Regimekritiker in Säure aufgelöst

Saudis diskutieren in Wien ab heute zwei Tage über 'Hass'

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Das umstrittene Abdullah-Zentrum veranstaltet eine Konferenz zu Hassreden

Das umstrittene, von der Schließung bedrohte "König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog" (KAICIID) veranstaltet am Mittwoch und Donnerstag eine Konferenz zum Thema Hassrede und Hetze in Wien. Dass Alt-Bundespräsident Heinz Fischer dort die Eröffnungsrede hält, sorgte bereits im Vorfeld für Diskussionen und brachte ihm Kritik, vor allem seitens der FPÖ, ein.
Fischer
© APA/Fotomontage
 

"Kampf gegen Hassrede"

Die zweitägige Konferenz des in Wien ansässigen, von Saudi-Arabien finanzierten Zentrums steht unter dem Motto "Die Macht der Worte. Die Rolle von Religion, Medien und Politik im Kampf gegen Hassrede". Eröffnet wird die Konferenz im Wiener Grand Hotel durch den KAICIID-Generalsekretär Faisal bin Muaammar, neben Fischer halten auch der EU-Sonderbeauftragte für Religionsfreiheit außerhalb der EU, Jan Figel, sowie der UNO-Sonderbeauftragte zur Verhinderung von Völkermord, Adama Dieng, Vorträge.
 
Der Nationalrat hatte im Juni in einer Entschließung mehrheitlich für einen Ausstieg Österreichs aus der 2012 gegründeten internationalen Organisation KAICIID gestimmt. Rufe nach der Schließung wurden unter anderem wegen des brutalen Vorgehens der Regierung in Riad gegen Demonstranten und Regimekritiker laut. Zudem wird dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman vorgeworfen, die Tötung des Regimekritikers Jamal Khashoggi angeordnet zu haben.
Saudis diskutieren in Wien ab heute zwei Tage über 'Hass'
© Screenshot
 

Regimekritiker in Säure aufgelöst

Jamal Khashoggi wurde im vergangenen Oktober im im Konsulat von Saudi-Arabien in Istanbul ermordet. Der türkische Geheimdienst hatte eine Tonbandaufnahme der letzten Momente des Regierungskritikers. Das Transkript davon hat nun die türkische regierungsnahe Zeitung "Sabah" veröffentlicht. Es enthält Informationen, wie zum Beispiel die angeblich letzten Worte des Journalisten.
Laut dem Protokoll teilt Maher Abdulaziz Mutreb, ein Mitglied des saudischen Killer-Kommandos, Khashoggi mit, dass er wegen eines Interpol-Befehls gegen ihn nach Riad zurückgebracht werden muss. Der Journalist beanstandet, dass es keinen Rechtsstreit gegen ihn gibt und dass seine Verlobte draußen auf ihn wartet.
 
Man hört auch, wie Mutreb und ein anderer Mann versuchen, Khashoggi zu zwingen, seinem Sohn eine Nachricht zu senden, in der er aufgefordert wird, sich keine Sorgen zu machen, wenn er nichts von ihm hört, heißt es in der Zeitung. Khashoggi widersetzt sich und sagt: "Ich werde nichts schreiben."
 

Khashoggis letzte Worte

Später hört man Mutreb sagen: "Hilf uns, damit wir dir helfen können. Denn am Ende werden wir Sie nach Saudi-Arabien bringen. Und wenn Sie uns nicht helfen, wissen Sie, was am Ende passieren wird." Sabah veröffentlichte auch Khashoggis letzte Worte, bevor er anscheinend unter Drogen gesetzt wurde und das Bewusstsein verlor.
 
"Bedecke nicht meinen Mund", sagte er seinen Mördern, laut Sabah. "Ich habe Asthma, tu es nicht. Du erstickst mich. "
Türkische Beamte haben die Existenz der Aufnahmen öffentlich bestätigt und sagen, sie hätten sie mit internationalen Regierungen geteilt, aber es ist unklar, wie die Zeitung sie erhalten hat.
Saudis diskutieren in Wien ab heute zwei Tage über 'Hass'
© APA
 

Leiche noch nicht geborgen

Fast ein Jahr nach seinem Tod wurde Khashoggis Leiche trotz internationalen Drucks nicht geborgen. Anfang dieses Jahres forderte ein UN-Experte für außergerichtliche Tötungen eine unabhängige und unparteiische Untersuchung seines Todes.
 
Die Sonderberichterstatterin Agnes Callamard beschrieb den Tod des Journalisten als "vorsätzliche Hinrichtung" und behauptet, "der Staat Saudi-Arabien ist verantwortlich" und sollte untersucht werden. Die saudische Regierung lehnte ihren Bericht ab und bestritt konsequent, dass die für den Tod Verantwortlichen auf behördliche Anordnung handelten. Die saudischen Behörden haben seitdem eine "Schurken"-Operation für seinen Mord verantwortlich gemacht und elf Männer vor Gericht gestellt.
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