Organisierte Kriminalität

BKA zerschlug drei organisierte Banden

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Drogen- und Waffenhändlern sowie Räubern das Handwerk gelegt.

Dem Bundeskriminalamt ist in Zusammenarbeit mit mehreren EU-Staaten ein Schlag gegen die Organisierte Kriminalität (OK) gelungen. Drei Banden, auf deren Konto Raubüberfälle, Schmuggel sowie Drogen- und Waffenhandel ging, wurde das Handwerk gelegt. Insgesamt sind 68 Personen in Haft, davon wurden 19 in Österreich festgenommen, wie Ernst Geiger vom Bundeskriminalamt (BK) berichtete. Österreich fungierte für die Kriminellen sowohl als Transit- als auch als Zielland, berichteten Fahnder des Bundeskriminalamtes.

Bande belieferte "Hells Angels" mit Waffen
Dabei gingen die kriminellen Banden durchaus raffiniert vor. Eine Bande schweißte in einer Autowerkstatt im Kosovo Drogen in den doppelten Boden von Transportfahrzeugen, die andere nutzte die Möglichkeit aus, als serbischer Fußball-Fanclub durch die Lande zu ziehen, um Raubüberfälle zu verüben. Die dritte Bande lieferte für die kriminelle Rockergruppierung "Hells Angels" in Schweden Sturmgewehre für einen Bandenkrieg, sagte BK-Ermittler Dieter Csefan. Dabei wurden zwei Kalaschnikows in Österreich sichergestellt.

Ausgangspunkt für die Einsätze war ein Projekt, das 2013 zur gemeinsamen Bekämpfung der Organisierten Kriminalität in den Westbalkanstaaten installiert wurde. Unter der Federführung des Bundeskriminalamtes wurden in Zusammenarbeit mit Ungarn und Slowenien zwölf Ermittlungsverfahren eingeleitet, drei Operationen konnten nun im April abgeschlossen werden. Neun weitere laufen noch bis 2015. Die Projektleitung übernahm das Büro für Organisierte Kriminalität des BK.

Verbrecherbanden machen 630 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr

Laut Erhebungen der UNO setzen straff organisierte Verbrecherbanden weltweit jährlich 870 Milliarden Dollar (rund 630 Milliarden Euro) um. Deshalb nimmt laut BK der Kampf gegen die Organisierte Kriminalität in nationalen wie internationalen sicherheitspolitischen Strategien eine hohe Bedeutung ein. Besonders in den Ländern am Westbalkan seien zunehmend kriminelle Organisationen etabliert. Die schwierige wirtschaftliche Situation in vielen dieser Staaten verschärft die Problematik zusätzlich.

Menschen in finanziell prekären Situationen würden am Balkan als "Soldaten" rekrutiert werden. Als Salär werden ihnen die Schulden erlassen. Manche, die als Juwelierräuber agieren, dürfen sich eine teure Uhr behalten, erzählte Geiger, Leiter der BK-Abteilung für Ermittlungen für Organisierte und Allgemeine Kriminalität. Die "Soldaten" müssten sich um nichts kümmern: Die Hintermänner der OK-Banden bringen sie nach Österreich, gewähren ihnen Unterschlupf und beauftragen sie mit den Verbrechen. Den Hintermännern ist oft kaum etwas nachzuweisen, außer man findet Spuren, etwa auf zur Verfügung gestellte Waffen für einen Überfall, meinte Geiger.

Deshalb war das Ziel des Projektes, die Täterstrukturen auch in ihren Heimatländern zu zerschlagen. "Wir erwarten uns Nachhaltigkeit und dass nicht wieder Soldaten ausgeschickt werden", sagte Geiger. So sind seit der Zerschlagung einer serbischen Raubgruppierung, die in "Pink Panther"-Manier agierten, in Wien die Juwelierraube stark zurückgegangen. "Österreich ist für diese Tätergruppen interessant", so Geiger.

Dreistufiges Projekt

Das EU-finanzierte Projekt wurde in drei Stufen geteilt. Zunächst wurden die Ermittler geschult, um sie auf den gleichen Ermittlungsstand zu bringen, "damit sie die gleiche Sprache sprechen", erklärte Geiger. Danach wurden in den einzelnen Ländern Netzwerke aufgebaut, um die konkreten Ermittlungen grenzüberschreitend beginnen zu können. Während innerhalb der EU die polizeiliche Zusammenarbeit grenzüberschreitend schon länger funktioniert, gab es mit den Balkanländern noch Probleme. Für die Ermittler ist der Zeitpunkt einzugreifen besonders schwierig: Es dürfe niemand zu Schaden kommen, aber es müsse den Kriminellen bereits eine strafbare Handlung nachweisen zu sein.

Aufgrund des großen Erfolges bisher will das Bundeskriminalamt bereits das Nachfolgeprojekt zur Ausschreibung einreichen, wobei dieses Mal in den Jahren 2015 bis 2017 der eurasische Raum miteinbezogen werden soll. Eine Entscheidung dazu soll es in den nächsten Monaten geben, sagte Csefan.
 

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