Anonymous Austria

24.938 Polizisten im Internet enttarnt

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Name, Anschrift: Hacker legen online alles offen.

Walter A. ist einer von insgesamt 24.938 Polizisten. Sein kompletter Name, sein Geburtsdatum und seine Privatadresse – alle diese persönlichen Daten sind seit gestern früh aller Welt zugänglich. Die berühmt-berüchtigte Internet-Hacker-Truppe Anonymous Austria hat nämlich wieder zugeschlagen – und diesmal wurde ein staatlich hoch sensibler Bereich bloßgestellt: die privaten Daten von Polizisten im ganzen Land.

Aber nicht nur das: Die führerlose Internet-Truppe, gegen die bereits seit Anfang September die Staatsanwaltschaft ermittelt (siehe auch rechts), macht sich auch noch über die Polizei lustig. Datenklau?: „Es hat doch ohnehin niemand etwas zu verbergen, oder?“, schreiben sie im Internet.

Die Ermittler des Innenministeriums sind in Rage: „Es ist aber zumindest mittlerweile gesichert, dass die Daten nicht direkt über die Ministeriums-Datenbank gekommen sind, sondern von einem polizeinahen Verein – und wir ermitteln jetzt auf Hochtouren“, so die Auskunft aus dem Büro von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. „Polizeinahe“ Vereine gibt es zwar viele, aber wenige verfügen über einen so enormen Mitgliederstock – noch dazu auf ganz Österreich verteilt.

Opfer: „Jetzt sind wir plötzlich für alle Freiwild“
Anonymous-Hacker, die die ganze Aktion per Twitter kommentierten, behaupten, die Daten nicht gehackt zu haben, sondern sie seien ihnen „zugänglich gemacht“ worden. Bei den Opfern herrscht jedenfalls Empörung: „Ich bin auch unter den Polizisten, und ich ärgere mich maßlos. Aber ich hab hier auch Freunde, die verdeckt ermitteln oder in Strafverfahren gegen Verbrechen verwickelt sind. Und jetzt ist man plötzlich Freiwild für alle“, so ein Polizist, der zumindest in ÖSTERREICH anonym bleiben will.

Die Polizeigewerkschaft sieht ebenfalls ein ernstes Problem: „Das alles ist ein Wahnsinn! Es gibt ja jetzt schon Droh- oder Briefe zu Polizisten nach Hause, aber mit so einer Aktion wird dem Terror Vorschub geleistet“, so Leopold Keiblinger, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft FCG.

Als Motiv nannte die Hacker-Gruppe, dass man gegen die mit 2012 in Kraft tretende Vorratsdatenspeicherung auftreten wolle.

Die Hacker von Anonymous Austria sind in Österreich keine Unbekannten. Schon mehrere Partei-Homepages (SPÖ, FPÖ) wurden von der Gruppe lahmgelegt, auch die ORF-GIS-Datenbank stellten die „Kämpfer für Redefreiheit“ ins Netz und damit mehr als 220.000 ORF-Seher bloß.

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