Eisenstangen-Mord

Ehemann des Opfers: "Ich klage die Republik"

Teilen

Keiner stoppte den Killer von Maria E. Ihr Mann will den Staat wegen Untätigkeit verklagen.

Franz E. (65) trauert. Und er ist wütend. Auf die Polizei, die Behörden, die Justiz und Sozialarbeiter. Niemand hat den brutalen Eisenstangenmord vom Yppenplatz an seiner geliebten Frau Maria (54) verhindert. Obwohl sie alle um die Gefährlichkeit des mutmaßlichen Mörders wussten. Alle kannten den Kenianer Francis N. (21), der illegal im Land lebte und schon wegen 18 Straftaten angezeigt worden war.

Franz E.: "Ich habe schon einen Anwalt angeheuert"

ÖSTERREICH besuchte den Witwer in seiner Wohnung in Wien-Simmering: „Ich habe einen Anwalt angeheuert und werde die Republik klagen.“ Er glaubt, dass der Mord zu verhindern gewesen wäre, wenn nicht alle weggeschaut hätten. Franz E. will es mit einer Klage wegen Untätigkeit versuchen: „Auch die Polizei wusste, wo er sich aufhält. Wieso haben sie nie die Anordnung erhalten, ihn abzuführen.“

Der Pensionist ist am Boden zerstört. Noch vor Kurzem buchte das lebenslustige Paar einen Urlaub in Geor­gien: „Sie hat sich schon so darauf gefreut“, erzählt er ÖSTERREICH.

"Wir finden keine Leute, die nachts arbeiten wollen"

Seit 18 Jahren waren Franz und Maria E. ein Paar. Die 54-Jährige arbeitete zunächst als Kellnerin in einem nahegelegenen Café. Später wechselte sie die Branche und wurde als Leiterin einer Reinigungsabteilung beschäftigt.

Der Ehemann war von Anfang an besorgt. Viele Aufträge mussten mitten in der Nacht ausgeführt werden – eben auch das Betreuen der Wettlokale in der Nähe des Brunnenmarktes. „Wir finden halt keine Leute, die in der Nacht arbeiten gehen wollen“, soll sie ihm entgegnet haben.

Deshalb zog sie am Abend des Mordes wieder los, um zu arbeiten. Doch am Arbeitsplatz kam sie nie an. Sie traf auf Francis N. Der mutmaßliche Täter war am Brunnenmarkt in Wien-Ottakring und bei den Behörden bestens bekannt: Der Kenianer irrte immer in der Gegend herum, warf mit Essen um sich, das ihm Standler gaben und ließ sich auch Straf­taten (Körperverletzung, Nötigung, Drogenhandel usw.) zuschulden kommen. Obwohl ein rechtsgültiger Abschiebe-Bescheid gegen ihn vorlag und er als gefährlich galt, ließ man ihn gewähren.

"Dieser Mann hat alles zerstört"

Erst vor sechs Wochen war das Baby von Marias Tochter auf die Welt gekommen.

ÖSTERREICH: Was würden Sie dem Täter nach dieser schrecklichen Tat am liebsten sagen?

Franz E.: Dass er alles zerstört hat. Maria war ein sonniger Mensch. Sie kannte diesen Mann nicht einmal und hat ihm nie etwas angetan. Wir hatten viele Pläne. Ein Urlaub in Georgien war schon gebucht, auf den wir beide uns schon sehr gefreut hatten. Ich empfinde im Moment einfach nur Wut.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie Ihre Frau in Erinnerung?

Franz E.: Maria war ein herzensguter Mensch mit einem sonnigen Gemüt. Sie engagierte sich ehrenamtlich als Schülerlotsin und war in der Gegend sehr beliebt.

ÖSTERREICH: Maria hat drei Kinder aus erster Ehe. Wie geht es diesen jetzt?

Franz E.: Ihnen geht es sehr schlecht. Ihre Tochter hat erst vor sechs Wochen ein Baby auf die Welt gebracht. Maria war so stolz darauf, Großmutter geworden zu sein und ihren Enkel in den Armen halten zu können.

ÖSTERREICH: Nach diesem schrecklichen Verlust – haben Sie vor, gegen die Republik zu klagen?

Franz E.: Ja, ich habe bereits einen Anwalt eingeschaltet. Jeder am Brunnenmarkt kannte den Mann und wusste, dass er gefährlich ist. Auch die Polizei wusste, wer er ist und wo er sich aufhält. Wieso haben sie nie die Anordnung erhalten, ihn wo hinzubringen, wo er niemandem etwas tun kann?

Bundeskanzler über Konsequenzen: "Verstehe die Ängste der Bevölkerung"

Die Regierung plant eine Reihe von Aktionen gegen die dramatisch gestiegene Gewalt.

  • Bundeskanzler Werner Faymann zu ÖSTERREICH über Maßnahmen gegen Gewalt: Ich sehe, dass die Verunsicherung in der Bevölkerung steigt, und verstehe die Ängste. Ich sage Innenminister Wolfgang ­Sobotka und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil volle Unterstützung für die Ausarbeitung eines gemeinsamen Maßnahmenpakets gegen Gewalt zu. Dazu zählen insbesondere konsequente Abschiebungen von negativ beschiedenen Asylwerbern, Vermeidung von Illegalität sowie mehr Exekutive im Einsatz.
  • … über wachsende Vorurteile: Wir müssen einer zunehmenden Polarisierung in der Bevölkerung und der Verbreiterung von Vorurteilen entgegenwirken. Pauschalierungen sind nicht zulässig.
  • … über den Anstieg von Ausländerfeindlichkeit: Wie der aktuelle Verfassungsschutzbericht zeigt, sind auch rechtsextrem motivierte Taten im vergangenen Jahr dramatisch angestiegen. Dieser Entwicklung können wir nur entgegentreten, wenn wir klar sagen: Jede Form von Gewalt ist strikt abzulehnen und entsprechend zu bestrafen. Man darf aber jene, die sich integrieren wollen und unseren Schutz benötigen, nicht mit jenen in einen Topf werfen, die gewalttätig oder kriminell sind.

 

Larissa Eckhardt

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.