Während Länder wie Italien und Frankreich auch den Online-Glücksspielmarkt liberalisieren, steht Österreich auf der Bremse. Das ärgert bwin.
Der heimische Online-Sportwettenanbieter bwin spielt derzeit verschiedene Zukunftsszenarien durch, die in einen Rückzug aus Österreich münden könnten. Hintergrund sind zum einen Fusionsgespräche mit dem britischen Poker-Spezialisten PartyGaming, zum anderen die Tatsache, dass das Glücksspiel in Österreich noch immer keine neue rechtliche Basis hat.
Gesetzesnovelle
Erst gestern erklärte der Generalanwalt am
Europäischen Gerichtshof (EuGH) das österreichische Glücksspielmonopol für
EU-rechtswidrig. Dem Vernehmen nach soll die lang erwartete Novelle zum
Glücksspielgesetz jetzt in einigen Wochen im Ministerrat beschlossen werden.
Laut ÖSTERREICH-Informationen bleibt das Thema Internet aber ausgespart,
womit die Interessen von bwin weiter auf die lange Bank geschoben würden.
Freies Italien
Andere EU-Länder wie Italien (wo bwin schon
Marktführer ist) haben die Liberalisierung des Online-Glücksspielmarktes
bereits vorangetrieben. Auch Frankreich reguliert den Markt neu. Wenn
Österreich weiter so zögerlich agiere, müsse es sich schon die Standortfrage
gefallen lassen, heißt es bei bwin. „Die österreichischen Behörden tun
alles, um bwin zu vertreiben“, sagte der Industrielle Hannes Androsch, der 9
% an bwin hält, wiederholt.
Fusionsgespräche
Sollte die derzeit verhandelte Fusion von
bwin und der britischen PartyGaming zustande kommen, stünde künftig ohnehin
eher London im Fokus als Wien. Eine Konsolidierung in der Branche steht an,
der Deal mit PartyGaming ist für bwin eine von mehreren „strategisch
sinnvollen Optionen“.
800 Mitarbeiter
Kehrt bwin Österreich den Rücken, ist das keine
Kleinigkeit. Es handelt sich – nicht zuletzt dank prominentem
Sportsponsoring (etwa Real Madrid, Hahnenkammrennen) um eine der
bekanntesten Austro-Marken. Von den 1.500 bwin-Beschäftigten arbeiten 800 in
Österreich – und an denen hängen weitere Jobs. Dass der Österreich-Standort
von bwin über kurz oder lang zumindest kleiner wird, gilt als
wahrscheinlich.