"Häfen"-Liebe

Eis-Lady: Hochzeit muss warten

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Nach Scheidung: Auf die nächste Hochzeit muss „Eis-Lady“ Estibaliz Carranza noch warten.

Wien. Es ging alles ganz schnell. Nach nur 50 Minuten war die Ehe von Estibaliz Carranza (40) und Roland R. am Bezirksgericht Schwechat geschieden. Die verurteilte Doppelmörderin hatte die Scheidung eingereicht. Carranza hatte ihrem Mann angeblich vorgeworfen, Nacktfotos von ihr verbreitet oder den gemeinsamen Sohn geschlagen zu haben. In der Verhandlung war davon keine Rede mehr, die Trennung erfolgte einvernehmlich.

Immerhin ist Roland R. damit der bisher Einzige, der eine Ehe mit Frau Carranza überlebt hat.

Neue Liebe. Theoretisch ist der Weg für „Esti“ jetzt frei zur nächsten Hochzeit. Wie wir aus dem gerade erschienenen Buch Zelle 14 (siehe unten) wissen, ist sie frisch verliebt: In ihrem „Luxushäfen“ im Forensischen Zentrum Asten hat sie Martin L. kennengelernt, einen Mitgefangenen, der wegen Gewalt­delikten und Brandstiftung einsaß. Als aufflog, dass die beiden sexuellen Kontakt hatten, wurde L. in die Justizanstalt Garsten verlegt.

Hochzeit. Nun träumt Estibaliz Carranza davon, Martin L. heiraten zu dürfen und mit ihm ein Eheleben hinter Gittern zu führen.

Diesbezüglich sieht’s allerdings schlecht aus für die beiden. Die Anstaltsleitung im Forensischen Zentrum hält Martin L. nämlich für einen schlechten Umgang und sieht „Estis“ Resozialisierung gefährdet. Mit einer Zustimmung ist also nicht so schnell zu rechnen. Estibaliz Carranza hat Angst, dass sie ihren mittlerweile sechsjährigen Sohn nicht mehr sehen darf.

Ihre Privilegien wurden seit dem Erscheinen des Buches ohnehin stark reduziert. Mit ihrem Sohn darf sie nicht mehr in die Kuschelzelle. Er darf sie nur mehr in der regulären Besuchszeit treffen, und die wurde von einer ganzen auf eine halbe Stunde gekürzt.

Ex-Mann: "Esti ist mir egal. Ich will nur meinen Sohn"

Eis-Lady: Hochzeit muss warten
© Larissa Eckhardt

Nach der Scheidung am Bezirksgericht Schwechat sprach ÖSTERREICH mit Roland R.

ÖSTERREICH: Wie ist es gelungen, einen Rosenkrieg zu vermeiden?

Roland R.: Die Anwältin meiner Ex-Frau und ich konnten uns einigen: Ich darf für meinen Sohn endlich Unterhalt zahlen und darf ihn endlich wieder ­sehen. Im Gegenzug habe ich der einvernehmlichen Scheidung zugestimmt.

ÖSTERREICH: Es standen auch schwere Vorwürfe gegen Sie im Raum. Sie hätten Nacktfotos verbreitet, Ihr Kind geschlagen, die Groß­eltern bedroht und keinen Unterhalt bezahlt.

Roland R.: Die Nacktfotos hat sie ganz von alleine geschickt. Ich habe auch unser Kind niemals geschlagen oder die Großeltern bedroht. Der Kontakt zu meinem Sohn wurde mir verweigert. Ich wollte für ihn Unterhalt zahlen, doch ihre Familie sagt nur, dass sie mein Geld nicht brauchen und finanziell unabhängig sind. Das waren alles Erfindungen – wahrscheinlich, um die Scheidung und ihre finanziellen Forderungen durch­zubringen. Jeder einzelne Vorwurf gegen mich wurde fallen gelassen.

ÖSTERREICH: Wann hatten Sie zuletzt Kontakt?

Roland R.: Das war im September 2015 am Telefon, damals war sie noch in der Schwarzau. Es war kein guter Kontakt.

ÖSTERREICH: Wieso?

Roland R.: Wir hatten Streit. Ich wollte sie überreden, endlich mit den Geschäften aufzuhören. Ich war der Meinung, dass, wenn sie schon ein Buch herausbringt und viel Geld damit verdient, sie das Einkommen den Hinterbliebe­nen ihrer Opfer schicken sollte. Das lehnte sie ab.

ÖSTERREICH: Wann werden Sie Ihren Sohn wiedersehen?

Roland R.: Ich muss mich erst noch mit den Eltern von Estibaliz arrangieren.

ÖSTERREICH: Was halten Sie jetzt von ihr?

Roland R.: Esti ist mir egal. Ich will nur meine Ruhe und meinen Sohn.

Das Buch: Liebe, Mord, Knochen – hundert Gespräche in vier Jahren

Darf man mit einer verurteilten Doppelmörde­rin ein Buch schreiben und damit Geld verdienen? Diese Frage macht Zelle 14 zum vielleicht umstrittensten Buch des Jahres in Österreich. ­Autor und Verleger Bernhard Salomon hat dafür mit der mittlerweile 40-jährigen Estibaliz Carranza in vier ­Jahren mehr als hundert ­Gespräche geführt. Sie beschreibt in Zelle 14 ihre Taten und ihre „dunkle Seite“ mit teils gruseligen Details. Aber auch ihr Liebesleben breitet sie aus. In einem merkwürdigen Kontrast dazu stehen die in dem Buch abgedruckten Kochrezepte.

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