in Gold veranlagt hatte und dieses in ihrer Wohnung in Wien-Leopoldstadt aufbewahrte.
Gab Wissen an rumänische Kriminelle weiter
Dieses Wissen gab der 42-Jährige einem rumänischen Kriminellen weiter, den er in seiner Funktion als Anwalt kennengelernt hatte und mit dem er ebenfalls befreundet war. Der Jurist äußerte sich dabei über den Leichtsinn der 78-Jährigen, worauf der Rumäne den Plan fasste, bei dieser einzubrechen. Wie in der neunseitigen Anklageschrift festgehalten wird, zeigte sich der Anwalt "in jeder erdenklichen Weise bereit, zu dem ausgeklügelten Tatplan beizutragen". Er fertigte demnach Fotos und Videos von der Wohnung und der Alarmanlage an, die die 78-Jährige installieren hatte lassen. Am 23. September lud er die Frau im Wissen, dass sein rumänischer Bekannter gemeinsam mit einem Mittäter diese Gelegenheit zum Einbruch in deren Wohnung nutzen würde, zu einer Weinverkostung zu sich nach Hause ein. Als die 78-Jährige zögerte, schickte er ihr mittels seines Smartphone ein Foto des bereits gedeckten Tisches und brachte sie damit außer Haus.
Obwohl die beiden Rumänen die Wohnung auf den Kopf stellten und laut Anklage sogar Bohrungen an den Wänden durchführten, um auf einen allenfalls gut verborgenen Tresor zu stoßen, fanden sie das Gold nicht. Unverrichteter Dinge mussten die Eindringlinge abziehen. Als die 78-Jährige am nächsten Morgen ihre verwüstete Wohnung entdeckte - sie hatte die Nacht bei dem Anwalt verbracht -, brachte dieser sie dazu, nicht die Polizei zu verständigen und das Schloss nicht auszutauschen. Der Anwalt gab vor, er werde sich um alles kümmern und der Versicherung den Schaden melden.
In weiterer Folge gelang es dem 42-Jährigen, der älteren Dame das Versteck des Goldes zu entlocken. Die Goldbarren befanden sich in einem Geheimfach unter einer Holzabdeckung am Kopfende eines Wohnzimmerschranks. Nur einen Tag später drangen die beiden Rumänen neuerlich mit vermutlich duplizierten Wohnungsschlüsseln in die Räumlichkeiten der 78-Jährigen ein, die der Anwalt wiederum zu sich gelockt hatte. Diesmal fanden die Einbrecher, wonach sie gesucht hatten. Seither sind das Gold und die Rumänen verschwunden - sie dürften sich in ihre Heimat abgesetzt haben. Die von der Justiz veranlassten Fahndungsmaßnahmen verliefen bisher im Sand.
Der Ex-Anwalt behauptet, er sei von dem Rumänen, mit dem er seit vier Jahren befreundet war, in gewisser Weise zu seinem Verhalten gezwungen worden und hätte aus Angst mitgemacht. Sein Verteidiger Werner Tomanek betonte am Montag im Gespräch mit der APA, der 42-Jährige sei um eine rasche Schadensgutmachung bemüht: "Er hat zwei Eigentumswohnungen. Die werden jetzt möglichst zügig verwertet." Der Ex-Anwalt soll auch Wertpapierdepots mit einem Einlagestand von rund 100.000 Euro besitzen.