Prozess: Schüler für perverse Fantasien missbraucht - 14 Monate bedingte Haft.
"Es handelt sich um eine äußerst perfide Art, wie zwei junge Menschen schwerst geschädigt wurden“, erläuterte Opferanwalt Klaus Dorninger gestern bei der Anklageverlesung im Linzer Landesgericht. Auf dem Anklagestuhl in Zimmer 522 hatte kurz zuvor ein prominentes Gesicht Platz genommen – der frühere Landesschwimmtrainer Helge G. (40). Scheinbar ruhig hörte er den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben wurden, zu. Darunter: pornografische Darstellung Unmündiger, Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses, öffentlich unzüchtige Handlungen von 2004 bis 2010. Zwei seiner Schützlinge, heute 25 Jahre alt, belasteten ihren Trainer schwer.
"Glatze Gnadenlos" war gelernter Erzieher
Helge G. – er war an einer Fachschule zum Erzieher ausgebildet worden – habe die beiden Opfer damals gezielt ausgesucht, warf Dorninger dem 40-Jährigen vor. Einer etwa stammte aus einem zerrütteten Elternhaus, fand in G. nicht nur den Schwimmlehrer, sondern auch den – vermeintlich – väterlichen Freund. Laut Strafantrag soll der erste Übergriff von "Glatze Gnadenlos“, wie G. genannt wurde, 1999 stattgefunden haben, als eines der beiden Opfer 14 Jahre alt war. Anfang 2010 wurden bei einer Hausdurchsuchung G.s Videos gefunden, die Nachwuchsschwimmer beim Schauen von Pornofilmen zeigten.
Beide Opfer leiden unter psychischen Störungen
Nach gut drei Stunden – die Öffentlichkeit war vom Prozess ausgeschlossen worden – verkündete Richterin Ursula Eichler das Urteil: 9.000 Euro Geldstrafe und 14 Monate bedingte Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Staatsanwaltschaft und Helge G. erbaten sich Bedenkzeit. Mildernd wirkten sich ein teilweises Geständnis und G.s Unbescholtenheit aus. Belastend war laut Eichler die psychische Beeinträchtigung der Opfer: Beide Männer leiden heute unter sexuellen Funktionsstörungen, Depressionen, multipler Persönlichkeitsstörung. Ihnen wurde nun je 1.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen.