Angst um Bub

Amok-Vater erklärt Kidnapping zum Scherz

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Jetzt fürchten sich einige noch mehr. Denn der Amok-Vater, der das Land mit seinem irren Kopffilm in Atem hielt, könnte ungestraft davonkommen.

Der Berufssohn und Frühpensionist, Möchtegern-Rennfahrer, der mit Gefängnisaufenthalten und Kontakten zu Rotlichtgrößen prahlt, von Edelsteindeals in Rotterdam und dem großen Geld durch Immobilien in Russland träumt, quälte seine Freunde bereits seit Anfang des Jahres mit bis zu 80 SMS am Tag.

Vergangene Woche drehte der 37-jährige mutmaßliche Stalker, der immer wieder auch in psychiatrischer Behandlung war, laut seinem Umfeld endgültig durch. Er soll sogar Brände vor den Türen von Freunden gelegt haben. Schon Dienstag kündigte er an, Ende der Woche in die Schlagzeilen zu kommen: „Sorgt dafür, dass alle zum Hilton kommen. Am Ende wird einer vom Dach fliegen.“

Sorgerecht.
Besonders alarmierend der Nachsatz: „Ihr wollt doch nicht, dass dem Luki (dem Sohn seiner Ex-Frau, für den er das gemeinsame Sorgerecht teilt, Anm.) etwas passiert.“ Die geschockten Freunde wandten sich an die Polizei und versuchten den Beamten zu erklären, wie gefährlich „ihr Kumpel“ ist.

Eingeschritten ist die Exekutive erst, als die Situation endgültig eskalierte: Am Freitag fuhr Sascha W. mit seinem Sohn Lukas (9) Richtung Oberösterreich. Weil er seiner Ex-Frau einen wirren Brief hinterließ und diese (eine FPÖ-Mitarbeiterin im Parlament) auch die Polizei verständigte, wurde einen Krisenstab installiert – zumal Sascha W. erneut in SMS von Kopfschüssen und Glock-Pistolen faselte.

Kein Anwalt.
Der Bub erlebte alles nur als actionreichen Ausflug bis in die Therme Geinberg. Dort verhaftete die Cobra den „Geiselnehmer“, der bis Montagnachmittag von der Wiener Polizei befragt wurde und das Kidnapping kategorisch abstritt: „Das war alles ganz harmlos. Ich hab mit meinem Sohn nur eine Spritztour gemacht und ein paar überspitzte SMS geschrieben.“ Übrig blieben nur die Vorwürfe wegen gefährlicher Drohung und Nötigung. Sascha W. wurde ins Landesgericht überstellt. Doch er dürfte so sicher sein, schnell wieder herauszukommen, dass er sich nicht einmal einen Anwalt nahm. Zu Redaktionsschluss prüfte die Staatsanwaltschaft den Fall noch.

Vor der spektakulären Irrfahrt mit seinem Sohn Lukas (9) hat der psychisch kranke Sascha W. (37) frühere Freunde bedroht, angeblich auch gezündelt und eine Schlagzeilen-Tat angekündigt (siehe Bericht oben). Thema seither allerorts: Wieso schritt die Polizei nicht ein?
Top-Anwalt Werner Tomanek kennt die Antwort: „Wenn jemand verhaltensoriginell wird, kann man ihm ja nicht gleich Handschellen anlegen. Das Problem ist: Die Bedrohung wächst meist rasanter als die Polizei reagiert.“
Beispiele aus dem Alltag: Unerwünschte Präsenz eines Verfolgers allein reicht nicht für eine Anzeige. Beschimpfungen gelten als Bagatelldelikt. Und selbst Droh-SMS werden erst ab zwei Dutzend verfolgt. Ignoriert ein Peiniger sogar eine gerichtliche Wegweisung, bleibt Opfern nur Verstecken – oder mutige Helfer und eigene Courage.

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