Ludwig Adamovich bietet seinen Rücktritt an und die Kampusch-Anwälte prüfen eine Klage gegen die Republik.
Am Freitag hat die Soko Kampusch ihren Abschlussbericht präsentiert. Das Ergebnis: Entführer Wolfgang Priklopil war ein Einzeltäter – der Akt Natascha ist damit endgültig geschlossen. Was nicht heißt, dass Österreichs spektakulärster Entführungsfall keine Nachwehen erzeugt ...
Kampusch-Anwalt überlegt Klage gegen die Republik
Denn am
Freitag hat die Polizei erneut Ermittlungsfehler zugegeben. „Es stimmt,
Hinweise zu Priklopil sind falsch bewertet worden“, bestätigt Hofrat Ernst
Geiger. Und genau diese Pannen sind für Kampusch-Anwalt Gerald Ganzger nun
Ansatz für eine möglichen Klage gegen die Republik. „Es gab verschiedene
Hinweise auf Priklopil, die nie miteinander vernetzt wurden. Wir prüfen, ob
eine Schadenersatzklage Sinn macht“, sagt Ganzger zu ÖSTERREICH.
„Entscheidend ist, ob ein Polizeifehler kausal war, dass Natascha im Verlies
ausharren musste.“ Eventuelle Ansprüche würden an die Finanzprokuratur
gestellt. Es ginge um körperliche und psychische Schmerzen, um
Verdienstentgang und um die Verzögerung ihrer Ausbildung. Ganzger: „Bei
dieser Dauer der Gefangenschaft werden psychische mit körperlichen Schmerzen
gleichgestellt. Wenn wir eine realistische Chance sehen und Frau Kampusch
das will, wird die Klage gegen die Republik eingebracht.“
Es wäre ein noch nie da gewesener Fall mit einem hohen Streitwert. Wie hoch der Schadenersatzanspruch sein könnte, ist reine Spekulation – laut Rechtsexperten würde es um mehrere hunderttausend Euro gehen. Eine endgültige Entscheidung fällt in den nächsten Wochen.
Evaluierungskommission: Endbericht noch im Jänner
Bereits
morgen, Montag, könnte es zu einem weiteren Paukenschlag kommen. Ludwig
Adamovich, Chef der Evaluierungskommission, wird seinen Rücktritt anbieten.
„Ich werde meine Konsequenzen ziehen“, sagt er im ÖSTERREICH-Interview. Fest
steht: Der Abschlussbericht der Evaluierungskommission wird Ende Jänner
veröffentlicht. Und nur bei einer „Bombe“ wird der Akt Natascha noch einmal
geöffnet.
ÖSTERREICH: Der Abschlussbericht der Wiener
Staatsanwaltschaft schließt mehrere Täter im Fall Kampusch klar aus,
Sie allerdings haben immer von möglichen Mittätern gesprochen. Wieso
haben Sie hier als Leiter der Evaluierungskommission so falsch gelegen?
ÖSTERREICH: Welche Gründe waren das?
ÖSTERREICH: Sind Sie mit Ihren Aussagen hier zu
weit gegangen?
ÖSTERREICH: Am Montag tagt erneut die
Evaluierungskommission. Werden Sie dort Ihren Rücktritt anbieten?
ÖSTERREICH: Was wäre, wenn Ihre Kollegen Sie darum
bitten würden, die Leitung nicht abzugeben?
ÖSTERREICH: Auch der Abschlussbericht der Kommission
steht kurz bevor. Wird es da noch inhaltliche Überraschungen geben? Dana Müllejans |