Knapp eine Stunde, nachdem Magdolna Theresia Ottrubay in einen SUV-Wagen stieg, ging erst der Polizei-Alarm ein.
Schock-Moment im Burgenland. Am Dienstagabend löste das Verschwinden von Magdolna Theresia Ottrubay (88) einen Entführungsalarm aus. Einen Tag später staunten die Beamten in Kitzbühel, Tirol, nicht schlecht, als Elisabeth Andras Ottrubay in der Polizeistation anrief, um zu melden, dass ihre Mutter in Tirol sei. Die 88-Jährige sei freiwillig von ihren Kindern im Burgenland abgeholt worden, sagte sie am Hörer. Trotzdem bleiben einige offene Fragen - warum zum Beispiel der Polizei-Alarm erst 50 Minuten nach der eigenwilligen Abholaktion eingelangt sei.
Warum die alte Dame auf offener Straße von zwei dunklen SUV-Wagen mit quietschenden Reifen abgepasst wurde, bleibt weiterhin ein Rätsel. Esterházy-Chef, Stefan Ottrubay, zeigte die Entführung an. Offenbar ist er über die Vorhaben seiner Mutter nicht informiert. Das nährt natürlich Gerüchte um einen Familien-Zwist. Laut Angaben handelte es sich bei der Abholaktion um eine familieninterne Geschichte. Wer zahlt aber dann den Polizei-Einsatz mit 100 Beamten?
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Mutter von Esterházy-Chef wieder aufgetaucht
Die Polizei hat die Identität der Frau vorerst nicht bekannt gegeben, aber mittlerweile offiziell bestätigt: Es handelt sich die Mutter des Generaldirektors der Esterházy-Betriebe, Stefan Ottrubay. Die an der Wegbringung der Frau Beteiligten hätten sich in der Nacht auf Mittwoch bei der Polizei in Tirol gemeldet, teilte die Landespolizeidirektion Burgenland mit.
Das sagt die Familie Esterhazy
Zum Verschwinden der Mutter des Generaldirektors der Esterhazy Betriebe, Stefan Ottrubay, aus Eisenstadt, hat sich am Mittwoch die Familie Esterhazy zu Wort gemeldet: "Als Sprecher der fürstlichen Familie Esterhazy lege ich Wert auf die Feststellung, dass auch dieser von den Behörden zu überprüfende Fall mit der Familie Esterhazy nichts zu tun hat", so Paul-Anton Esterhazy in einer Aussendung.
"Wir bitten insbesondere auch die Vertreter der Medien, die Familien Ottrubay und Esterhazy zu unterscheiden. Wir pflegen gänzlich andere Umgangsformen – besonders mit betagten Damen, die wir gerne in den großen Familienverband integrieren (...)", schrieb Esterhazy.
Zunächst Entführung vermutet
Bei der 88-jährigen Frau handelt sich nicht um eine unbekannte betagte Dame, es geht um Magdolna Theresia Ottrubay, die Mutter des mächtigen Chefs der Esterházy-Dynastie. Die Seniorin war 30 Minuten vor dem Großeinsatz der Polizei auf offener Straße offenbar in eine schwarze Limousine gezerrt worden.
Magdolna Ottrubay war gemeinsam mit ihrer Pflegerin in der Esterházy-Straße auf einen Rollator gestützt auf dem Weg in die nahe Bergkirche. Die Mutter des Chefs der Esterházy-Stiftungen und des größten Landbesitzers des Burgenlandes, Stefan Ottrubay (siehe Kasten), ging oft dort hin, hielt in der Kirche inne, betete manchmal einen Rosenkranz.
Laut Augenzeugen stoppten auf Höhe der Hausnummer 29 plötzlich zwei schwarze Limousinen auf der Straße. Aus einem der Autos stieg ein Pärchen, aus dem anderen eine einzelne Frau. Sie war auffallend groß, schlank und blond. Sie trug eine schwarze Mütze, einen dunklen roten Mantel, schwarze Schuhe und braune Handschuhe.
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Esterházy: Eine fürstliche Familie
Die erste Spur führte irrtümlich nach Ungarn
In einer ersten Information soll die Unbekannte auf die Pflegerin zugegangen und sie zur Seite gestoßen haben. Anschließend packte das Trio die 88-Jährige an den Armen und setzte sie in eines der Fahrzeuge. Mit hoher Geschwindigkeit flüchteten die "Entführer" in Richtung Bergkirche.
Laut Polizei hatten die Fluchtfahrzeuge vermutlich ausländische Kennzeichen, laut einem Augenzeugen wurden vor allem ungarische Fahrzeuge angehalten und kontrolliert. Die Fahndung nach den "Kidnappern" wurde jedenfalls nach wenigen Minuten aufs Ausland ausgedehnt. Jetzt ist bekannt, dass sich die 88-Jährige in Tirol bei ihrer Tochter aufhält.
Vermögen der Adelsfamilie wird in Stiftungen verwaltet
Die Geschichte der Adelsfamilie Esterhazy reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Im 17. Jahrhundert begann unter Palatin Nikolaus der Aufstieg zu einem der führenden ungarischen Adelsgeschlechter. Nach dem Tod von Fürst Paul V. Esterhazy 1989 begann seine Frau Melinda mit der Neuordnung des Besitzes, der in drei Privatstiftungen eingebracht wurde. 2001 erfolgte die Gründung der Esterhazy Betriebe.
Das Unternehmen wird seither vom Neffen der 2014 verstorbenen Melinda Esterházy, Generaldirektor Stefan Ottrubay, geleitet. Ottrubay ist auch im Direktionsrat der Esterházy-Gruppe.
Die Esterházy-Betriebe erwirtschafteten 2017 in der Kerngruppe einen Umsatz von 53 Mio. Euro. Davon wurden 32,7 Mio. im Bereich Forst, Landwirtschaft und Naturmanagement sowie 7,8 Mio. im Bereich Immobilien erzielt.
Das Netto-Gesamtvermögen der Esterházy-Gruppe war 2014 mit rund 800 Mio. Euro bewertet worden. Dazu kommen Vermögenswerte im Kulturbereich wie Schloss Esterhazy in Eisenstadt und die Burg Forchtenstein, die sich in ihrem Wert kaum beziffern lassen. Die Esterhazy Kultureinrichtungen zählen jährlich mehr als eine halbe Million Besucher.