Reuiger Wiener gab Zitat von Stefan Zweig mit auf den Heimweg.
Weil er sich auf einer Internet-Plattform als Betrüger betätigt und drei junge Frauen bestohlen hatte, die in ihn verliebt waren und zum Teil schon die Hochzeitsglocken läuten hörten, ist ein 30-jähriger Wiener am Donnerstag im Landesgericht für Strafsachen zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Zudem wurde eine offene bedingte Strafe aus einer vorangegangenen Verurteilung widerrufen.
Der Mann muss damit zusätzliche 17 Monate absitzen. Der fünf Mal einschlägig Vorbestrafte war damit einverstanden. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Im Gerichtssaal waren zwei geschädigte Ex-Freundinnen des Mannes anwesend. Ihnen gab er ein Zitat aus dem Roman "Ungeduld des Herzens" mit auf den Heimweg, indem er sich am Ende der Verhandlung erhob, sich ihnen zuwandte und erklärte: "Es tut mir wirklich leid. Aber Stefan Zweig hat einmal gesagt: Keine Schuld ist je vergessen, solange das Gewissen noch um sie weiß."
Der 30-Jährige - gut aussehend, wortgewandt und im Auftreten sehr selbstsicher - wurde im Jänner 2015 vorzeitig auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen. Bereits vier Wochen später bot er auf einem Internet-Marktplatz iPads, Kameras und sonstige teure Elektronik-Artikel zum Verkauf an, die er in Wahrheit gar nicht besaß. Er kassierte Anzahlungen, wenn die vermeintlichen Kunden auf die Lieferung drängten, "haben Sie die teilweise noch verhöhnt und ausgelacht", hielt ihm Richter Marc Farkas entsprechende E-Mail-Korrespondenzen vor.
Er sei "eigentlich nicht so", behauptete der Angeklagte. Nach der Zeit im Gefängnis habe er "zurückwollen auf meinen Weg. Ich habe die verlorene Zeit gut machen wollen". Das dafür benötigte Geld beschaffte er sich mit seinen Betrügereien. 49 Betrugsfakten umfasste die Anklage, der angerichtete Schaden belief sich auf über 40.000 Euro. "Es war wie ein Rausch. Und ich mittendrin. Ich war größenwahnsinnig", sinnierte der Angeklagte.
Wesentlich perfider fand der Richter die inkriminierten Diebstähle: "Die Damen zu bestehlen, die sich in einer Beziehung mit Ihnen wähnten, ist keine charmante Art." Er habe sich "in einem Ausnahmezustand befunden" und "irgendwann den weiteren abscheulichen Schritt gemacht", gab sich der 30-Jährige zerknirscht. Zu seiner ersten Freundin - mit ihr kam er im Mai 2015 zusammen - habe er "eigentlich eine Beziehung aufbauen wollen. Aber mich hat der Teufel geritten. Traurig zu sehen, was ich für ein Monster geworden bin". Eines Tages war nämlich die große Liebe der Mittzwanzigerin wie vom Erdboden verschluckt. Mit ihm waren ihr Schmuck, Laptop und ihre Bankomatkarte verschwunden. Damit behob der Täter knapp 5.500 Euro, ehe die Frau die Karte sperren ließ.
Freundin Nummer zwei folgte Anfang 2016. Wiederum verschwand der Angeklagte "bei Nacht und Nebel" (Staatsanwalt), wobei er ihren Laptop, ein iPad, einen Blu-ray-Player, eine Kamera und Einkaufsgutscheine mitnahm. Die dritte Frau, die sich in ihn verliebt hatte, vermisste 500 Euro und ihre elektronischen Geräte, als sich ihr Liebhaber in Luft aufgelöst zu haben schien. "Insgesamt waren es ja fünf Frauen, mit denen Sie so vorgegangen sind. Die letzten zwei hab' ich gar nicht mehr angeklagt, weil's bei dem Schaden eh schon wurscht war", bemerkte der Staatsanwalt.