Rennen um Chefposten entschieden

Argentinier Rafael Grossi neuer Chef der Atomenergie-Behörde IAEA

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Folgt im Juli verstorbenem Japaner Amano nach.

Wien. Der argentinische Diplomat Rafael Grossi ist zum neuen Chef der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) gewählt worden. Der 58-Jährige erhielt am Dienstag die benötigte Zweidrittelmehrheit im Gouverneursrat, wie mehrere Diplomaten bestätigten. Grossi setzte sich damit gegen den kommissarischen IAEA-Chef Cornel Feruta durch.

Die IAEA-Generalversammlung muss die Wahl noch offiziell bestätigen. Aus diplomatischen Kreisen hieß es, Grossi habe 24 Stimmen in dem aus 35 Vertretern bestehenden Gouverneursrat erhalten. Zehn Stimmen entfielen demnach auf Feruta.
 
Grossi folgt dem Japaner Yukiya Amano nach, der im Juli im Alter von 72 Jahren gestorben war. Amano leitete die IAEA knapp zehn Jahre lang. Kurz vor seinem Tod hatte Amano den Gouverneursrat der IAEA über seine Absicht informiert, zurückzutreten zu wollen.
 
Die Atomenergiebehörde spielt weltweit eine entscheidende Rolle bei der Überwachung der friedlichen Nutzung der Kernenergie. So überprüft die IAEA seit 2016 mit strengen Kontrollen die Einhaltung der Auflagen des 2015 in Wien geschlossenen Atomabkommens mit dem Iran. Seit dem einseitigen Ausstieg der USA aus der unter Amano erzielten Vereinbarung steht diese auf der Kippe. Teheran begann als Konsequenz vor einigen Wochen mit dem schrittweisen Rückzug aus dem Atomabkommen.
 
Darüber hinaus spielt die IAEA auch im Kampf gegen die Verbreitung von Atomwaffen eine zentrale Rolle. Die UNO-Sonderorganisation mit 171 Mitgliedstaaten überwacht etwa den Atomwaffensperrvertrag.
 
Grossi war von 2010 bis 2013 Kabinettschef von Amano und ist seit 2013 Botschafter Argentiniens in Österreich sowie bei den Vereinten Nationen in Wien. Dem 58-Jährigen wurde schon länger nachgesagt, dass er gerne IAEA-Generaldirektor werden wolle. Er ist der erste Südamerikaner in diesem Amt.
 

Grossi will IAEA "nachkalibrieren" 

Nach dem Tod Amanos bewarb er sich als erster um den Posten. Grossi kündigte an, dass er die IAEA "nachkalibrieren" wolle, um Themen wie die nukleare Sicherheit stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Er werde gegenüber dem Iran einen "sehr konsequenten und sehr fairen" Ansatz verfolgen, erklärte er am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Er werde zudem ein "ehrlicher Vermittler zwischen allen" Parteien "ohne versteckte Agenda" sein.
 
"Ich denke, es ist wichtig, dass die Mitgliedsstaaten und die internationale Gemeinschaft die Garantie haben, dass ich absolut unabhängig und unempfindlich für Druck bin", sagte Grossi weiter. Mit den Medien wolle er eng zusammenarbeiten. Sein Vorgänger Amano war immer wieder dafür kritisiert worden, dass die IAEA unter ihm nur zurückhaltend Informationen an die Öffentlichkeit gab.
 
Der studierte Politikwissenschaftler Grossi arbeitet seit 1984 für den Auswärtigen Dienst seines Heimatlandes. Zunächst wurde er beauftragt, das lange geheimgehaltene Atomprogramm der gerade gestürzten argentinischen Militärdiktatur zu untersuchen. "Mir wurden die Grundlagen des nuklearen Ingenieurwesens beigebracht, ich habe alle Anlagen besucht und angefangen, in diesem Bereich zu arbeiten. Und ich habe nie damit aufgehört", sagte Grossi im August der dpa.
 
In den folgenden Jahren nahm Grossi in Genf an den Verhandlungen zur Chemiewaffenkonvention und dem Kernwaffenteststopp-Vertrag teil. 2002 wurde er Kabinettschef bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen mit Sitz in Den Haag, anschließend folgte das Engagement bei der IAEA.
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